Hidden Champions

Walter Stuber

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Lesezeit ca. 19 Minuten

Vom Tyrann zum Mutmacher

Walter Stuber: So kriegst Du neue Auszubildende!

„Ich war früher ein Tyrann“, sagt Walter Stuber, geschäftsführender Gesellschafter der Gemeinhardt Service GmbH, eines Spezialgerüstbauers, und erinnert sich, wie er seine Mitarbeiter wegen Kleinigkeiten angeschrien oder sogar entlassen hat. Heute ist er anders. Doch was hat ihn so verändert? Wie wurde aus dem offensichtlichen Tyrannen ein Hidden Champion? Oder anders gesagt: Wie wurde der Saulus zum Paulus bzw. Walter?

Eine schwere OP zwang Walter zu einer langen Pause. In der hatte er viel Zeit zum Nachdenken. Zum Nachdenken über den Vater, der enttäuscht war, dass sein behinderter Sohn ihm keine Hilfe auf dem elterlichen Hof war, über das Streben nach Gewinn und dem Drang, allen zu beweisen, wie erfolgreich er als Unternehmer ist – egal wie unverhältnismäßig Kosten und Risiken sind. Da wurde Walter klar, dass es so nicht weitergehen kann. Er las Bücher, nahm an Persönlichkeitscoachings teil und besann sich auf seinen christlichen Glauben. Er begann mit dem lebenslangen Lernen. All das hat Walter zu dem Mann gemacht, der er heute ist.

Sein Unternehmen engagiert sich sozial in der Region. Er selbst ist Autor der „Mutmacher“-Reihe für Unternehmer, schreibt für seine eigenen Blogs und ist in den Sozialen Medien unterwegs. Der Erfolg kann sich sehen lassen. Walter erreicht junge Menschen und begeistert sie für den Beruf des Gerüstbauers. Doch das macht er nicht aus unternehmerischem Kalkül, sondern weil es ihm wirklich etwas bedeutet: „Ein Dank der Mitarbeiter, ein zufriedener Kunde, ein Kinderlächeln sind wichtiger als Gewinn.“

Interview mit Walter Stuber

Johannes Wosilat
Willkommen zurück bei The Hidden Champion mit mir, Johannes Wosilat. Ich interviewe Unternehmer persönlich und nah. Walter Stuber ist seit über 20 Jahren erfolgreich selbstständiger Unternehmer im Gerüstbau. Er ist einer der erfahrensten Experten der Branche. Zusammen mit Dirk Eckart wirkt er als Autor an den bekannten und erfolgreichen Büchern der „Mutmacher“-Reihe mit. Die Praxis-Handbücher zweier Unternehmer, die auch gerne neben den bekannten Pfaden laufen.
Er ist ein echter Netzwerker, Social Entrepreneur und teilt seine großen Erfahrungen gerne über Expertenbeiträge in den sozialen Medien. Er ist als geschätzter Fachmann und Sparringspartner mit vielen Netzwerkern der Branche verbunden. Herzlich willkommen Walter Stuber, schön, dass Du den weiten Weg zu mir gefunden hast.
Zuallererst habe ich drei Fragen mitgebracht, und zwar aus unserer Community. Wolfgang fragt: Auf Deinem Blog steht der Slogan „Mutig anders unterwegs“. Wie kam es dazu? In welchen Bereichen bist Du mutig anders unterwegs?

Walter Stuber
Ich war, man muss es einfach so sagen, früher ein Tyrann. So ungefähr bis 2012, dann gab es zwei Gründe, das zu hinterfragen. Als Tyrann habe ich jedes Jahr 100 Mitarbeiter entlassen und wieder eingestellt, aber Wert gelegt auf sehr genaues Arbeiten. Wenn jemand auf dem Lagerplatz etwas nicht ordentlich eingelagert hat, sodass es dort ganz gerade gesessen hat, die Gerüste nicht ganz gerade standen oder nicht ordentlich waren, dann konnte es schon sein, dass ich dann rausgegangen bin und rumgeschrien habe. Der eine oder andere hat dann aufgehört oder ich habe ihn gleich rausgeschmissen.
Ich hatte dann 2010 eine Baustelle, die wir komplett in den Sand gesetzt haben, aber am Ende hatten wir 500.000 Euro minus auf der Baustelle gehabt. Am Anfang waren es sogar 600.000. Danach hatte ich eine OP im Spinalkanal, die recht kompliziert war und da hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und da habe ich gesagt: „Ich muss irgendwas anders, ganz anders machen. Ich muss einfach zurückdenken.“
Zurück gedacht habe ich schon immer. Aber ich habe es auf die Straße gebracht. Dann habe ich angefangen, einfach verrückte Geschichten zu schreiben. Ich habe angefangen, Blogs zu schreiben und dieser Blog ist am Anfang, die ersten acht oder zehn Wochen, 60.000 Mal gelesen worden und es ist auch jetzt noch ein spannender Blog, der immer wieder gelesen wird.
So kommen die Leute auf meine Seite und solche verrückte Ideen habe ich. Ich sehe was und denk mir: „Hey, darüber könnte ich schreiben!“ Oder noch verrückter: Ich nehme das in die Firma mit. Das machen wir jetzt anders!

Johannes Wosilat
Das heißt, du hast Beiträge geschrieben über Themen, die jetzt nicht unbedingt Deine Expertise betreffen, sondern Dinge, die Dir aufgefallen sind, um Dich herum?

Walter Stuber
Genau. Ich habe nicht nur über mein Unternehmen geschrieben. Dafür haben wir verschiedene Unternehmer-Blogs. Da schreibe ich über Unternehmen und auf meinem privaten Blog schreibe ich ab und zu übers Unternehmen oder über mich selber oder meinen Urlaub, wo was gefallen ist oder wo ich unterwegs war. Aber ich packe auch Themen an, die aus dem Alltag sind.

Johannes Wosilat
Zweite Frage von Peter: Wie wichtig ist für Dich Netzwerken und wie viel macht es von Deinem Umsatz aus?

Walter Stuber
Netzwerken mit Menschen ist mir besonders wichtig. Ich bin in verschiedenen Gruppierungen, wo ich mich austausche. Das ist für mich sehr wichtig, denn ich möchte von den anderen Menschen lernen und ich bin für ein lebenslanges Lernen. Ich glaube, man kann immer was dazu lernen, wenn man die Augen und Ohren offen hält. Von den anderen lernen, das ist für mich so ein Credo. Lebenslanges Lernen.

Johannes Wosilat
Julia fragt: Du sprichst von den Big Five for Life? Was sind Deine Big Five im Leben?

Walter Stuber
Die habe ich auch 2013 niedergeschrieben. Mehr Zeit für meine Familie, für meine Frau. Mehr Gesundheit. Also mehr Sport. Mehr Abnehmen. Das habe ich erreicht. Ich habe über 50 Kilo abgenommen, habe wohl wieder 10 % zugenommen. Mehr Nachfolger, die nächste Generation an den Start bringen.
Also das sind einige Sachen davon. Heute würde ich sagen, ich glaube, das größte Big Five ist dankbar und glücklich sein. Ich glaube, dass man von hinten zu denken anfangen muss, sodass man sagt, was man erreichen will, wo man hinwill und sich das immer vorstellt. Ich habe mit der Sichtweise das alles erreicht.
Also wenn ich erreichen möchte, dass ich mehr Zeit für meine Familie habe, dann muss ich von hinten denken und mir sagen: Was möchte ich mit meiner Familie zusammen unternehmen? Ich möchte mit meiner Frau mehr reisen, ich möchte mit meiner Frau mehr im Garten arbeiten. Ich möchte einen biologischen Garten haben. Ich möchte mich daraus ernähren. Dann muss ich mir die Bilder schon vorstellen, wie das in Zukunft ist und nicht von vorn her denken.

Johannes Wosilat
Nach diesem kleinen Ausflug aus der Community geht es jetzt richtig los. Sag doch mal in zwei, drei Sätzen, was genau ihr eigentlich macht. Ich habe Deinen Namen gegoogelt und habe jetzt nicht nur den Spezialgerüstbau gefunden, sondern auch viele andere Inhalte über dich, Podcasts, Bücher, aber auch sehr viel über andere Teilbereiche, die wahrscheinlich auch das Gerüstbauen berühren. Aber was macht Ihr denn eigentlich?

Walter Stuber
Wir begeistern Kunden. Wir wollen einen Aha-Effekt hinterlassen. Ganz einfach gesagt, bauen wir hochkomplexe Gerüste an verschiedene Orte, zum Beispiel auf einem Schornstein. Dort haben wir in 170 Metern Höhe eine Antenne auf 10 Meter Höhe für Sandstrahlarbeiten eingerüstet. Das Komplexe war daran, dass man das Gerüstmaterial nur innen hochziehen konnte, aber die Begehung nur von außen möglich war. Über eine Steigleiter musste man 170 Meter hoch, um oben ein 10 Meter hohes Gerüst zu bauen, das im Endeffekt nur 14 Tage da gestanden ist, um diesen Masten zu sanieren.

Johannes Wosilat
Wahnsinn! Hast Du manchmal Respekt vor Aufgabenstellungen, Angst vor Aufgabenstellungen, die vielleicht zuerst sehr unwahrscheinlich oder unmöglich erscheinen?

Walter Stuber
Also den größten Respekt habe ich, wenn zum Beispiel bei der Deutschen Bahn ein Schutzgerüst gebaut werden muss. Das hatten wir letztes Jahr in Würzburg. Wenn das Gerüst vom Prüfingenieur am Ende dieser Arbeitszeit nicht abgenommen wird, dürfen die Züge darunter nicht fahren. Das bedeutet, dass ich pro Minute und pro Gleis zwischen 250 und 300 Euro bezahlen muss. Bei zwei Gleisen sind es rund 500 Euro die Minute, die Stunde also 30.000 Euro, in zehn Stunden 300.000 Euro plus die Vermögensschäden, die eventuell daraus resultieren, dass ein Mitfahrer im Zug seinen Flug nach Amerika nicht erreicht und darum vielleicht einen Vertrag über mehrere Millionen Euro nicht abschließen kann. Das macht schon nervös.
Früher sind Dirk Eckart und ich mit auf die Baustelle gefahren. Heute haben wir so gute Bauleiter, da ist auch mein Sohn dabei, dass wir nicht mehr mitfahren müssen, da wir wissen: Mit der Mannschaft klappt das. Die machen das. Da ist man natürlich früher schon am Anfang nervös und gut durchgeplant. Das ist komplex. Da darf nichts passieren, da darf auch kein Gerüstteil runterfallen und dann kommt dazu noch, dass die Bundesbahn sagt: „Wir haben unterwegs eine Havarie, wir müssen von den drei Stunden noch eine halbe Stunde abziehen, da muss noch ein Zug durchfahren. Also müssen die Oberleitungen wieder zugeschaltet und wieder abgeschaltet werden. Der Zug fährt in fünf Minuten durch, also eine halbe Stunde kürzer, aber die Endzeit können wir euch nicht verlängern“ und da wird man nervös.

Johannes Wosilat
Wie kommt man denn so durchs Leben?

Walter Stuber
Man muss ein bisschen verzichten lernen. Das Verzichten heißt bei uns: Wir wollen ungefähr jedes Jahr einen ähnlichen Umsatz machen. Wir haben uns selbst gesagt, für uns reichen 200.000 Euro Gewinn. Es ist natürlich bei den Banken so, die sagen, dass in einem Betrieb jedes Jahr ein Wirtschaftswachstum zwischen drei und fünf Prozent sein muss und in zehn Jahren muss der Betrieb gewachsen sein. Das ist heutzutage unser Denken – oder war unser Denken. Ich glaube, das wird zukünftig nicht mehr so sein, dass wir auf ewig ein hohes Wirtschaftswachstum haben. Vor vier Jahren haben wir begonnen, eine Gemeinwohl Ökonomie Bilanz zu schreiben und da haben wir festgelegt, der Gewinn irgendwo soll bei 200.000 Euro plus Geschäftsführergehälter liegen und alles andere, was da drüber ist, geben wir für Weiterbildung aus oder an die Mitarbeiter weiter.

Johannes Wosilat
Wenn Du sagst, man muss lernen zurückzustecken, hat das auch viel mit Demut zu tun, oder?

Walter Stuber
Ja, in großen Teilen. Also ich bin christlich orientiert, Dirk Eckert ist in der DDR aufgewachsen, der hat da keine Berührungspunkte gehabt. Wir haben aber unterwegs gesehen, dass wir ähnliche Werte haben. Ein Wert davon ist, die Firma familiär zu führen. Das ist für uns ganz wichtig. Also nicht zu sagen, wir sind ein Team und im Team sind elf Mitspieler und da drüben ist der Gegner. So sehen wir uns nicht. Wir sind familiär und familiär heißt natürlich auch, Schwache mitzunehmen im Unternehmen.

Johannes Wosilat
Du hattest gesagt, du seiest ein Tyrann gewesen. Wann hast Du das abgelegt?

Walter Stuber
Seit ungefähr 2012.

Johannes Wosilat
Okay, also vor zehn Jahren. Wie kam denn Dein Geschäftspartner, Dirk Eckart, mit dem Tyrannen klar?

Walter Stuber
Also, so wie ich heute bin, gefällt es ihm besser. Ich glaube auch … In meiner Kindheit war ich das letzte Kind. Meine Eltern waren Mitte vierzig, als ich auf die Welt gekommen bin. Ich war kein Wunschkind mehr. Mein Vater war in der Landwirtschaft tätig, hatte einen kleinen Bauernhof, aber mit sechs Jahren habe ich eine sehr seltene Spastik bekommen, die heißt HSP und die gibt es so 4.000 Mal in Deutschland. Diese Spastik und der Verlauf ist normalerweise so, dass ich nach 20 Jahren im Rollstuhl sitzen sollte. Spätestens das war bei mir nicht ganz so, ich bin jetzt über 55 Jahren nicht in den Rollstuhl gekommen, aber sie hat sich verschlechtert, sodass ich heute mit Krücken gehen muss. Viele denken, ich bin vom Gerüst gefallen, ist aber nicht so.
Für meinen Vater war es natürlich so, dass er eine Arbeitskraft verloren hatte. Ich habe in meinem Elternhaus ganz wenig Anerkennung bekommen und so war ich immer bestrebt mir die anders zu holen. Das hat mir 2010 gezeigt. Wir haben einen Auftrag über eine Million Euro angenommen und haben bei der Abgabe des Angebots schon einen Nachlass von 8 % gegeben, obwohl unsere Lieferanten uns gar keine Nachlässe auf ihre Preise gegeben haben. Irgendwann haben wir dann festgestellt, dass das eine Nummer zu groß war, aber da war es zu spät. Der Auftraggeber und unser Kunde haben sich auf der Baustelle gestritten und wir waren zwischendrin. Am Ende haben wir festgestellt, dass wir uns an einer Position um 300.000 Euro verkalkuliert haben und haben danach Nachträge gestellt. Die haben wir dann zehn Jahre vor Gericht durchgefochten.
Nach zehn Jahren ist der Prozess eingestellt worden und uns wurden 100.000 Euro zugesprochen. Da hat man natürlich dann neu überlegt: „Machst Du das, was Du jetzt gemacht hast, überhaupt richtig? Musst Du immer größer werden, immer weiter kommen, immer schneller werden? Da habe ich umgeschaltet. Dann habe ich noch die OP am Spinalkanal gehabt zu, wo ich nicht wusste, ob ich danach überhaupt noch gehen kann oder ob ich jetzt endgültig im Rollstuhl bin. Wenn Du dann so drei Wochen im Krankenhaus liegst, hast Du Zeit zum Denken. Was hast Du falsch gemacht? Ich war in Xing unterwegs, in einer christlichen Gruppe. Ich habe damals Christen in der Wirtschaft kennengelernt, CIW. Heute heißen sie Faktor C, die sitzen in Würzburg und da hat mir jemand geschrieben, das beste Buch sei Big Five for Life. Das habe ich mir dann organisiert, gelesen und da ab da habe ich dem Dirk Eckart gegeben und wir haben dann zusammen das Seminar besucht und ab da hat sich das komplett gedreht.

Johannes Wosilat
Stark, das dann auch auf allen Ebenen umzusetzen. Das war aber ein Prozess, oder?

Walter Stuber
Das ist ein Prozess, der geht nicht von heute auf morgen. Ich bin dann ins Coaching gegangen. Ich habe mich coachen lassen und war fast zehn Jahre lang immer wieder in verschiedene Coachings, habe verschiedene Sachen gemacht. Ich werde im Januar 62 Jahre alt und ich habe mich jetzt für sechs Monate noch mal für ein Persönlichkeitscoaching angemeldet.

Johannes Wosilat
Man hört ja auch nie auf zu lernen.

Walter Stuber
Nein, wir haben’s ja gesagt: lebenslanges Lernen und ich habe mich darum noch mal angemeldet und gesagt, ich möchte das jetzt noch mal anschauen, wie ich zum positiven Denken komme. Also die Gedanken umdrehen. Man hat ja Gewohnheiten. Ich habe jetzt ein Buch gelesen, man hat 60.000 Gedanken am Tag und davon sind ganz viele negative Gedanken. Ich möchte einfach in die Schiene kommen, positiv zu denken.

Johannes Wosilat
Was ich total spannend finde ist, dass Ihr in Eurem ganzen Kommunikationsprozess nach innen, also gerade in Bezug wie Ihr mit den Auszubildenden umgeht, sehr viel systematisiert. Wie hast Du Dir das alles beigebracht? War das durch eine Weiterbildung oder hast Du Dir auch wirklich Menschen hinzugeholt, die Dir da ganz bewusst gesagt haben: Macht das so und so, wenn Ihr das tut, wird das erfolgreich.

Walter Stuber
Wir haben ganz viele Menschen gehabt, die uns geholfen haben. Jörg Mosler ist einer davon. Wie bekomme ich Personal? Er ist da ganz gut unterwegs. Dann haben wir Seminare von Klaus Kobjoll und Seminare von Jörg Knoblauch besucht. Also wir haben ganz verschiedene Seminare besucht und haben uns das Beste rausgesucht. Ich habe ganz, ganz viele Podcasts gehört, habe Bücher gelesen, ein Buch kann ich empfehlen, das ist Die Personalfalle. Da wird unterteilt in A-, B- und C-Mitarbeiter und genauso bei den Chefs. Wenn Du ein C-Chef bist, dann stellst Du auch nur C-Mitarbeiter ein. Dieses Buch habe ich gelesen, acht Seiten und dann habe ich es in die Ecke geschmissen.
Da kam raus, dass ich ein B-Chef bin. Was muss ich jetzt tun, dass ich ein A-Chef werde? Wir sind hergegangen und haben unsere Mitarbeiter gefragt: Was für Chefs sind wir? Da gibt es vorgefertigte Fragebögen, die sie anonym abgeben können. Die sind ausgewertet worden und mein Dirk Eckart hat 1,4 gehabt. Das ist ein A-Chef. Ich habe 1,6 gehabt. Das hat mich schon ein bisschen geärgert, sieben Jahre hart gearbeitet und ich habe nur 1,6. Also muss ich noch viel mehr tun, dass ich da nach vorne komme. Das haben wir jetzt noch mal gemacht, da waren wir ungefähr gleich bei 1,5.
Auch die Mitarbeiter machen jedes Jahr Mitarbeitergespräche und die Mitarbeiter werden da auch eingeschätzt und wir haben momentan 80 % A-Mitarbeiter, 20 % B-Mitarbeiter, C-Mitarbeiter haben wir gar niemand; die müssen gleich gehen. Da gibt es also vorgefertigte Bögen und nach diesen arbeiten wir das durch und das ist ganz interessant. Das sind auch teilweise Fragen: Arbeitest Du mit ihm oder bringst Du Ideen mit ins Unternehmen ein? Mitdenken. Es wird nicht nur das Arbeitstempo und so weiter bewertet, sondern auch mitdenken. Hältst Du die Arbeitssicherheit ein?

Johannes Wosilat
Aber die sind schon für Euch zugeschnitten, oder? Arbeitsschutz ist zum Beispiel etwas, das ich bei mir nicht so präsent hätte.

Walter Stuber
Doch, bei Dir ist Arbeitsschutz auch wichtig. Sitzt er richtig auf dem Stuhl, ist der Bildschirm weit genug weg? Also es gibt schon in jeder Branche Arbeitsschutz.

Johannes Wosilat
Man muss ja viele Punkte unter Kontrolle haben: Kunden, Gerüste, gefährliche Situationen, die entstehen können und dann das Marketing, das Recruiting. Das sind hier so viele Ebenen, die man noch mal wahrnehmen muss, wenn es einem wichtig ist. Ich kenne auch viele Handwerksbetriebe, da ist das nicht wichtig. Da ist der Ton auf der Baustelle echt rau und gefühlt machen die dafür nicht so viel. Also deswegen Hut ab, dass Du bereit bist, Dich und das Unternehmen zu verändern. Schon spannend.

Walter Stuber
Also Corona hat uns, muss ich sagen, auch sehr geholfen neu zu denken. Wir machen jetzt jeden zweiten Dienstag im Monat um 19:00 Betriebsversammlung per Zoom. Manchmal eine Viertelstunde, manchmal eine halbe Stunde und wir haben eine Teilnahmerate von 98 %. Wir haben momentan einen Mitarbeiter, der hat Krebs, der ist schon seit sechs Monaten zu Hause und der nimmt da, wenn es ihm gut geht, regelmäßig teil.

Johannes Wosilat
Ich habe noch ein paar private Fragen: Bist Du von Deiner Persönlichkeit her jemand, der mutig ist?

Walter Stuber
Ich bin mutig. Ich könnte dazu eine tolle Geschichte erzählen. Der Herr Knoblauch hat zu mir gesagt: „Du fliegst auch mit nach New York, da machen wir Besuche bei verschiedenen Unternehmern in Amerika.“ Da habe ich gesagt: „Ich stehe da nicht auf der Liste, aber wenn Du das sagst, dann stehe ich morgen früh auf der Liste. Ich habe aber ein Problem: Ich kann kein Englisch, ich war noch nie in Amerika.“ Er hat gemeint, es werde schon. Ein Teil sei auf Deutsch übersetzt. Dann bin ich heimgekommen und habe das meiner Frau erzählt. Da hat meine Frau gesagt: „Ich fliege da nicht mit.“ Da habe ich meine Schwiegertochter gefragt, die kann Englisch und ist bei mir in der Buchhaltung beschäftigt. „Willst Du mit nach Amerika fliegen?“ Da hat sie „Ja“ gesagt und wir sind zusammen nach Amerika geflogen. Dazu muss man mutig sein und einfach sagen: „Ja, das mache ich.“
Silicon Valley hat mir gezeigt, was wir Deutsche nicht haben und uns komplett fehlt: einfach machen. Ich muss auch immer wieder dazu sagen, man muss natürlich Menschen um sich rum haben, die an einen glauben. Und der Dirk Eckart, mein Gesellschafter, glaubt an viele Sachen, schüttelt natürlich am Anfang schon den Kopf. Wo ich mit der Gemeinwohlökonomie-Bilanz um die Ecke gekommen bin, hat er natürlich schon gesagt: „Das wird eine Nummer, die wird teuer.“ Die erste Bilanz hat uns 35.000 Euro gekostet, das Ganze darzustellen, dann schreiben zu lassen, wir haben da jemand. Dass studierte Menschen, wir sind Handwerker, sich da betreuen lassen, hat Geld gekostet. Aber im Nachhinein hat er jetzt verstanden, dass das natürlich wahnsinnig viel bringt, denn wir sind der Zukunft weit voraus. Alle anderen müssen jetzt auch Nachhaltigkeitsbilanzen oder Nachhaltigkeit nachweisen, wenn sie Geld von der Bank wollen, da gibt es eine EU-Verordnung. Für Kleinbetriebe noch nicht, aber das kommt noch. Und was natürlich ein Faktor ist: Die Sparda-Bank in München hat auch eine Nachhaltigkeitsbilanz und die haben 700 Bewerbungen im Jahr von Auszubildenden. Also junge Menschen schauen heute schon ganz stark, wie nachhaltig der Betrieb langfristig arbeitet und da sind wir natürlich dabei.

Johannes Wosilat
Und in dieser Bilanz ist das dargestellt?

Walter Stuber
Ja, in dieser Bilanz ist dargestellt, wie nachhaltig wir arbeiten. Wir sind zum Beispiel ein komplett digitalisierter Betrieb und haben fast kein Papier mehr. Also alle Unterlagen sind digitalisiert. Wir haben mit unseren Auszubildenden eine eigene Streuobstwiese. Also jeder Auszubildende, der zu uns kommt, darf einen sächsischen Obstbaum pflanzen. Da haben wir schon ganz viele, die erste Wiese ist jetzt fast voll, wir werden die nächste Wiese beginnen.
Wir haben auch Bienen, dieses Jahr haben wir eine Blumenwiese auf dem Betriebsgelände gesät. Also wir haben schon versuchen, nachhaltig zu arbeiten, wir haben Solar. Das haben viele andere Firmen auch und das hat mit Nachhaltigkeit nicht bis zum Ende zu tun. Aber wir schauen ganz viele Sachen an, wo wir Nachhaltigkeit leben können. Jetzt zu Weihnachten hat es zum Beispiel für unsere Kunden Insektenhäuser gegeben, die haben behinderte Menschen in der Diakonie gebaut.

Johannes Wosilat
Ich glaube, das ist auch so ein bisschen eine Denkweise, über die viele lachen und meinen, das sei alles Firlefanz, aber ich glaube, es hilft, so ein bisschen bewusster zu werden, was um einen herum passiert und was möglich ist. Auf der anderen Seite macht man einfach die Welt besser, auch wenn es in seinem eigenen Kosmos ist.

Walter Stuber
Bei uns ist es so: Wenn uns jemand bei Google bewertet, wird ein Baum in Mexiko gepflanzt. Die Idee ist gut, reicht für mich aber nicht. Die geht besser. Da bin ich hergegangen und habe mich mal damit beschäftigt. Wir sind in Sachsen, in so einer Gegend, wo sehr viele Obstbäume weggebaggert wurden und da habe ich mich mal erkundigt, ob es möglich ist, diese wieder neu aufzuforsten, indem wir für jede Bewertung einen Baum pflanzen. Aber Deutschland ist kompliziert, das geht nicht so einfach, denn da muss der Bauer zustimmen und es muss die Untere Umweltschutzbehörde zustimmen, damit es gemacht wird. Idee gut, Projekt geht nicht.
Dann habe ich gesagt okay, wenn das nicht geht, vielleicht geht was anderes. Bei uns in Sachsen sind die Felder oft 20 Hektar groß. Da nehme ich einzelne Bereiche, die würde ich pachten, zum Beispiel in Breite von 20 Metern, 50 Meter lang. Die würde ich zum Beispiel mit einheimischen Gehölze bepflanzen. Geht auch nicht, weil das Flugfeld der Feldlerche eingeschränkt ist.
Also Deutschland ist kompliziert. Mein Sohn hat das auch gefragt: „Warum machen wir das nicht in Deutschland?“ Ich habe mich dann intensiv damit beschäftigt und das ist einfach sehr kompliziert. Im Harz gibt es momentan Aufforstungsprogramme. Vielleicht nehmen wir daran teil und sagen, für jede Bewertung machen wir das. Aber der Gedankengang, warum in Deutschland da keiner eine Webseite aufbaut, ist für mich unverständlich.

Johannes Wosilat
Wofür bist in Deinem Leben am dankbarsten?

Walter Stuber
Am dankbarsten bin ich für meine Frau. Es ist heute nicht mehr so selbstverständlich, dass man jemand, der behindert ist, heiratet. Ich muss dazu sagen, ich habe damals noch mal 50 Kilogramm mehr gewogen. Ich bin für meine Frau sehr dankbar und ich bin auch für meine Schwester, mit der ich eine sehr innige Verbindung habe, sehr dankbar. Natürlich auch für meinen Gesellschafter, mit dem ich jetzt fast 30 Jahre zusammenarbeite.

Johannes Wosilat
Wenn Du auf Eure Aktivität schaust: Das ist schon recht viel Aufwand, das bedeutet ja relativ viel zu schreiben, relativ viel Zeit aufzubringen, um so viel Außenwirkung aufzubauen. Bekommt Ihr dafür auch Jobs?

Walter Stuber
Es hat eine Auswirkung, dass Du natürlich entsprechende Aufträge oder Anfragen bekommst. Das ist so, aber wie viel da daraus resultiert, kann ich nicht genau sagen.
Das Wichtigste ist natürlich, muss man immer wieder sagen, dass die Blogs untereinander verlinkt sind. Diese Links müssen auch gehen. Es muss auch geprüft werden, dass die immer wieder gehen, dass da keine toten Links da sind, ist natürlich schwierig, aber man braucht auch die Themen, man muss die Ideen haben und die habe ich.
Dann nehme ich eine Zeitschrift und die lese ich durch und dann streiche ich nacheinander die Themen an und dann mache ich meinen Redaktionsplan für ein Jahr und so wir haben das eingerichtet. Ich diktiere jetzt seit Neuestem bei Outlook den Blogbeitrag, dann schicke ich dem einem Redakteur zu, der schreibt mir dann den Blogbeitrag, dann füge ich das Bild dazu und unsere Agentur kann darauf zugreifen und nimmt dann automatisch den Blogbeitrag und veröffentlicht ihn. Wir haben das ganze Spiel ziemlich automatisiert. Wenn ich jetzt mit dem Auto unterwegs bin und ich habe eine Idee, dann schalte ich das ein auf dem Handy über die Freisprechanlage ein und diktiere unterwegs meinen Blog und wenn ich dann im Büro bin, schicke ich das weg.

Johannes Wosilat
Hut ab! Ihr seid Gerüstbauer. Daran sieht man, dass man aktiv sein muss, wenn man vorankommen will und vor diesen neuen Dingen, egal ob TikTok, Blog, YouTube oder ein Podcast, nicht wegrennen darf. Das ist einfach da.

Walter Stuber
Also letzte Woche habe ich mit Snapchat angefangen. Ich habe es noch nicht verstanden, wie es geht, aber ich habe jetzt mal ein Video hochgeladen. Das ist meine nächste Baustelle.

Johannes Wosilat
Das Video soll nach einem Tag schon wieder weg sein, oder?

Walter Stuber
Weiß ich nicht. Ich bin noch nicht dahintergekommen, wie es geht oder wie es funktioniert. Aber ich schaue mir ganz viele YouTube-Filme an und probiere rum, wie das geht. Ich bin zu alt, ich muss das Ganze suchen, aber ich probier’s immer. Es sind ja keine Grenzen da und es ist für uns. Was mich momentan so stört: Ich bin jetzt 62, meine Frau ist in Altersteilzeit und alle fragen mich, wann ich in Rente gehe. Das ist in Deutschland ab 55 ganz normaler Standard. „Wann gehst Du in Rente? Wann fängt ein Nachfolger an?“ Es ist in Deutschland nicht erlaubt, bis 90 ein Unternehmer zu sein. Irgendwann sollst Du das übergeben. Die Banken wollen das. Alle wollen, dass Du das übergibst. Mein Sohn ist als Nachfolge ausgestiegen, weil er eine schwerbehinderte Tochter hat. Dann ist da ein neues Problem aufgetaucht, aber ist auch eine neue Herausforderung. Es gibt ja für alles Lösungen. Man kann den Betrieb später an eine Stiftung übergeben. Ich kann ihn meinem Partner verkaufen. Der kann dann sein Sohn einsetzen.

Johannes Wosilat
… oder du wirst 120.

Walter Stuber
… oder ich werde 120. Also in zehn Jahren ist es vielleicht möglich. Man kann das den Mitarbeitern übergeben, dass man sagt: „Okay, Mitarbeiter, gib mir Geld, dann kannst Du den Laden haben oder ein anderer Mitarbeiter.“ Also es gibt heutzutage für alles Möglichkeiten. Was mich halt so nervt, ist, dass alle meinen, in Deutschland musst Du mit 63 Deinen Betrieb übergeben haben. Karl Pölzl, von dem lese ich auch einige Sachen, der sagt, bis 50 habe ich so viel Mist gebaut, den brauche ich jetzt, dass ich ab 50 ernten kann. So geht es uns auch.

Johannes Wosilat
Die Ernte ist ja auch nicht in fünf Minuten eingefahren.

Walter Stuber
Nein und der Ernteprozess ist nicht immer, was viele denken – viel Gewinn. Für mich bedeutet Ernte einen Dank eines Mitarbeiters oder dass ein Kunde begeistert ist und sagt: „Hey, toll gemacht, ihr bekommt wieder ein Auftrag“. Wir machen jetzt zum Beispiel einen Weihnachtsmarkt auf unserem Betriebsgelände mit Gulasch, mit Grillen, mit einer Bar, Weihnachtsbuden, mit Geschenken für die Kinder.
Ein Kinderlächeln, ein „Danke“ von einem Angestellten oder Kunden ist da viel mehr wert als der große Gewinn. Das ist alles ein Kreislauf. Ich glaube, das Interessante ist es, wenn die Kinder später sagen, sie wollen auch bei uns arbeiten. Ich habe eine Angestellte, die hat eine Tochter. Wenn die sagt: „Hey, ich will später mal bei dem im Haus landen“, dann habe ich doch irgendwo alles richtig gemacht.

Johannes Wosilat
Weißt Du, was ich spannend finde? Ich will jetzt Werbung machen, was muss ich denn dann sagen? „Wir sind die Besten, wir sind die Innovativsten“ oder was? Nein, die beste Werbung ist es, wenn andere über einen reden. Ich glaube, das hast Du ziemlich gut im Griff. Was kümmern Dich 1.000 Euro? Dafür kriegst Du vielleicht eine Anzeige in einem Amtsblatt. Was schreibst Du da rein? Aber Du sagst: „Wir geben den Preis weiter“ und dafür wirst Du überall erwähnt. Überall ein Zeitungsartikel und zahlst nicht extra dafür.

Walter Stuber
Also, wir haben das jetzt.

Johannes Wosilat
Ich weiß, und das meine ich, diesen Schritt einfach weiterzudenken und zu sagen: „Hey, ich gebe meiner Region was zurück und die Streuwirkung, die ist mehr wert als diese 1.000 €, die Du weiter gibst.“

Walter Stuber
Also wir haben noch zwei interessante Projekte, die sind vielleicht für andere auch interessant. Unsere Mitarbeiter bekommen momentan monatlich diese 50 Euro steuerfrei. Da gibt es bei uns keinen Tankgutschein dafür jeden Monat, sondern wir haben gesagt, wir suchen einzelne Biomärkte oder jetzt einen Bäcker vor Ort und haben gefragt: „Was für Produkte hast Du zu verkaufen?“ Dann haben wir über unsere Mitarbeiter-App das alles hochgeladen. Ihr könnt euch für 40 Euro einen Stollen raussuchen und wir bestellen das für euch und wir bereiten euch die Tüten vor und die könnt ihr dann in der Firma abholen. Wir machen das so alle zwei Monate, mal bei Straußenhof, der hat er Nudeln und verschiedene Seifen und Sachen. Dann haben wir mal einen Biohof, der hat dann Wurst und Fleisch gehabt und so weiter.
Da habe ich das Geld in der Region gelassen, das sind immer 1.200 Euro, die in der Region bleiben. Wir sind immer 30 oder 35 Mitarbeiter, die teilnehmen. Manche sagen, sie wollen nicht. Ich glaube, wenn ich Schnaps reinmachen würde oder Bier, würden vielleicht mehr kommen, aber das machen wir nicht.
Das andere Projekt, da unterschreiben wir jetzt am Donnerstag den Vertrag, habe ich von einem Unternehmer, der auch ein Gerüstbauunternehmer ist, vom Andreas Krebs aus Berlin. Der hat eine Patenschaft mit einer Oberschule in Berlin, 7. Klasse, und hat sich verpflichtet, vier Events im Jahr mit der Oberschule zusammen zu machen und das über die ganze Mittelstufe hinweg, also 7., 8., 9. und 10. Klasse. Wir machen einen Vorentscheid, da laden wir Schülerbands, Solosänger und -instrumentalisten ein, die werden mit einem Preis dotiert, wenn sie da mitmachen. Das ist auf unserem Betriebsgelände, da haben wir so einen ganz tollen Container als Bar- und Event-Container ausgebaut, mit einer Grillstelle und da können die aufführen und die drei besten Bands, die da rauskommen aus diesem Event, sind eingeladen bei unserer Schnippel-Disco mitmachen. Das haben wir dieses Jahr zum zweiten Mal gemacht.
Weißt du, was eine Schnippel-Disco ist? Das habe ich mal im Fernsehen gesehen und da habe ich gesagt, das könnten wir auch machen. Ich bin also auch so ein Fanatiker wegen der Lebensmittelverschwendung. Da bleiben wahnsinnig viele Lebensmittel auf dem Feld stehen, weil sie der Norm nicht entsprechen. Diese Lebensmittel bekommen wir von verschiedenen Orten gespendet. Einer davon ist ein Gut. Die spenden uns das Gemüse und wir schnippeln das alles klein. Disco heißt es, weil dabei eine Band spielt. Dieses Jahr hat eine Schülerband gespielt, wir haben geschnippelt, das zusammen gekocht und zusammen gegessen. Das ist eine Schnippel-Disco. Dann gibt es Preisgeld.
Damit haben wir unsere Bands und damit haben wir auch die 65 Jugendliche, die eingeladen sind, wo wir gemeinsam zeigen, was wir als Unternehmen machen und wo sie einen Mehrwert haben. Die wollen ja nicht Gerüste abbauen, sondern die wollen Mehrwerte.

Johannes Wosilat
So bekommt man Auszubildende und nicht anders. Nicht durch irgendwelche Stellenanzeigen. Das ist alles hochkomplex und erfordert viel Manpower. Aber es lohnt sich.

Walter Stuber
So bekommt man Auszubildende. Das Wichtigste ist, Du musst machen. Du musst anfangen und es läuft. Irgendwas läuft immer schief. Also, wo wir es zum ersten Mal gemacht haben, haben wir das am Kulturbahnhof in Leipzig gemacht und da haben wir festgestellt: Hey, das dauert viel zu lang, bis es so weit ist, da sind die ersten Leute schon wieder weg. Da ist ja auch nicht viel gewesen. Also wir müssen die schon in der 7. Klasse abholen, wo der Berufswunsch langsam kommt und wichtig ist, dass auch die Eltern mitkommen, denn entscheidend sind am Schluss nicht die Kinder. Ganz wenige Kinder entscheiden sich für einen Lehrberuf, weil die Eltern sagen: „Euch soll es mal besser gehen, am besten Ihr studiert.“
Wenn sie dann aber sehen, wie geil Gerüstbauer sein kann, denn das ist hochkomplexes Legospielen, dann ist es so, dass man auch viele Eltern für den Beruf begeistern kann. Wir müssen die Eltern abholen, denn Gerüstbauer kennen viele nicht. Im Gerüstbau kann ich nach zwei Jahren die Meisterprüfung machen. Mit einer Meisterprüfung kann ich mich selbstständig machen oder ich kann in eine Bauleitung gehen. Gerüstbau ist hochkomplex. Gerüstbauer werden in Industrie gebraucht, in der chemischen Industrie für hochkomplexe Gerüste, überall. Heute würde ohne Gerüst kein Gebäude mehr stehen, nicht saniert werden und gar nichts. Das Gerüst wird immer gebraucht, egal, was ich mache. Ich kann nach der Ausbildung auch ein Studium zum Bauingenieur absolvieren und kann Statiker werden. Gerüststatiker werden momentan händeringend gesucht. Es gibt viel zu wenige, weil die Gerüste immer komplexer werden. Die Architekten lassen sich immer komplexere Gebäude einfallen und das kann man mit den Standard-Gerüsten nicht mehr bewältigen. Also braucht man komplexere Gerüste und deswegen gibt es so eine Lehre und dann so eine Laufbahn.

Johannes Wosilat
Interessant. Walter Vielen, vielen Dank für den Einblick. Das war super spannend und hochkomplex. Manchmal versteift man sich vielleicht zu sehr auf Dinge. Wenn man einfach macht und versucht, das auf eine spielerische Art zu machen und auch seine Region einzubeziehen, dann kann man viel, viel schaffen. Bis zum nächsten Mal!

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