Hidden Champions

Maximilian Horn

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Lesezeit ca. 14 Minuten

Der Dealmaker

Eine Hand wäscht die andere und beide zusammen das Gesicht.

Seit Jahren gibt es schlechte Zeiten in Deutschland. Lockdowns bei hohen Coronazahlen verlangen viel von der Gesellschaft ab. An vielen Ecken, mangelte es Freizeitangeboten. Maximilian sorgt für einmalige Events und versorgt Menschen mit Brötchen- und Kaffeeautomaten, wenn die meisten Geschäfte bereits geschlossen haben.

Dem Geschäftsführer Maximilian steckt Deals abschließen im Blut. In seinem beruflichen Werdegang wollte er sich schon immer mit Menschen zusammenschließen, die die gleichen Interessen vertreten. Er wollte schon immer kreativ sein und seiner Leidenschaft folgen. Trotz mehrerer Rückschläge, ist er immer wieder aufgestanden. Obwohl er sich Darlehen bei Banken nehmen konnte, hat er privat Menschen gefunden, die in seine Projekte investieren.

Interview mit Maximilian Horn

Johannes: Heute habe ich jemanden neben mir sitzen, wo ich mir den ganzen Tag überlegt habe: Wie stelle ich ihn vor? Und ich werde es heute etwas anders machen wie normalerweise. Denn der Maximilian Horn, das ist der, der gerade neben mir sitzt. Der ist Unternehmer. Ich habe ihn auf einem Marktstand kennengelernt, aber heute macht er was ganz anderes. Und heute geht es nämlich um seine künstlerische Tätigkeit. Heute geht es um Musik. Heute geht es um das Essen. Um, sag Du es mir.

Maximilian: Lifestyle oder sagen wir Taste.

Johannes: Und Taste.

Maximilian: Und einfach guten Geschmack.

Johannes: Und darum geht es eigentlich heute.

Maximilian: Na ja, schön, du kochst ja auch nebenbei noch. Also wir warten, bis das Essen fertig ist.

Johannes: Wir haben genau jetzt noch 35 Minuten Zeit.

Maximilian: Ich glaube, damit hast du mich auch hergelockt.

Johannes: 35 Minuten, in denen wir jetzt das Interview machen müssen, weil dann sind die Ofenkartoffeln fertig und dann grillen wir. Und wir haben jetzt bestimmt schon 23:00 Uhr gleich.

Maximilian: Das hat übrigens mal mein Manager gesagt. Und der kocht sogar für mich. Dann hat er gesagt: Da muss er hingehen.

Johannes: Ja, Du wolltest ja absagen.

Maximilian: Aber da hat meine Frau noch nicht gekocht, also dachte ich mir, das ist ja echt meine Sache. Das kann ja auch in ein paar Jahren erzählen. So sieht es aus.

Johannes: Max, schön, dass Du meine Einladung gefolgt bist, dass Du nach Esslingen gekommen bist und dass ich heute für Dich kochen darf und auf der anderen Seite Dir viele Fragen stellen darf. Zu dem, was Du heute machst, schieß mal los. Direkt. Was machst Du eigentlich?

Maximilian: Ja, im Grunde einmal seit Jahren eigentlich eine Selbstverwirklichungsphase, so im kreativen Bereich. Da war die unternehmerische Tätigkeit das, was meine Ex-Frau damals mit mir zusammen gestartet hat. Die Patisserie, die es ja auch in Esslingen gibt, immer noch, die mich ja immer noch begleitet und wo ich mich so ein wenig verwirkliche in der Lebensmittelbranche. Wir sind auf Wochenmärkten, haben wir uns auch kennengelernt.

Johannes: In Feuerbach, als ich noch in Stuttgart gewohnt habe.

Maximilian: Fünf oder sechs Jahre müsste es jetzt eigentlich her sein. Und ja, die Liebe so zum Essen ist ja geblieben. Natürlich ist es so das Baby, was da ist und das pflege ich mit weiteren Familienmitgliedern immer noch bis hin nach Karlsruhe.

Johannes: Wenn man immer auf Wochenmärkten ist, weiß man eigentlich, wie viel Kunden man hat?

Maximilian: Nee, also das ist so mittlerweile auch durch die Pandemie, glaube ich, ein bisschen Wischiwaschi geworden. Also wir haben ganz starke Fluktuation durch Touristen und dann, mit so einem Kern, ich muss auch sagen, natürlich kommt da ganz viel Liebe rein und das merkt man auch bei den Produkten. Aber wenn es um Selbstverwirklichung geht, da bin ich im musikalischen Bereich mittlerweile dann angekommen und habe da meine Passion komplett entwickelt. So haben wir natürlich dann auch immer mal das Konzept mit Food und mit Musik kombiniert, was dann als Supper Club Idee mal dann in einer Pandemie auf den Tisch kam. Also wir bringen einen DJ zusammen mit Food.

Johannes: Das hört sich auch erst mal sehr einfach an und es hört sich vor allem so: Ah ja, da ist ein DJ und da gibt es Essen. Aber das Video, was ich gesehen habe, im Hangar.

Maximilian: Oben in Stuttgart, ja, das war das Extrem, was dann daraus geworden ist.

Johannes: Das ist ja.

Maximilian: Aber man muss ja sagen, im Grunde, also man muss ja auch mal anfangen, also wie es entstanden ist, dass es ja in der Pandemiezeit. Also wir wurden ja ausgebremst als Lebensmittelfirma. Wir hatten ja neben den Wochenmärkten haben wir natürlich Feste gehabt, Caterings usw., also in Aussicht gehabt und die sind ja alle abgeblasen worden. Also die sind ja im Februar 2020, da fing es ja schon so an und dann hieß es auf einmal, jetzt ist Ende im Gelände, jetzt ist Sense. Und bei mir war das natürlich so, mich konntest du nicht festnageln und sagen: So, jetzt darfst du mal nix machen. Also stay at home und was alle gesagt haben, war zwar schön für Hinz und Kunz, aber wenn du ein passionierter Unternehmer und kreativer bist und du hast immer so dein Schaffen vor Augen, dass du dich selbst verwirklichst. War das natürlich schon ein ziemlicher Schlag. Da waren zwei Jahre Vorbereitungszeit einfach mal dahin und auf einmal gab es kein Weindorf, kein Weihnachtsmarkt und was da alles in Aussicht stand. Und dann war es natürlich so, dann blieb ich zu Hause und hatte dann immer mal für mich selber gekocht in Stuttgart-Gablenberg, in welcher ich damals gewohnt und dann habe ich dann einem Fläschchen aufgemacht und dachte mir dann nach der Flasche gedacht, es wäre ja mega man jetzt da vorn an der Ecke mein Lieblings-DJ spielen würde. Das ist ja eigentlich auch gar nicht so dumm, weil die sind ja auch alle arbeitslos. Also könnte ich ja jetzt echt mal einen anfragen, ob er nicht Bock hat für mich zu spielen. Dann habe ich so ein bisschen Clubgefühl. Das Ganze könnte man dann vielleicht sogar noch aufnehmen mit der Kamera. Und dann könnte man es vielleicht auch noch streamen, dass andere, die zu Hause sind, auch noch was davon haben. Und dann dachte ich mir, eigentlich keine schlechte Idee. Und dann habe ich meinen Freund angerufen, den Toni Haupt von Ritter. Also der war damals mit Ritter Butzke, glaub ich in Berlin involviert und hatte seine eigene Agentur. Habe dann gleich angerufen. Es war 3:00 nachts und sagte: Hey Toni, ich habe eine Idee, was wir zusammen machen. Und so ist es entstanden und so habe ich ihm das geschildert. Er meinte: Super Idee. Wir kombinieren DJ mit Koch. Der eine kocht, improvisiert und der andere spielt sein neues Set und ist immer wieder an wechselnden Location, tolle Sachen. Wir hatten halt keine Gäste, aber er fand es toll und so startete es dann fünf Stunden später. Sechs Stunden später, mitten am Tag, habe ich ihn dann nochmal angerufen und er sagte dann: Ich dachte, das wär jetzt ehrlich gesagt Scherz gewesen letzte Nacht. Ich sagte: Nein, war es nicht. Aus einer Sendung damals sind es vier Sendungen glaube ich geworden und mit wirklich Hochkaräter in der Bar und im Hangar am Ende in Stuttgart. Das war natürlich dann mit der Eröffnungsszene. Das ganze Flugfeld war eigentlich ohne ein Flugzeug, es gab keinen Flugbetrieb und die Cellospielerin bringt.

Johannes: Auf dem Rollfeld.

Maximilian: Auf dem Rollfeld die Stimmung schon mal so langsam rüber und am Ende kocht, der Sven Launer war es dann zum Beispiel mit dem Solvane, also mitten in diesem Hangar und das war also.

Johannes: Surreal.

Maximilian: Surreal und nachher auch international ist das auch super angekommen. Also so, dass man dranbleibt an der Geschichte habe. So habe ich mich dann aus einem herkömmlichen Lebensmittelgeschäft eigentlich wieder zur Passion Musik.

Johannes: Da warst Du auch schon lange dabei, also Du machst jetzt Musik auch nicht.

Maximilian: Genau. Eigentlich vor der Firma. Bevor ich das mit meiner Ex damals begonnen habe, war ich eigentlich in der Technoszene schon visuell und auch musikalisch, auch als Postproducer bis heute hin unterwegs, aber eben nie nach außen hin. Also immer im Kämmerchen und immer für mich.

Johannes: Also voll die Passion, die Du aber während Deiner unternehmerischen Tätigkeit so gar nicht verfolgt oder vernachlässigt hast?

Maximilian: Das habe ich mich nicht getraut. Schöpferisch war ich dann wieder unterwegs, meine Ex-Frau hat diese Idee gehabt und mit Macarons zu starten. Heute ist sie auch da sehr erfolgreich auch drin und finde ich auch toll.

Johannes: Übrigens auch sehr, sehr lecker. Ja, das war ja der Grund, warum wir uns kennengelernt haben. Jeden Samstag, den wir da waren. Das war so unsere Routine. Und wir haben uns immer darauf gefreut.

Maximilian: Also, wie gesagt, ich bin ein Typ, der sich, der das Schöpfungswerk der Metamorphose liebt, es toll findet, wenn er etwas kreieren kann. Das entwickelte sich nachher mit Lebensmitteln, da sind immer wieder neue Rezepte entwickelt worden. Wir haben auch tolle Brotspezialitäten, teilweise ja, wirkliche Nischenprodukte. Deswegen habe ich damals das teuerste Brot auf den Markt geworfen. Champagnerbrot, 6 € in Reutlingen 2013. Da gab es Brot noch für 2 €. Also, und da haben Sie gesagt, also wenn jemand 6 € für ein Brot verlangt. Du kannst Croissants oder Brot verkauft wurde, du kannst Croissants und Brot verkaufen. Ich habe dann halt wirklich versucht, eine Nische zu belegen, mit besonderen Produkten. In der Pandemie kam es so ein bisschen als Kochsendung, was es heute ist zusammen und geht jetzt auch international Südafrika, mit der nächsten Sendung im Township, wo wir dann mit südafrikanischen bekannten Künstlern zusammenarbeiten und dann, wo wir einfach südafrikanische Mamis Soul Food auf der Straße kochen lassen. Und man muss ja auch sagen, im Grunde genommen alles zum Nulltarif. Ich habe das ja immer auch als Projektfinanzierung stemmen können, in dem ich wirklich dann Interessen zusammengebracht habe. Christina Herzinger, Tochter von Willi Weber, hat ja sehr, sehr geholfen, dass ich überhaupt einen Hangar bekommen habe. Bekommst du nicht einfach so. Geld wollte ich auch keins ausgeben. Und genau das gleiche dann eben, dass wir dann also auch Leute wie Singer auf einmal hatten, die dann gesagt haben, das war der einzige, der Geld gegeben hat, in der Pandemiezeit.

Johannes: Ensinger Wasser.

Maximilian: Das Mineralwasser.

Johannes: Ja, Wahnsinn.

Maximilian: Ja, also bin raus. Ich kam dann mit der Johannisbeerschorle. Und ich habe dann gesagt: Ich tue mein Allerbestes. Aber andere als wir. Sag jetzt keine Namen, aber andere Sponsoren, da hat sich natürlich keiner getraut. Und jetzt muss natürlich auf der einen Seite sehen. Wie bekommst du solche Projekte, Ideen in der schwierigsten Zeit eigentlich gestemmt? Und es ist einfach, indem wir eine Win-win-Situation schaffen. So habe ich dann Ensinger Mineralwasser natürlich auch andere Kunden zugeschanzt, wo ich dann einfach gesagt habe: Du kriegst jetzt einen Kick back bei dieser Art und Weise. Auf Instagram angeschrieben. Die kannten mich ja schon, wussten ja schon, dass ich ein Spezieller bin.

Johannes: Ein Verrückter.

Maximilian: Die haben wir dann auch andererseits unterstützt und das war letzten Endes dann nachher nur so möglich. Und siehe da, pflege es ja weiterhin, ich finde es ja toll. Aber Passion ist natürlich, die sich so herauskristallisiert hat. Jetzt sind wir jetzt an dem Punkt, dass er die Musik nicht nur mit der Kochsendung, sondern dann auch mit dem eigenen Album kam.

Johannes: Auf jeden Fall eine sehr schöne Verbindung. Beides sind ja Sachen, welche die Kreativität durchaus anregt. Leckeres Essen, gute Musik. Wo geht für Dich die Reise hin, wenn Du sagst, jetzt nix Geplantes in Südafrika?

Maximilian: Also von Projekt zu Projekt akquiriere ich schon Teams, aber an sich bin ich ja so ein innerer Core, ein innerer Kern. Ich kann natürlich nicht so schnell agieren, auch erst recht, wenn man natürlich auf fremde Hilfe angewiesen ist. Also das heißt also, eigentlich sollte aus dieser Kochsendung ja ein Festival, ein Club werden, der dann auch mit tanzenden Gästen stattfindet. Da man natürlich jetzt nach dem Lockdown, da hatten wir jetzt erst mal an all den Projekten, die da auch mit der Lebensmittelfirma zu tun haben, da hat mir einfach auch einfach die Kapazität gefehlt. Aber jetzt natürlich stehen schon solche Sachen im Raum, dass man sagt Mann, man pflegt die Kochsendung in Langa. Dann kommt die nächste Sendung, findet statt im Township mit Step Virus, einem Techno Duo dort. Und dann kreieren wir daraus natürlich dann auch ein Konzept, wo wir sagen: Okay, wir bringen das ganze Konzept in eine Stadt hinein oder ich bringe jetzt mal als Beispiel Stuttgart und alle Gastronomien beteiligen sich im Zuge der elektronischen Musik und Signature Drinks und Food an diesem Gesamtkonzept connected mit einer App. Sodass man sagt, man bewegt jetzt mal 100.000 Menschen einfach mal in die Straßen und bringt Soul Food mit musikalischem Klangdesign durch DJs zu einem wundervollen Event zusammen. Und das ist eigentlich die Vision dahinter. Der Vibe, der dann da entsteht, der ist einfach grenzenlos, es ist auch projizierbar auf andere Städte. Also sogenannt skalierbar, was du in Frankfurt machen kannst, kannst du in Hamburg machen und überall machen. Es ist eigentlich interessant, wenn du dann siehst, das hat mal so mit einer Idee in der Küche angefangen und jetzt sind wir eigentlich schon dann doch auf einem internationalen Feld angekommen und bringen es jetzt in die Realität.

Johannes: Was war Dein größter Fehler?

Maximilian: Dass ich Thema Mitarbeiter falsch angegangen bin, weil ich von mir ausgegangen bin. Sehr oft. Ich hatte mal eine ganz schwierige Zeit, 2003 war das. Da bin ich einmal pleitegegangen. Ich bin sehr oft pleitegegangen, aber wieder hochgekommen. Aber 2003, da habe ich gut verdient, nicht viel, aber gut verdient. Und von heut auf morgen habe ich gar nichts mehr verdient. Ich war ja immer selbstständig und da musste ich eben kellnern gehen von heut auf morgen. Das war eine ganz schöne Klatsche für mich, weil vorher konnte ich mir alles kaufen und auf einmal kannst du nichts mehr kaufen. Und dann war ich so bei einem Cateringunternehmen in Stuttgart und muss ich eine Liste schreiben und dann mit 7,50 € damals die Stunde. Dann durfte ich meinen Zettel abgeben und dann durfte ich noch mal zwei Wochen warten, bis ich mein Geld bekomme. Und damals habe ich mich wirklich verausgabt. Von hundert Prozent, die gefordert worden sind, habe ich 150 versucht zu liefern. Und ich bin immer von mir ausgegangen, bei der Führung und habe eigentlich immer Pulver in den Po geschossen, in jeglicher Hinsicht. Was mich also verwundert hat, ist, dass es Menschen gibt, die dann meinen, das sei als Schwäche auszulegen. Und deswegen habe ich heute eine ganz andere Herangehensweise bei Mitarbeitern. Ich habe es natürlich mit Arbeitern zu tun und muss dazu sagen, ich habe jetzt ein anderes Personal. Wir sind Mittelstandunternehmer, die auf geschultes Personal zugehen. Wir haben sehr viel angelerntes Personal. Das sind so Dinge, die mir jetzt spontan einfallen.

Johannes: Du sagtest, Du warst Umsatz getrieben. Was hast Du verändert?

Maximilian: Also ich habe gar nichts verändert. Also warum machen wir dann den ganzen Quatsch? Also man muss sich ja am Ende auch mal überlegen. Also kleidet man soziale Verantwortung, Steuern zahlen usw. Oder neue Arbeitsplätze schaffen. Aber letzten Endes, wenn man sich selbst betrachtet. Also wir gucken ja, dass irgendwo auch die Form der Glückseligkeit einsetzt. Wie gesagt, da ist weniger oft mehr. Ich habe mit Konzepten, wie zum Beispiel mit dem Circulation Senses, dieser Kochsendung, wo sich alle dran beteiligen und der Gewinn oder eine Rendite gar nicht im Vordergrund steht, sondern vielleicht der Markenwert. Da ziehe ich ja nirgendwo Geld aus der Sache. Aber wir hatten in der Pandemie eine geile Zeit.

Johannes: Aber es ist ja nun mal so, dass dann trotz allem das, was Du eben aufgebaut hast, jetzt diesen Freiraum natürlich auch bringt, um sich da auch zu entfalten. Zwar jetzt verspätet.

Maximilian: Aber indem ich auf Geld verzichte.

Johannes: Ja.

Maximilian: Also ich könnte mich ja jetzt noch mehr mich auf Dinge stürzen, jetzt in der Rendite noch mal auf das zurückzukommen, Form von Glückseligkeit zu finden. Weil Zahlen sind unendlich. Also ist die Suche nach Glück, wenn es ums Geld geht, nur unendlich. Ja, also so gesehen habe ich das eingestellt.

Johannes: Hat es Dich befreit?

Maximilian: Absolut.

Johannes: Vor ein, zwei Jahren habe ich Dich in der Produktion mal besucht gehabt. Da habe ich Dich gefragt: Max, hast Du ein Tipp fürs Leben? Und ich meine, Du hattest geantwortet.

Maximilian: Da war ich betrunken.

Johannes: Nee, das war morgens vormittags.

Maximilian: Da war ich betrunken.

Johannes: Nein, ich glaube nicht. Und da hast Du gesagt, Du brauchst immer einen guten Deal.

Maximilian: Die Sache ist einfach. Im Grunde genommen. Also, es war damals. So tickte ich wirklich damals. Dass in jedem Angebot noch ein Spielraum steckt, also etwas Besseres rauszuholen. Das findest du jetzt auch bei der Circulation Senses bei dieser Kochsendung. Ich hätte auch hingehen können und mir Geld von der Bank holen können. Aber es ist doch viel cooler, wenn sich Interessen vereinen zu einer Projektfinanzierung. Man hat es ja im Investmentbanking ja oftmals auch durch Joint Ventures. Und so weiter. Aber es ist doch eigentlich im Grunde genommen cool, wenn man sich mal wirklich mal. Das ist der schnellste Weg, irgendwo sich Geld herzuholen und dann wird die Sache bezahlt. Oder ich gehe hin und versuche Interessen zu einem Netzwerk zu vereinen. Und ich sehe mich da nicht als lachender Dritte, der am Ende dann sagt: Ja gut, jetzt ist eine Kochsendung da oder seine Marke, sondern wie bei Ensinger oder auch Meat Club und wie sie alle heißen. Dass sie nachher auch nicht nur gut präsentiert sind, sondern dass da auch noch nachher strategische Partner gewonnen werden. Und so ergänzt sich ein Geben zu einem Nehmen. Und letzten Endes kriege ich einen geilen Deal zustande, wo man sagt: So, eine Hand wäscht die andere und beide das Gesicht. Und das wäre jetzt vielleicht das, was ich damals gemeint habe. Im Blut steckt die Musik drin, dass man sagt: Okay, man kann aus 5.000 € vielleicht sogar 50.000 € machen, einfach so, ohne dass es jemandem weh tut. Und das ist also Dealmaking und das ist so eine meiner Stärken. Ich bin eigentlich ein ziemlich guter Dealmaker, würde ich auch sagen. Oder musste das auch sein, weil ich einfach oftmals gar nicht die Mittel dazu hatte. Die Firma wurde damals gegründet, da hatte ich 78 € auf dem Konto. Das war 2013. Und so war ich ja einfach in einer Phase, wo ich kreativ mich wohlgefühlt hatte. Aber natürlich hatte ich Familie und auf einmal hieß es natürlich: Ohne Moos nix los. Und sie kamen mit dieser Idee, der Patisserie um die Ecke. Wir waren ja familiär auch schon geprägt dadurch französisch. Dann lag das natürlich nah: Okay, gehen wir das Projekt an. Aber eigentlich hatte ich damals, wo sie diesen Wunsch geäußert hat, dass diese Patisserie gerne mit 78 € auf dem Konto. Das ist eigentlich etwas, wo ich sage, was ich auch meinen Kindern mitgebe. Du kannst eigentlich alles im Leben verlieren, aber Hauptsache, du verlierst deine Zunge nicht. Ja, also weil das Dealmaking ist das A und O. Wir sind alle Verkäufer. Wir müssen alle etwas verkaufen. Aber wenn wir Scheiße verkaufen, dann ist es halt einfach scheiße für alle. Es kommt zurück. Also es muss eine Win-win-Situation geschaffen werden. Und da ist in jedem Deal heutzutage Musik drin. Du kannst also sogar ein Produkt, was du für 100 € verkaufst, noch viel, viel wertvoller gestalten. Für alle Interessenten drumherum, die daran ein Interesse hegen. Wir haben jetzt aktuell ein Projekt, wo wir dann sagen: Okay, diese Patisserie wird automatisiert, weil die Sozialnebenkosten zu hoch sind für Mitarbeiter. Also Tiny Häuser mit Automaten und wir stellen sie auf und dann kriegst du 24/7 deine Brötchen und deine Croissants inklusive Apple, Google Pay in wunderschönen Tiny Häusern an tollen Standorten auch noch dazu ein Kaffeeautomat. 24 Stunden am Tag, günstiger als an der Tankstelle. Qualität doppelt so hoch. Dann haben wir jetzt einen Anbieter, der dann kommt mit seinen Tiny Häusern und stellt sie mir kostenlos hin und der Automatenhersteller kommt und sagt: Ich stelle es dir kostenlos hin. Wir haben jetzt drei Stück und bezahlt habe ich null. Aber ich gebe ihnen mehr über den Cashflow wieder zurück. Würden andere sagen: Du tickst nicht richtig. Aber ich zahl auch nix. Und ich denke deswegen, wenn man wirklich erkennt, wo ist der wahre Nutzen? Zum Beispiel, ob das Tiny House teurer bezahlt wird oder kann ich das natürlich bündeln. Also, Dealmaking ist das A und O.

Johannes: Die Macht des Deals.

Maximilian: Die Macht des Deals.

Johannes: Hast Du ein Lebensmotto?

Maximilian: Ja. Also, ich komme aus einer jüdisch deutschen Familie. Und mittlerweile ist das Prinzip von Noah mittlerweile mein Lebensmotto geworden. Also ich war ja immer der eine Jude in der Synagoge, den keiner leiden konnte. Der eine Querulant. Und dann hatte der Rabbiner irgendwann mal in Karlsruhe seinen Wochenabschnitt gepredigt. Und es war eine Zeit, wo ich mich versucht habe, ein bisschen ordentlich, also auch in einer gesellschaftlichen Community zu verhalten, in der jüdischen und dann auch da mitzuwirken. Und dann hieß es dann von oben: So Max, und jetzt hörst du zu, das, was ich dir jetzt sage, ist für so Typen wie dich. Und dann hat er eine Geschichte von Noah erzählt. Noah hat eben die Arche gebaut, vor der Sintflut. Und das ist mein Lebensmotto mittlerweile geworden. Also egal, was ist. Aber ich denke heute als Lebensmotto permanent darüber nach, wie ich jeden Tag eine Arche Noah, eigentlich im Grunde genommen um die den Dingen, die da kommen, gewappnet zu sein. Denn eigentlich ist es so, dass der Fehler oftmals darin besteht. Wenn’s denn dann passiert, dann sind sie wie paralysiert, weil auf einmal ist die Kacke am Dampfen. Mit einem Mal ist der Schock da, mit einmal ist das Problem da. Und was mache ich? Dann ist es zu spät. Also dieses eine Arche bauen ist eigentlich, da hat er auch recht gehabt. Der Rabbiner, der hat dann gesagt, das ist die und das ist der Teil, in der Thora, im Alten Testament, der für Unternehmer geschrieben worden ist. Denn Noah hat die Arche gebaut vor der Sintflut. Und es hat mir, muss ich ganz ehrlich sagen, oft den Popo gerettet. Also das sind so Sachen, wo du einfach sagst, wenn du das mal verinnerlicht hast, wird es richtig witzig, weil es funktioniert. Er hat recht gehabt damals. Es ist wirklich die Unternehmergeschichte schlechthin. Wenn du es ordentlich verkaufst. Und wenn du, reziprok sagt man auch so ein bisschen, handelst, ist das mega antizyklisch. Das Antizyklische ist das A und O.

Johannes: Antizyklisches Handeln.

Maximilian: Antizyklisches Handeln in jeglicher Hinsicht. Ich würde in einer Hochphase mein Lager füllen und in einer Tiefphase würde ich mein Lager abverkaufen. Wir müssen selbst frisch produzieren. Aber wenn ich jetzt jemand wäre, der Produzent wäre, ich würde in einer Hochphase mein Lager füllen und in einer Rezession, Depression würde ich es abverkaufen und die Lagerhaltungskosten vielleicht dadurch auch minimieren. Eigentlich ist momentan die Zeit für all diejenigen, die die Lager gefüllt haben und noch abverkaufen, sinnvoller. Ein Produkt herzustellen heute ist teuer. Richtig teuer. Ich glaube, die Kartoffeln.

Johannes: Die Kartoffeln sind fertig. Wir müssen jetzt essen gehen. Vielen Dank. Ich habe noch so viele Fragen. Aber ich muss ganz ehrlich sagen.

Maximilian: Ja. Mach doch einfach mal weiter.

Johannes: Nein, ich habe jetzt auch Hunger. Wir haben jetzt halb zwölf. Übrigens, das späteste Interview, das ich jemals gehalten habe. Vielen, vielen Dank an euch, die zugehört haben. Heute mal etwas anderes Interview und er steht einfach auf und geht. Wenn ihr Fragen habt an Max, dann direkt die Kommentare nutzen, um eure Fragen zu stellen. Es ist ein etwas anderes Interview, wie sonst gewesen, aber sehr, sehr viel mehr wert. Und eine etwas andere Sichtweise. Und ich nehme mit der Macht des Deals.

Maximilian: Ja.

Johannes: Und antizyklisches.

Maximilian: Antizyklisches Handeln.

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