Der Wasserspezialist
Geschäftsführer, Theaterschauspieler und Wasserspezialist: Edwin Locker sorgt für reines Wasser.
Wasser ist wohl der wichtigste Rohstoff auf unserem Planeten. Das Grundwasser in Deutschland wird weniger. Edwin Locker ist Geschäftsführer von Herco ist er dafür verantwortlich, dass andere Unternehmen ihr Wasser so aufbereiten können, wie sie es benötigen. Krankenhäuser und Labore zum Beispiel benötigen ein Reinstwasser, das selbst auf mikrobiologischer Ebene einwandfrei ist.
Dem Geschäftsführer Edwin Locker steckt die Neugierde im Blut. In seinem beruflichen Werdegang wollte er schon immer wissen, warum die Dinge so funktionieren und was man besser machen kann. Er wollte schon immer gestalten und das Beste aus Etwas herausholen. Bei Herco wurde er nach zwei Jahren bereits Geschäftsführer. Obwohl es andere Mitarbeiter gab, die 20 Jahre Erfahrung im Unternehmen sammeln konnten, hat er mit seinen technischen und kaufmännischen Kenntnissen überzeugt.
Interview mit Edwin Locker
Johannes: Mein heutiger Gast schafft in seinem Unternehmen ein unscheinbares Produkt, aber das vielleicht Wichtigste auf dieser Erde. Reines Wasser. Als Geschäftsführer von Herco ist er dafür verantwortlich, dass andere Unternehmen ihr Wasser so aufbereiten können, wie sie es benötigen. Krankenhäuser und Labore zum Beispiel benötigen ein Reinstwasser, das selbst auf mikrobiologischer Ebene einwandfrei ist. Lass uns gemeinsam herausfinden, ob dieses Wasser schmeckt und welche Erfahrungen für ihn den Weg zum Erfolg gebahnt haben. Herzlich willkommen, Edwin Locker und ich finde es mega cool, dass ich heute bei Dir im Werk sein darf.
Edwin: Danke, Johannes. Ja, sehr gerne
Johannes: Schmeckt euer Wasser?
Edwin: Wahrscheinlich nicht. Nein. Also, probiert hat es ja noch so richtig keiner. Es ist ja Reinstwasser. Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach kein Geschmack haben.
Johannes: Und ist es gesund?
Edwin: Ja. Also, es ist zumindest keimfrei. Es wird aber nicht so gut vom Körper angenommen. Deswegen trinken wir ja in der Regel Mineralwasser und kein Reinstwasser.
Johannes: Das bedeutet, Reinstwasser ist komplett bereinigt, wahrscheinlich?
Edwin: Genau. Es ist so gut wie gar nichts drin. Wir reden da von Mikrosiemens. Also das ist der Umkehrwert vom Widerstand. Weil, was viele auch nicht wissen, reines Wasser leitet kein Strom. Dadurch misst man den Reinheitsgrad, indem man den Widerstand ermittelt. Und ein hoher Widerstand bedeutet sehr reines Wasser. Wir reden hier von 16 Mega Ohm und sogar noch reiner als die 16 Mega Ohm, je nach Anwendung.
Johannes: Was passiert denn, wenn ich jetzt in der Badewanne bin, mit eurem Wasser und ein Föhn fällt rein?
Edwin: Wahrscheinlich nichts. Also das müsstest Du theoretisch überleben, aber dafür würde ich jetzt nicht meine Hand ins Feuer legen.
Johannes: Also, wir machen keine Challenge draus.
Edwin: Nein, lieber nicht.
Johannes: Das ist mir nur gerade spontan eingefallen. Absolut bereinigt. Und das macht ihr schon wie lange?
Edwin: Also die Herco feiert dieses Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum. Wir machen aber Reinstwasser seit gut 44 Jahre. Also Ende der 70er kam diese Membran Technologie auf. Also Umkehrosmose gehört in den Bereich der Membran Technologie. Seitdem bauen wir Umkehrosmosen. Und auch solange im industriellen Bereich. Schon seit damals im medizinischen Bereich.
Johannes: Und was sind eure Hauptkunden?
Edwin: Unsere Hauptkunden sind OEM Kunden. Also unsere Anlagen werden meistens mit dem Namen vom Kunden gelabelt. Deswegen so an und für sich erkennt man die Herco immer dann, wenn man im Wasser unterwegs ist, weil wir Hersteller der qualitativ hochwertigsten Anlagen auf dem Markt sind. Unsere Anlagen leben ja deutlich über zehn Jahre bis hin zu 20 Jahre oder noch länger, je nachdem, wie der Kunde sie natürlich behandelt. Wir haben letztes Jahr unsere erste Medizin Anlage, die nach der neuen ISO Norm gefertigt wurde. Die wurde 2001 gefertigt gemäß der aktuellen ISO Norm damals und die haben wir ausgetauscht nach guten 20 Jahren Betriebsdauer, aber auch nur auf Wunsch vom Arzt, weil er eigentlich mal eine neue haben wollte.
Johannes: Wie lange? Weil Du bist jetzt relativ jung, Du siehst auf jeden Fall jung aus.
Edwin: Dankeschön.
Johannes: Wie alt bist du?
Edwin: Ich bin 34 und ich bin seit Februar letzten Jahres der Geschäftsführer der Herco.
Johannes: War das schon immer Dein Wunsch, ein Unternehmen zu führen?
Edwin: Mein Wunsch war eher zu gestalten und das Beste aus den Leuten herauszuholen, ihnen die Möglichkeit zu geben, auch glücklich im Job zu werden. Das war immer der Antrieb, den ich hatte.
Johannes: Was ist denn der beste Rat, den Du je bekommen hast?
Edwin: Sei dir selbst treu. Also verstelle dich nicht. Unabhängig davon, ob im operativen, im strategischen oder im persönlichen Bereich, wo auch immer. Finde deinen inneren Antrieb und folge dem auch.
Johannes: Finde Deinen inneren Antrieb und dann Vollgas geben.
Edwin: Das macht das Leben sehr angenehm. Ich sage mal eine Fremdmotivation wird dadurch unnötig. Man kann sich sozusagen selbst jeden Tag motivieren.
Johannes: Das heißt, Du kommst gerne zur Arbeit?
Edwin: Ja, absolut.
Johannes: Mega.
Edwin: Ich bezeichne auch meinen Job nicht als Arbeit, sondern ich verwirkliche mich jeden Tag selbst und das ist dementsprechend auch für mich keine Arbeit im klassischen Sinne.
Johannes: Ich habe jetzt in eurem Showroom schon das erste Produkt mal gesehen. Wie nennt sich das?
Edwin: Das unten, was du gesehen hast, sind Enthärter. Über ein Harz werden die Härte bildenden Ionen, also vielleicht für Chemie zweite Hauptgruppe Magnesium und Ähnliches, ausgetauscht gegen Natrium. Dadurch wird keine Härte mehr im Wasser gebildet. Das ist entscheidend für die Umkehrosmose, weil Härte bildende Ionen würden die Umkehr-Osmose-Membranen zusetzen. Die gleiche Flaschentechnologie gibt es auch noch für Vollendsalze, wo dann andere Harze alle Ionen aus dem Wasser entfernen.
Johannes: Also Du siehst wahrscheinlich ein riesiges Fragezeichen im Gesicht. Ja okay, aber am Ende ist auch dieses Produkt dafür verantwortlich, dass am Ende reines Wasser dabei herauskommt. Ich meine, Du hast jetzt eine kurze Zeit Führung hinter Dir, Du kannst noch nicht auf 20 Jahre zurückblicken. Etwas weniger, aber gibt es auch schon den einen oder anderen Fehler, den Du gemacht hast, wo Du gesagt hast: Hey, daraus habe ich gelernt und war da schon so eine Situation?
Edwin: Also Fehler, glaube ich, macht man viele. Die Frage ist ja immer. Wie bezeichnet man den Fehler? Also so ein, sage ich mal, grundsätzlichen Fehler, finde ich, habe ich noch nicht gemacht. Wurde mir auch noch nicht zugetragen, dass ich das getan hätte. Es ist natürlich immer eine Frage. Was sind die Auswirkungen? Natürlich gibt es Entscheidungen, wo man gesagt hat, man geht auf eine Messe und nachher war das der totale Reinfall. Das kann man als Fehler bezeichnen. Aber ich sage eher für mich immer. Das sind dann Versuche, lohnt sich, es lohnt sich nicht und daraus muss man halt lernen.
Johannes: Könnt ihr auch Wasser entsalzen eigentlich?
Edwin: Wir entsalzen auch. Ja, wir können auch Seewasserentsalzungsanlagen herstellen. Das ist auch unser Metier, wobei wir da nicht unser Fokus drauf gesetzt haben.
Johannes: Vielleicht kommt das noch.
Edwin: Das wird kommen. Wobei hier in Deutschland eher das Grundwasser interessant ist. Wir haben im Grundwasser hier viel Eisen, auch Enteisungsanlagen. Das können wir. Das ist auch einer unserer Steckenpferde. Also das wird sicherlich auch noch kommen.
Johannes: Was macht für dich ein Hidden Champion aus?
Edwin: Also ein Hidden Champion ist für mich jemand, der nicht so bekannt ist, wie er eigentlich müsste aufgrund seiner Leistungen. Also die Herco ist da auch so ein klassischer Hidden Champion, tatsächlich. Ja, weil wie gesagt, wir machen diese White Labeling Anlagen. Wer sich mit Wasser beschäftigt, kennt uns, ganz klar. Das haben wir jetzt auch auf jeder Messe gesehen. Immer wenn jemand gesagt hat, ich bin von der Herco, dann war sofort jedem klar, wer wir sind. Und der klassische Hidden Champion ist eben der, der weit hinten in der Kette steht, aber doch am Ende irgendwo immer gebraucht wird. Also wir sind spezialisiert auf industrielle Prozesse, insbesondere Kühlanlagen von Gebäuden usw., auch die benötigen reines Wasser, damit dort keine Biologie im Wasserkreislauf entsteht. Und das heißt, viele werden sozusagen auch von unseren Anlagen versorgt, ohne es zu wissen.
Johannes: Ihr seid schon eher ein Hidden Champion. Ihr habt die Sichtbarkeit zwar in der Branche, aber in der Regel kennt man Herco jetzt nicht als normaler Verbraucher, würde ich jetzt mal sagen. Was macht ihr denn, dass ihr bekannt werdet?
Edwin: Wir stehen zu diesem Businessmodell. Also es ist ganz klar. Wir sind klassischer Anlagenbauer an der Integration, an einem Endkunden, wie beispielsweise ein solches Gebäude, das gerade frisch gebaut wird oder so, da haben wir kein Interesse daran. Also wir sind wirklich dafür da, die Anlagen qualitativ herzustellen und die Inbetriebnahme und den Service übernehmen unsere Kunden. Also wir müssen sozusagen gar nicht wirklich bekannt werden, sondern wir wissen, wen wir ansprechen müssen, um an richtigen Stellen bekannt zu werden.
Johannes: Okay. Ist das eine große Branche oder ist es eigentlich ein kleiner überschaubarer Markt?
Edwin: Ja, also ich schätze mal das Volumen an Umsatz in der Gesamtwasserbranche, nur in Deutschland schon auf gute 3 bis 4 Milliarden. Also da zähl ich aber Haushaltstechnik mit dazu, wie auch Kommunalwasseranlagen, bis hin zu unseren industriellen Anwendungen für die Medizin. Es wird vielleicht auch noch deutlich darüber liegen. Jedes Jahr.
Johannes: Also Potenzial ist noch da. Wie viel Umsatz macht ihr gerade?
Edwin: Also letztes Jahr haben wir 15,1 Millionen gemacht und dieses Jahr peilen wir irgendwo die 16 Millionen an.
Johannes: Als Du hier angefangen hattest, war da schon klar, dass Du in die Geschäftsführung kommst, wurde das kommuniziert oder hat sich das ergeben?
Edwin: Nein, also es war nicht klar. Wir hatten damals einen Geschäftsführer, der Ende 50 war. Also es war irgendwann mal abzusehen, dass er gehen würde. Aber es war nicht ganz klar, dass ich da nachrücke, weil wir haben Führungskräfte auch im Hause, die seit 20 Jahren beim Unternehmen sind, also Personal, Produktion und Technik, sind alle drei Führungskräfte deutlich über 20 Jahre auch schon dabei. Deswegen so selbstverständlich war das nicht. Also es war dann eher so ein gemeinsamer Beschluss, dass also kein schlechterer da war, würde jetzt jemand bei Romeo und Julia sagen. Ich vereine eben aufgrund meines Werdegangs die technischen Komponenten, wie auch die kaufmännischen Seiten, also vom Controlling bis hin zu ähnlichem, Jahresabschlüsse und so weiter. Und natürlich auch die rechtliche Seite, dass mir Vertragswerk nicht so fremd ist. Und deswegen war dann schon so auch aus Belgien heraus dann die Entscheidung, dass ich es dann werde.
Johannes: Du hast eben schon Romeo und Julia gesagt. Hast Du geschauspielert?
Edwin: Ja, tatsächlich in der Schule. Wir haben mehrere Theaterstücke aufgeführt, unter anderem Romeo und Julia. Und ich habe damals den Mönch gespielt, nicht Romeo.
Johannes: Okay. Gibt es Eigenschaften, die man in der Schauspielerei lernt, die man auch in seinem Berufsleben übertragen kann.
Edwin: Ja, also ein wesentlicher Punkt ist sicherlich das deutliche Sprechen und vor allem auch das Selbstbewusstsein, also das erste Theaterstück, das wir gespielt haben, war Grease und da haben wir vor 700, 800 Leuten gespielt. Damals als 17-jähriger in engen Jeans, nach hinten gegelten Haaren und eine Lederjacke. So vor 800 Leuten zu stehen, das gibt dann einem schon so ein bisschen Selbstvertrauen für die Zukunft, sage ich mal, dass da Gutes angekommen ist.
Johannes: Sehr geil. Hast Du Familie?
Edwin: Ja, ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Der Kleine ist jetzt ein Jahr geworden und der Große wird im November fünf.
Johannes: Okay, sehr spannend. Ganz jung eigentlich, jetzt ein Jahr alt. Und wie ist deine Vaterrolle? Macht Spaß?
Edwin: Ja. Also, es ist faszinierend zu sehen, was man noch alles lernen muss im Leben erstmal. Wenn man dann ja irgendwann mal größer wird, ist ja alles selbstverständlich. Vom Gehen bis hin zum Essen oder so, und das bei den Kindern zu sehen, wie sie das von Tag zu Tag lernen und wie sie sich weiterentwickeln. Auch der Große natürlich sprachlich, gedanklich und so weiter. Das ist sehr faszinierend zu sehen.
Johannes: Welche Eigenschaften Deiner Frau schätzt Du am meisten?
Edwin: Ihre Ehrlichkeit? Wenn ihr was nicht passt, dann sagt sie es mir gleich und dann da staut sich nichts an, sondern wir können dann Themen gleich miteinander angehen.
Johannes: Was sagen denn Deine Mitarbeiter über dich?
Edwin: Das weiß ich nicht. Wir können welche Fragen.
Johannes: Das machen wir.
Edwin: Von mir aus können wir das gerne machen. Also das, was einige Kollegen mir tatsächlich schon zugetragen haben, ist, dass wir jetzt eine neue Dynamik entwickeln. Also Entscheidungen auf meiner Ebene werden nicht hinausgezögert, sondern schnell getroffen. Und das gibt dem Unternehmen halt auch nicht nur dieses Vertrauen, was ich vorhin gesagt habe, sondern auch, sage ich mal, das Tempo. Die Leute wollen etwas bewegen. Wir sind gerade in diesem Generationswechsel, also wir haben viele Mitarbeiter, die schon deutlich über zehn Jahre hier sind, von 20, 30 und ich glaube, unser aktueller Spitzenreiter ist 38 Jahre hier. Also wir haben eine hohe Betriebszugehörigkeit, sind aber auch gerade in diesem Generationswechsel. In den nächsten vier Jahren wird sich hier einiges personell ändern aufgrund der Rente. Das gibt dem Unternehmen Chancen, aber auch natürlich Risiken. Das sind natürlich auch alles Wissensträger, die dann in Rente gehen. Leute, die wissen, was sie tun. Und das ist natürlich eine große Herausforderung. Die Jungen, sage ich mal, sagen: Jetzt tut sich was bei der Herco, jetzt bewegt sich was. Gleichzeitig muss ich ja aber auch ein wenig bremsen, um ich sage mal die Kollegen, die Routinen gewohnt sind, auch nicht zu überfahren. Wenn die Routinen sich jetzt ändern.
Johannes: Wie managst Du das mit dem Know-how-Transfer, der anstehen wird oder dann auch voll im Gang ist, natürlich?
Edwin: Also wir versuchen gezielt mindestens ein halbes Jahr paralleles Arbeiten miteinander, dass die Leute dann ein halbes Jahr Zeit haben, um ihr Wissen zu übergeben. In der Regel sind es dann neun Monate und Ähnliches. Also das ist das, wo wir so versuchen, das zu tun. Das ist natürlich in den aktuellen Zeiten auch schwierig. Fachkräfte, auch da merken wir, dass es immer weniger frei auf dem Markt gibt, wo aber dann tatsächlich schon auch die Leute begeistert sind, wenn sie die Dynamik im Unternehmen kennengelernt haben. Also nach dem ersten Hiersein im Unternehmen. Man macht ja heute ein Telefoninterview und Teams Gespräch und dann kommt man erst hier ins Unternehmen. Wenn man dann sieht, wie die Leute unterwegs sind und dass wir hier nicht alle im Anzug oder im Hemd herumlaufen und so weiter. Dass wir hier auch im T-Shirt herumlaufen und so, da sind die Leute dann von dieser Dynamik schon mal begeistert. Das hört sich jetzt so nach einer Banalität an, ein T-Shirt, ja, aber da merkt man, hier kommt es tatsächlich auch auf Wille und Leistung an und nicht auf die Optik.
Johannes: Vielleicht noch spannend zu wissen, welche Deiner Eigenschaften als Mensch haben dich dahin gebracht, wo Du heute bist?
Edwin: Oh, ich glaube Neugierde. Neugierde und Bereitschaft, was Neues zu machen. Ich glaube, diese zwei Eigenschaften haben mich im Leben, egal in welcher meiner Stationen, immer vorwärtsgebracht. Ich habe mich nie Neuem verschlossen. Ich habe immer gesagt: Ja, lass mal, ich will wissen, erklär es mir mal bis ins tiefste Detail. Ich glaube auch in meiner Funktion und bei unserer Unternehmensgröße ist es auch nicht ganz so selbstverständlich, dass ich so im Detail weiß, was unsere Anlagen können, machen und wie sie funktionieren und dergleichen. Aber das ist einfach aus der Neugierde heraus entstanden. Ich wollte immer wissen, warum macht die Technik das jetzt so, wie sie es macht? Auch damals als Leiter Einkauf. Ich wollte immer wissen, gibt es nicht bessere Produktionsmethoden? Ich wollte immer wissen, warum haben wir jetzt im Personal so und so entschieden? Obwohl es mich ja damals streng genommen nichts anging. Und deswegen glaube ich, Neugierde und Bereitschaft, auch etwas Neues zu probieren. Das ist das, was mich vorwärtsgebracht hat.
Johannes: Das heißt, Du warst Mathe und Physik ziemlich gut.
Edwin: Also, ich habe Physik/Chemie Abi geschrieben.
Johannes: Daher kommt es mit diesen Ionen und was weiß ich.
Edwin: Das Periodensystem kenne ich noch so halbwegs. Physik und Chemie tatsächlich als Leistungskurs gehabt, also vierstündig hieß das ja damals. Und ja, in Mathe war ich jetzt auch nicht der Schlechteste in der Tat.
Johannes: Hast Du einen Helden in der Wirklichkeit? Jemanden, dem Du gerne folgst. Jemand, wo Du vielleicht Bücher liest. Jemanden, den Du gerne kennenlernen möchtest.
Edwin: Als ich mich um den Posten hier beworben habe, habe ich tatsächlich ein Buch gelesen von Jack Welsh. Das ist einer der wahrscheinlich größten Unternehmensberater, die es aktuell gibt, früherer Geschäftsführer von GE. Und ja, also seine führungsphilosophischen und strategischen Ansätze sind die, die mich sehr inspiriert haben, auch jetzt in meinem Dailydoing, aber ansonsten jetzt eher weniger.
Johannes: Hast Du ein Beispiel? Wo Du sagst: Das ist ein cooles Tool. Das setze ich um. Und Du hast es gemacht.
Edwin: Ja, also, er schreibt es nicht explizit, aber dieses Servant Leader, dass die Führungskraft für die Mitarbeiter da sein muss. Das kommt so zwischen den Zeilen in seinen Texten heraus. Also es geht nicht darum, dass die Führungskraft am besten dasteht gegenüber dem Kunden, den Gesellschaftern oder gegenüber wem auch immer. Also der nächsthöheren Ebene, sondern es muss immer darum gehen, dass die untere Ebene ihren Job besser machen kann.
Johannes: Was würdest du, so wie Du auch einer bist, einem Jungunternehmer mit auf den Weg geben?
Edwin: Es wird nicht nur gute Zeiten geben, es wird auch schlechte Zeiten geben. Man wird an sich zweifeln. Und deswegen ist es wirklich wichtig, dass man sich committet und je nach Unternehmensgröße, dass alle an einem Strang ziehen, unter anderem auch die Führungskräfte. Es wird immer einen schwierigen Moment geben und da ist es wichtig, die richtigen Leute um sich herum zu haben. Also es ist wirklich essenziell, die Leute, die einen umgeben. Und wenn man sich gerade frisch selbstständig macht, dann vielleicht Eltern, Freunde, so etwas ja. Aber man benötigt immer irgendwo ein Punkt, wo man sagen kann: Jetzt muss ich mal abschalten und das mache ich so und so, also ein Ruhepol muss man einfach für sich finden.
Johannes: Was bedeutet für dich Risiko?
Edwin: Risiko bedeutet, wenn man bereit ist, etwas zu tun, das auch am Ende ein Fehler sein kann. Und wichtig ist halt dabei, daraus zu lernen.
Johannes: Das finde ich cool. Das gefällt mir, den schreibe ich mir raus. Jetzt sind wir natürlich bei Dir hier in den Geschäftsräumlichkeiten. Wie sieht denn für dich oder für euch die Zukunft des Wassers aus?
Edwin: Was viele in Deutschland nicht wissen ist, dass unser Grundwasserspiegel seit Jahren fällt. Also das heißt, dass der richtige Umgang mit dem Wasser wird in Deutschland auch immer wichtiger. Hat in meinen Augen noch politisch zu wenig Spielraum, sage ich mal im Bundestag, weil das muss deutschlandweit gleich geregelt werden. Das heißt, was viele Unternehmen aktuell machen mit unseren Anlagen, wir haben ungefähr 80 % Wasserausbeute und die restlichen 20 % werden halt wieder in die Kanalisation ganz normal abgeleitet. Kläranlage und so weiter. Wo ich aber hin will, ist diese 20 % auch wiederzuverwenden. Wir nennen das Closter Loop. Wir wollen, dass ein Unternehmen sozusagen nur einmalig Frischwasser braucht und dann das schön im Kreis aufbereitet wird, von A bis Z. Das ist für mich, denke ich, der große Weg, wo die Wasserbranche hingeht, weil wir halt immer weniger Wasser haben werden. Weil viele Unternehmen haben inzwischen einen eigenen Brunnen, da wo richtig viel Wasser gebraucht wird. Also entnehmen Grundwasser. Also die Getränkehersteller sind da ein ganz großes Beispiel. Und industrielle Prozesse nehmen meistens Stadtwasser, also das gleiche Wasser wie im Haushalt zu Hause. Und da wird eben eine Konkurrenz eines Tages kommen. Also man hört sehr aktuell mit Gaszuteilungen, wenn das knapp wird. Und so weiter. Ich will da jetzt nicht ein ganz so schwarzes Bild malen wie beim Gas, aber ich denke, wir müssen rechtzeitig beim Wasser da schon interagieren und intervenieren, um das zu verhindern, dass wir eines Tages solche Zuteilungsdebatten führen.
Johannes: Habt ihr schon Technologien, die die letzten 20 % wieder zurückbringen?
Edwin: In der Tat haben wir das. Die sind aber relativ energieintensiv und da wollen wir dann demnächst unsere Forschungsarbeiten in die Richtung drücken, sage ich mal, dass wir mit weniger Energie den Loop schließen können.
Johannes: Okay, also gut, mit Sonnenkraft wäre natürlich eine Möglichkeit. Aber ob das ausreicht, ist halt die andere Frage.
Edwin: Ja, das müssen wir alles dann noch erarbeiten. Da sind Fotovoltaik, also Strom, hauptsächlich ist da aktuell der Treiber. Strom in Verbindung dann mit Wärme, Verdampfungstechnologie und dergleichen. Da ist eben die Frage, wie weit man dann andere Wärmeprozesse an bestimmten Orten nicht auch verwenden kann, um das dann energiesparender zu machen.
Johannes: Das heißt, eigentlich ist es auch das Thema Nachhaltigkeit. Das heißt nicht die 20 % in die Kanalisation zu geben, sondern es im Kreislauf zu belassen.
Edwin: Also, es ist gutes Trinkwasser. Es ist halt fünfmal mehr aufkonzentriert als das, was man aus dem Wasserhahn bekommt. Also der Mensch kann das wahrscheinlich relativ gut trinken. Haben wir auch noch nicht probiert und bitte auch nicht machen. Aber das ist also an und für sich noch ein gutes Wasser.
Johannes: Aber da bekomme ich dann definitiv einen Stromschlag, wenn der Föhn dann ins Wasser fällt.
Edwin: Ja, absolut. Genau das bitte auf gar keinen Fall machen.
Johannes: Ja, gut, wenn ihr das ganze Magnesium herausfiltert, dann habe ich in den restlichen 20 % dann die fünffache Menge.
Edwin: Ja, genau.
Johannes: Bei Muskelkater zum Beispiel kann ich das Wasser dann trinken.
Edwin: Wahrscheinlich.
Johannes: Cool, mega. Vielen Dank für den Einblick.
Edwin: Sehr gerne.
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