Hidden Champions

Theo Schuon

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Lesezeit ca. 11 Minuten

Was zurückliegt ist erledigt

Wie man sein Unternehmen aus der Insolvenz zu einer Top-10-Jumbo-Spedition führt

Wie kommt man nach einer Insolvenz wieder auf die Beine? Ist es wirklich gut, wenn alle aus der Familie im Unternehmen mitarbeiten? Diese Fragen beantwortet der Logistikunternehmer und Speditionsbesitzer Theo Schuon im Interview mit The Hidden Champion.

Theo Schuon hat viel erlebt, seit er das Familienunternehmen von seinem Vater übernommen hat. Dieser hat damals mit einem einzigen LKW angefangen. Heute beschäftigt die Gebr. Schuon Logistik GmbH aus Haiterbach fast 600 Mitarbeiter, hat 250 Fahrzeuge und 80.000 m2 Logistikflächen, über denen sich mehrere Solarparks befinden. Doch es war keineswegs immer klar, dass das Unternehmen diesen Weg gehen würde. 2003 sah es so aus, als wäre alles zu Ende. Theo Schuon musste in die Innsolvenz.

Doch der Unternehmer hat sich zurückgekämpft. Schon 2004 war die Zahlungsunfähigkeit überwunden und der Chef feierte mit seinen Mitarbeitern. „Bis heute eine meiner schönsten Erinnerungen“, wie er uns erzählt hat. Diese Zeit hat Theo Schuon sehr geprägt. Bis heute bleibt er bodenständig. Dennoch hat er große Pläne. Zusammen mit seinen Söhnen will er den Familienbetrieb zu einem der größten Unternehmen in der #Logistik in Europa machen – und es sieht ganz danach aus, als ob dem Visionär auch das gelingt.

Interview mit Theo Schuon

Johannes: Hallo und Willkommen zur nächsten Folge von The Hidden Champion. Heute bin ich bei der Gebrüder Schuon Logistik und neben mir sitzt Theo Schuon. Hi Theo!

Theo: Hey Johannes, schön, dass ich Dich heute besuchen darf.

Johannes: Freut mich auch. Ich fange gleich mal an, denn ich habe einige Fragen mitgebracht. Was war der beste Rat, den Du als Unternehmer je bekommen hast?

Theo: Der beste persönliche Rat, den ich bekommen habe – das war noch zu meiner Schulzeit – war, dass ich meine Berufsausbildung bei einem Steuerberater machen soll. Das hat mir ein großes Grundwissen vermittelt. Aber dann war die Steuerberatung, die Steuergesetze, für mich einfach nicht das, was ich mein Leben lang machen wollte, sondern ich wollte dann ins elterliche Geschäft einsteigen und dieses fortführen. Auch weil mein Vater zu dieser Zeit schon krankheitsbedingt nicht mehr alles machen konnte, wollte ich ihn tatkräftig unterstützen. Was mir aus heutiger Sicht auch gut gelungen ist.

Johannes: Super! Nächste Frage: Was war Deine wichtigste Entscheidung?

Theo: Dass ich nie aufgegeben habe, nach unserer Insolvenz. 2003 war für mich die entscheidende Frage: Kannst Du das Unternehmen retten und weiterführen oder bist Du jetzt am Ende? Ich habe mich durchgerungen, das Unternehmen weiterführen zu wollen, was schließlich auch mit Unterstützung meiner Frau und vielen anderen gelungen ist.

Johannes: Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle. Ich werde sicherlich noch drauf eingehen. Aber erst die nächste Frage: Was war Dein größter Fehler?

Theo: Mein größter Fehler war, dass ich zu gutgläubig war mit meinen Brüdern, mit einem damaligen Expeditionsleiter. Dass ich für alles den Kopf hinhalten musste und dann für die Insolvenz verantwortlich gemacht wurde, die sicher nicht durch mich allein geboren wurde.

Johannes: Wie hast Du Dein Unternehmen geführt? Oder wie führst Du noch Dein Unternehmen?

Theo: Also gut. Zunächst war es ja in der Aufbauphase. Ich bin schon seit 1967 im Unternehmen beschäftigt, zunächst mehr im kaufmännischen Bereich oder am Samstag bei der Wagenpflege der LKW bei meinem Vater. Nach der Bundeswehr bin ich Vollzeit ins Unternehmen eingestiegen und war dann verantwortlich für die Disposition der Fahrzeuge und für alles. Ich war Mädchen für alles von Disposition bis Lohnabrechnung und war nebenher auch noch Kraftfahrer oder Betonmischmeister bei unserem Betonwerk im Haiterbach.

Johannes: Sag bitte ein paar Sätze über Dich und Dein Unternehmen.

Theo: Ich bin jetzt über 50 Jahre im Unternehmen tätig, bin verheiratet und habe drei Kinder, die alle drei im Unternehmen tätig sind und von mir beteiligt worden sind. Wir sind jetzt gut aufgestellt als Familienunternehmen und haben uns in den letzten Jahren außerordentlich gut entwickelt. Wir haben aktuell über 590 Mitarbeiter, über 250 eigene Fahrzeuge und über 80.000 Quadratmeter Lagerhalle und Logistikflächen. Außerdem habe ich mich seit 2004 mit erneuerbaren Energien beschäftigt. Der erste Solarpark ging 2007 in Weißenfels ans Netz, zwischenzeitlich haben wir insgesamt acht Anlagen an den Standorten Weißenfels, Haiterbach, Empfingen und Wildberg auf den Logistikdächern, mit zusammen 16 Megawatt Leistung. Aktuell bin ich dran, eine weitere Photovoltaikanlage zu bauen und dadurch auch Wasserstoff zu erzeugen. Das steckt aber noch in den Kinderschuhen und soll möglichst 2024 in Produktion gehen.

Johannes: Wasserstoff für die LKWs?

Theo: Der Wasserstoff würde dann für unsere LKW-Flotte reichen, wenn alle Fahrzeuge auf Wasserstoffantrieb umgerüstet würden, sowie zwei weitere Speditionen gleicher Größe.

Johannes: Theo, wie kommt man durchs Leben?

Theo: Indem man bodenständig bleibt, eine gut funktionierende Familie im Rücken hat und zuverlässige Mitarbeiter im Unternehmen, die die Philosophie, die der Unternehmer hat, in die Tat umsetzen.

Johannes: Du hast die Familie erwähnt. Wie sehr hat Dich Deine Frau unterstützt?

Theo: Meine Frau hat mich in der Form unterstützt, dass sie mir von allem im Privaten den Rücken freigehalten hat. Sie hat die Kinder großgezogen und wir haben das auch so geregelt, dass sie den Privatbereich abdeckt. Sie hat unser Haus oder unsere Häuser und Wohnungen und ist im Geschäft nicht beteiligt.

Johannes: Als Du eben gesagt hast, dass Du schon eine Insolvenz durchlebt hast. Als Unternehmer dann aber auch als Du selbst, da hat das doch bestimmt auch familiär durchgeschlagen. Wie sehr hat Dich Deine Frau in dieser Phase dann auch unterstützen können?

Theo: Sie hat stets zu mir gehalten und ich habe ihr täglich berichtet, wie der aktuelle Stand ist. Das war wirklich die schwierigste Zeit in meinem Berufsleben. Man wusste zunächst nicht, wie es weitergeht und das Unternehmen war damals ja auch schon relativ groß. Wir hatten 2003 schon über 500 Mitarbeiter und 280 Fahrzeuge. Allerdings war die Logistik noch kleiner. Aber die großen Enttäuschungen, die ich in dieser Phase mitmachen musste – durch meine Brüder und den Speditionsleiter –, haben mich hart getroffen, denn eigentlich hatte ich ein gutes Verhältnis mit allen. Aber wegen deren Auftreten während der Insolvenz und mit den hinterlistigen Dingen, die da gelaufen sind, hatte ich einiges zu verkraften. Irgendwann habe ich dann kapiert, dass meine drei Brüder nicht mehr wollen, und der Speditionsleiter konnte dann mit Hilfe des Insolvenzverwalters entlassen werden. Dann war ich wieder freier und bin meinen eigenen Weg gegangen. Das hat gute anderthalb Jahre gedauert, bis das Insolvenzverfahren bei uns abgewickelt war. Das Unternehmen habe ich dann 2004 ab Oktober weiterführen können, mit noch 120 Fahrzeugen und 150 Mitarbeitern. So habe ich wieder angefangen. Ohne Logistik, ohne alles und dann das Unternehmen halt wieder sukzessive aufgebaut.

Johannes: Hattest Du von vornherein, als es in die Insolvenz ging, das Ziel, dass Du das Unternehmen wiederaufnimmst?

Theo: Also ich habe überhaupt nicht gerechnet, dass wir eine Insolvenz machen müssen. Das war dann so ein Bankentermin bei uns im Haus und die Banken hatten unterschiedliche Sicherheiten. Die, die zu viel Sicherheiten hatten, gaben nichts ab und die, die keine oder zu wenig Sicherheiten hatten, von den zehn Banken, wollten welche. Dadurch gab es keine Einigung unter den Banken und da blieb mir nichts anderes mehr übrig, als Insolvenz anzumelden. Ich wusste aber genau, dass das Geschäft läuft und das ein Hintergrund vorhanden ist, mit dem ich weitermachen kann. Das hat dazu geführt, dass ich nie aufgegeben habe.

Johannes: Welcher Deiner Eigenschaften als Mensch haben Dich dorthin gebracht, wo Du heute bist?

Theo: Ja, das nie aufgeben, immer kämpfen und ein Ziel haben, ein Ziel verfolgen und das, bis es steht. Die meisten Ziele, die ich mir in den Kopf gesetzt habe, habe ich Gott sei Dank umsetzen können. Es gibt natürlich auch ein paar Dinge, die nicht geklappt haben und das muss man dann irgendwann einsehen, dass das einfach aus irgendwelchen Gründen nicht geht. Dann muss man das abhaken und vergessen und dann gibt es wieder neue Möglichkeiten.

Johannes: Weitermachen…

Theo: Weitermachen. Immer vorwärts – und was zurückliegt, was falsch gelaufen ist oder schlecht gelaufen ist, ist erledigt. Es ist einfach vorbei. Das habe ich auch gelernt, dass man da einfach nichts mehr machen kann. Abhaken, fertig, next.

Johannes: Bist Du stolz darauf, was Du erreicht hast?

Theo: Ja, ich bin schon stolz auf das, was jetzt insgesamt erreicht worden ist. Aber das liegt nicht nur an mir. Es liegt auch an der Familie und, das möchte ich sagen, an guten Mitarbeitern. Aber die zu finden ist heute so schwierig wie früher. Ich denke, so wie wir das Unternehmen führen, haben es die Mitarbeiter recht gut bei uns. Wir haben sehr viele langjährige Mitarbeiter und jedes Jahr können wir Mitarbeiter für langjährige Betriebszugehörigkeit ehren. Dieses Jahr waren zwei dabei mit 25 Jahren. Wir haben auch außer mir länger Dienende mit über 30 Jahren im Unternehmen. Das sind einfach die Mitarbeiter, die ein so großes Know-how haben und das an die nachrückenden Kollegen oder Azubis weitergeben können. Das ist vor allem im Fahrerbereich ein ganz großer Vorteil, wenn man hier langjährige Mitarbeiter hat. Die kennen dann die Belade- oder Entladestellen. Da muss der Disponent nichts mehr erklären, während Du bei einem ständigen Wechsel beim Fahrpersonal verrückt werden würdest, mit all dem erklären, was da an einzelnen Ladestellen zu beachten ist. Es gibt so viele Details, die kann man gar nicht alle aufschreiben, die kann man auch nicht alle vorhersehen. Bei den langjährigen Fahrern ist dieses große Wissen einfach vorhanden und da flutscht es und ist alles okay. Die muss man halten und manchmal auch ein bisschen streicheln.

Johannes: Bist Du mutig?

Theo: Ja.

Johannes: Was sagen Deine Mitarbeiter über Dich?

Theo: Da müsste ich die Mitarbeiter fragen. (lacht) Die geben wenig Kommentare direkt ab. Aber manchmal kommt es sogar vor, dass man ein Lob kriegt. Letzte Woche bei einer Ehrung. Wir dürfen ja wegen Corona die Ehrungen nicht in einem großen Rahmen machen. Stattdessen machen wir ein „Drive-in beim Chef“, wie das bei uns heißt. Mitarbeiter, die für ihre langjährige Betriebszugehörigkeit geehrt werden, für schadenfreies Fahren oder Kilometer-Millionäre, dürfen dann zu mir kommen, bekommen ein Geschenk, eine Urkunde oder einen Geldbetrag, je nachdem in welchem Bereich sie geehrt werden. Da gab es dann auch mal ein Kompliment zurück von einer Mitarbeiterin, dass sie außerordentlich gerne bei uns arbeitet, weil von der Führung, also von mir und Alexander, die Führungsstruktur einfach in Ordnung ist.

Johannes: Hast Du einen Traum vom Glück?

Theo: Ich weiß nicht, ob das dann immer ein Traum ist oder eine Vision, wenn ich was Neues plane wie damals. Das war völlig neu, die Photovoltaik-Anlagen oder wenn jetzt des Wasserstoff-Thema kommt, ob das ein Traum ist oder mehr eine Vision. Also man kann auch Traum dazu sagen. Ja und dann träume ich halt vor mich hin und verwirkliche den Traum – wenn’s möglich ist. Ich war auch lange Zeit im Gemeinderat und habe dort gewisse Projekte verfolgt und zum guten Glück auch umsetzen können. Zum Beispiel unser schönes Sportgelände oder unsere schöne Sporthalle. Beides ist auf große Initiative von mir im Gremium dann durchgegangen, aber mit viel Kampf.

Johannes: Wofür in Deinem Leben bist Du am dankbarsten?

Theo: Für meine Familie, da habe ich immer den Rückhalt gehabt und bin ich dankbar, dass ich im Großen und Ganzen gesund geblieben bin und dass es mir mit Mut und Ehrgeiz und Durchhaltevermögen gelungen ist, das Unternehmen normal weiterzuführen.

Johannes: Hattest Du Deine Kinder hier schon in jungen Jahren Mini-Jobs machen lassen?

Theo: Ja.

Johannes: Wollten die das?

Johannes: Oh ja, die wollten und die haben dann auch im Lager gearbeitet. Kommissionierung, später Staplerfahrer und so weiter, so sind sie eingesetzt worden.

Johannes: Also haben die schon die Unternehmensluft geschnuppert.

Theo: Natürlich. Man muss früh beginnen, so wie ich auch.

Johannes: Welche Eigenschaft schätzt Du an Deiner Frau am meisten?

Theo: Dass sie im Hintergrund mir den Rücken freihält für meine beruflichen Aufgaben oder früher, als ich noch im Gemeinderat und Sportverein aktiv war.

Johannes: Was ist Deine schönste Erinnerung?

Theo: Da gibt es etliche, aber eine war so nach der Insolvenzzeit, als wir das erste Mal wieder eine Weihnachtsfeier hier in der Werkstatt durchführen konnten. Die Werkstatt wurde ausgeräumt, Bierbänke reingestellt und dann auf einfache Art mit Selbstbedienung eine Weihnachtsfeier abgehalten, wo alle da waren. Da haben wir dann mit einer Schubkarre eine 5-Liter-Sektflasche durch die Menge gefahren und mit so einem Schwert geköpft. Wie bei einer Schiffstaufe, nur dass da der Sekt am Schiff runterläuft, und wir haben ihn selber betrunken. Das war so das Bleibende aus dieser Weihnachtsfeier und natürlich auch der Zusammenhalt, die Fröhlichkeit, die wieder da war. Das war schon beeindruckend. Das war dann auch wirklich die Bestätigung, dass es richtig war, durchzuhalten und weiterzukämpfen und das Unternehmen weiterführen zu wollen. Das war die Bestätigung.

Johannes: Was hältst Du von dem Spruch: „Schuster, bleib bei Deinem Leisten“?

Theo: Gut, da ist was Wahres dran. Man sollte nicht zu breit gefächert sein. Also ich denke, wir sind jetzt breit genug gefächert mit Spedition, mit Logistik, mit erneuerbarer Energie. Aber da noch weitere Dinge nebenherzumachen, wird sicher schwierig.

Johannes: Was bedeutet für Dich Risiko?

Theo: Das Risiko ist, wenn man ein Ziel hat und nicht hundertprozentig weiß, ob man es umsetzen kann. Dann braucht man den Mut, das Ziel weiterzuverfolgen oder auch mal den Gedanken, dass es doch eine Nummer zu groß ist oder nicht das Richtige ist, das Ziel weiterzuverfolgen. Ich habe es ja eingangs schon gesagt, dass manche Dinge auch nichts geworden sind. Die muss man einfach abhaken.

Johannes: Und im Gegenzug Sicherheit?

Theo: Sicherheit ist, wenn man liquide ist, das habe ich schmerzlich erfahren müssen. In der Insolvenz waren alle Konten gesperrt worden, auch die privaten, obwohl Geld drauf ist. Das habe ich so nicht erwartet. Als Geschäftsführer war ich vier Wochen bei den Banken komplett abgemeldet. Dann habe ich mit dem Insolvenzverwalter gesprochen und gesagt, dass ich das Geschäft nicht weiter machen kann und kein Geld bekomme. Da müssen wir jetzt mal den Hahn wieder aufdrehen. Das hat dann bei ihm auch gefruchtet. Das hat er eingesehen und dann ging es wieder besser. Aber ich war da völlig überrascht, dass die ganzen Privatkonten gesperrt werden und das Abbuchungsaufträge, Lastschriften zurückgegangen sind. Den Kontoauszug habe ich zwar bekommen, konnte aber kein Geld abheben. Deshalb ist Sicherheit, wenn man weiß, man hat Geld und kann davon leben.

Johannes: Was würdest du denn Jungunternehmer mit auf den Weg geben? Jemand, der sich gerade selbstständig macht und vor allem steht, vor allen Emotionen, vor allen Sicherheiten, Unsicherheiten, vor aller Euphorie. Was würdest Du denen auf den Weg geben?

Theo: Ich würde ihm sagen: Wenn Du eine Geschäftsidee hast und Du bist überzeugt, dass diese Geschäftsidee umsetzbar ist und Zukunft hat, dann kannst Du es riskieren. Wenn Du da irgendwelche Zweifel hast, dann eher bleiben lassen. Und es gibt heute viele, die lieber die Sicherheit als Angestellter mitnehmen, als sich selbstständig zu machen und ins Risiko zu gehen. Also es gibt nicht so viele Jungunternehmer, die ich kenne, die quasi einen Lastwagen kaufen, wie damals mein Vater und einfach beginnen.

Johannes: Wenn Du die Zeit auf vor 2003 zurückschrauben könntest, was würdest Du mit Deinem Wissen von heute anders machen?

Theo: Ich war ja damals der Meinung, dass alles gut funktioniert und dass wir gut aufgestellt sind. Die Brüder hatten ihren Fachbereich, der eine war Kfz-Meister, der andere Kfz-Elektriker der dritte war in der Logistik. So war ich eigentlich der Meinung, dass wir sehr gut aufgestellt sind. Aber durch die Krise damals konnten wir die Erträge nicht erwirtschaften und hatten dann natürlich auch schlechtere Bilanzergebnisse. Aber dass dann die Banken untereinander nicht einig geworden sind, das hat mich entsetzt. Dann wollten sie damals schon das alles, was es noch an privaten Sicherheiten gab, und das war eigentlich im Nachhinein mein großer Pluspunkt, dass ich das nicht gemacht habe. Ich war hundertprozentig überzeugt, dass die Sicherheiten, die das Unternehmen hatte, Grundstück und abbezahlter Fuhrpark, genügend freie Sicherheiten waren. Aber wenn die eine Bank, die die Sicherheiten, auf denen sie sitzt, nicht freigibt und die anderen unbedingt wollen und ich die 600.000 Euro dieser einen Bank nicht zurückführen konnte, die diese damals wollte, das war der Auslöser.

Johannes: Was würdest Du jetzt anders machen? Hätte man das umgehen können?

Theo: Der Insolvenzverwalter hat im Nachhinein, wo alles abgewickelt war, gesagt: „Herr Schuon, diese Insolvenz war nicht notwendig. Das hätte man auch anders machen können.“ Da habe ich gesagt: „Da sind Sie zu spät gekommen.“ Da war schon alles vorbei. Ich weiß nicht, was man hätte anders machen können. Heute gibt es ja die Möglichkeit so eine Selbstinsolvenz abzuwickeln, aber ich habe mich nicht damit befasst. Ich möchte das nie mehr erleben. Ich schaue, dass es nach vorne geht und alles was vorbei ist, ist vorbei.

Johannes: Theo, wo geht die Reise hin?

Theo: Ich denke wir sind aktuell sehr gut aufgestellt. Wir haben uns gut entwickelt. Wir wollen die Jumbo-Spedition weiterführen und ausbauen. Wir wollen zu den drei führenden Jumbo-Speditionen in Europa gehören. Ich denke unter den ersten zehn sind wir bereits. Dann wollen wir die Logistik weiter ausbauen. Wir haben gute Kontakte zu den Automobilherstellern, die jetzt auf Batterien umstellen. Wir sind in der Batterie-Logistik sicher führend in Deutschland. Wir haben schon 2017 mit Batterie-Logistik begonnen und damals gab es noch gar keine DIN-Vorschriften oder ähnliches. Der VDS und die Versicherung haben dann die Maßnahmen, die wir zur Einlagerung von Batterien ergriffen haben, zusammengefasst und es ist jetzt als Standard zu sehen, wie Batterien gelagert werden können. Wir haben extra ein Lager gebaut an unserem Standort in Wildberg. Dieser Standort ist letztes Jahr eingeweiht worden und leider schon zu klein. Die Entwicklung geht weiter. Wir suchen aktuell Gelände, um eine weitere Logistikimmobilie zu bauen und auch noch Platz zu haben, dass wir uns an einem Standort weiterentwickeln können und nicht alles dezentral gelagert haben.

Johannes: Hast Du eine Vision im Kopf?

Theo: Die Vision besitzt eigentlich Alexander. Ich habe meine Ziele meines Erachtens so weit erreicht, mein großes Ziel ist wie gesagt auch die Wasserstoff-Produktionsanlage. Wenn ich die im Laufen habe und vielleicht noch drei Jahre davon profitieren könnte, wäre ich sehr glücklich.

Johannes: Schön. Hat mich sehr gefreut und war ein sehr spannendes Gespräch mit Dir.

Theo: Ja, danke schön!

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