Willkommen in der „Me! Me! Me!”-Generation
Ein Mediendienstleister für alle Kommunikationsanforderungen: Peter Sommer leitet die Elanders GmbH in Waiblingen – und war und ist ein visionärer Druckpionier
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Er gibt der Schokolade ein Gesicht. Und er hat das Fotobuch entwickelt. Verpackungen werden von ihm personalisiert. Und er ist der Spezialist für Bedienungsanleitungen. In Big Data, Web-to-Print und smarten Technologien sieht er keine Bedrohung, sondern hat daraus Chancen abgeleitet. In der totgeglaubten Druckbranche fand er gleich mehrere Nischen – und besetzte sie. Und noch rechtzeitig bevor alle von der vierten industriellen Revolution palavern, wusste er den digitalen Wandel bereits zu nutzen. Peter Sommer, ein Mittelständler durch und durch, ist zwar inzwischen beim börsennotierten und weltweit agierenden Konzern Elanders angestellt. Doch an seiner Attitüde als Unternehmer hat das nichts verändert.
Wenn man einmal ein Mittelständler war, dann bleibt man das auch für immer.
Alles hier wirkt wie in einem Science-Fiction-Film: Ein massives Ungetüm hat sich an diesem Platz gerade aufgebaut, ein düsterer Koloss, in seiner schwarzen Haut metallisch glänzend. Ein Monstrum aus fernen Welten, eine futuristische Maschine, die ihre Kehle weit aufgespannt hat und Zähne zeigt. Ein gigantisches Ungeheuer, das alle Blicke auf sich lenkt – dämonisch anmutend und daher auch irgendwie anziehend. Davor steht ein Mann im maßgeschneiderten Anzug, machtvoll und unbeirrbar, hat eine Hand lässig in der Hosentasche vergraben und lächelt gewitzt. Gleich wird der Meister seine Bestie in Gang setzen, die nur auf sein Kommando hört, die nur den Willen dieses einen Herrn erfüllt. In Realität und fern ab jeder Hollywood-Inszenierung ist das eine HP Page WidePress T230 – eine High Speed Inkjet Digitaldruckmaschine – und ihr Befehlshaber ist Peter Sommer, Geschäftsführer der Elanders GmbH in Waiblingen. „Die Idee, dass hier mitten unter uns ein Alien gelandet ist, gefällt mir. Leider bin ich inzwischen viel zu wenig in der Druckerei und zwischen der Technik unterwegs, sitze mehr im Büro oder bin auf Reisen. Dabei finde ich großes Gefallen an allen neuen Technologien und den Businessmodellen, die sie ermöglichen.“
Von Flugkarten-Navigationssets für Lufthansa bis Automotive Bedienerliteratur für Daimler, Porsche und Audi: Das Unternehmen hat sich nicht nur durch seine Rolle als Vorreiter in Sachen Digitaldruck auf dem Markt etabliert, sondern vor allem durch seine cleveren Komplettangebote in den Bereichen New Media, Print und Direktmarketing. „Mit einer hohen Innovationskraft, einem modernen Maschinenpark, kontinuierlichen Investitionen in zukunftsweisende Spitzentechnologie und einem kompromisslosen Anspruch an die Qualität der Druckerzeugnisse gewährleisten wir unseren Kunden maßgeschneiderte Cross-Media-Lösungen.“ Der entscheidende Faktor für den Erfolg, so resümiert der Geschäftsführer, liegt in der einzigartigen Kombination von kreativen, Print-und digitalen Dienstleistungen. „Masse mit Klasse“ will Sommer herstellen und dabei niemals rückwärtsgewandt agieren. Sobald er in der Firma etwas Neues installiert hat und es funktioniert, schaut er auch schon auf die nächste Etappe.
„Ich wundere mich selbst, was aus diesem Kind, das in der Schule den Hintern nicht hoch bekommen, ständig abgelost und später als verkrachter Gymnasiast keinen Plan hatte, dann doch noch geworden ist.“ Der Vater steckte den jungen Peter zu einem Bekannten, der Verleger war, in die Lehre. „Aber diese Tätigkeit an der Maschine füllte mich nicht aus. Stattdessen fragte ich mich: Was kann ich, das andere nicht können? Meine Antwort lautete: Gut entscheiden und den Weg korrigieren, wenn etwas falsch entschieden wurde.“ Während dem Studium gründetet Sommer ein Stadtmagazin und finanziert das Heft durch Anzeigen von Discos, Kneipen und Jeansshops. Weil er in seinen Kinotipps die Pressemitteilungen der Filmverleiher abdruckte, wurde er schließlich zur Filmpremiere von „Das Boot“ eingeladen, wo er sich zwischen Petersen, Grönemeyer und Prochnow tummelte.
Was lässt sich anders und besser machen? Wie sind die Bedürfnisse des Kunden und seine Rahmenbedingungen? „Es geht nie um das Druckprojekt, sondern immer um das Businessmodell, das dahinter steckt. Ich setze mich mit großem Veränderungswillen und Freude mit Prozessen auseinander.“ Also schaute sich Sommer die Verleger auf der einen Seite und die Automobiler auf der anderen an – und das gemeinsame Thema Bedienungsanleitung. „Die technische Spezifikation ändert sich drei Mal jährlich, demnach wurde viel weggeworfen und nachgedruckt. Weil ich aber das verlegerische Risiko trug, führte ich das System Print on Demand ein – ein einleuchtendes Geschäftsmodell, bedarfsorientiert und kostenoptimiert.“ Es dauerte nicht lange, bis die BMW-Eignerin Susanne Klatten auf das Unternehmen zukam, um als Investorin einzusteigen. „Wir konnten uns mit neuen Technologien aufstellen und so die Druckindustrie gewaltig von unten nach oben kehren. Plötzlich nahm alles sehr schnell an Fahrt auf, der Aufschwung war enorm.“ Als durch den Digitaldruck ein echter Boom in der Branche aufkommt, steckt Sommer schon mittendrin.
Um eine Stunde drucken zu können, musste der Rechner vorher 23 Stunden arbeiten. Das waren die Zeiten, in denen erhebliche Datenmengen noch nicht per Mail an die Druckerei geschickt wurden. „20 Jahre später fing dann alles an zu fliegen – plötzlich war es möglich, 100.000 Broschüren nach dem Gießkannenprinzip über die Kunden zu schütten.“ Also kümmerte sich Sommer um die S-Klasse-Kataloge, die passend zum bestellten Fahrzeug digital konfiguriert und individuell gedruckt wurden – mit entsprechenden Details in Sachen Lack, Felgen und Interieur. Das Druckunternehmen erkannte früh, dass es inzwischen um weit mehr ging als um die besten Druckmaschinen – im Fokus standen nun Kommunikationstools, mit denen nicht mehr statisch sondern dynamisch zu drucken möglich war. Zu den weitergehenden Geschäftsmodellen zählten jetzt auch das Personalisieren und Versenden der Druckprodukte. „Die Individualisierung nahm krude Formen an, Wertegefüge verschoben sich vollständig. Das persönliche Branding wurde zum Kult.“
Willkommen in der „Me! Me! Me!“-Generation: Den Forderungen nach immer mehr Personalisierung kam der Druck-Fachmann nach, indem er kurzerhand einen exklusiven und wirkungsvollen Service für Schokoladenprodukte etablierte. „Eine Tafel Schokolade zu verschenken gilt nicht gerade als einfallsreich. Eine Tafel Schokolade mit dem Konterfei des Beschenkten darauf sehr wohl.“ Eine Million Abnehmer waren derselben Meinung – und bereit, für den emotionalen Mehrwert einen mehrfachen Preis zu bezahlen. Die Druckaufträge für personalisierte Ketchup-Flaschen, Gewürzdosen und Gläser mit Haselnussbrotaufstrich folgten. Und auch das Fotobuch kommt aus dem Hause Sommer: Wo früher noch ein Kalendarium gekauft und Bilder eingeklebt wurden, passierte auch hier eine Digitalisierung des Vorgangs. „Dieses Thema kam bei den Leuten massiv an, das Geschäft verzeichnete dreistellige Wachstumsraten und wir eroberten einen Milliardenmarkt.“
Gerade nimmt Sommer Platz an dem filigranen Glastisch in seinem hellen und stilsicher eingerichteten Büro. „Im Alltag bin ich eher chaotisch und mein Schreibtisch ist relativ unorganisiert“, sagt er und schaut dabei auf das Mobiliar vor sich, das völlig aufgeräumt ist. Schreibwerkzeug, technisches Equipment und Kataloge sind hier penibel genau sortiert. „Ich habe eine gute Assistentin, die mich organisiert.“ Die hat heute wieder einmal ganze Arbeit geleistet… Hinter ihm an der Wand hängt ein überdimensionales Kunstwerk, wilde Pinselführung und schreiend bunte Farben stechen hervor. Das Sportlerbild des Malers Ulrich Zeh zeigt den Zieleinlauf von vier Sprintern. Irgendwo zwischen Abstraktion und Figuration kämpfen sich die Sportler gerade in die letzte Etappe. Dynamisch, belebend, energiegeladen. „Früher war ich selbst Jogger, durch mein lädiertes Knie humpele ich leider seit vier Jahren und bin auf den Crosstrainer umgestiegen.“ Mit dem Künstler arbeitet das Unternehmen seit mehr als 25 Jahren zusammen – und hat dabei bewiesen, was Kunst und Druckindustrie gemeinsam auslösen und bewirken können: Ein französischer Weinhändler hatte große Probleme damit, seinen Rose zu vermarkten. „Um das zu recherchieren wurde ich eine Woche zum Trinken auf das Weingut geschickt“, erinnert sich Sommer süffisant. Danach bedruckte er die Etiketten des guten Tröpfchens mit Kunst und sorgte für eine Sensation: Am Ende ließen sich 30.000 Flaschen verkaufen – davor waren es gerade mal 3000. Diese guten Erfahrungen mündeten in der Edition Druck. Und so zieren auch Udo Lindenbergs Skizzen inzwischen Likörflaschen. Das Druckhaus bedient sich dabei einer völlig neuen Methode – dem Nanographieverfahren. „Ich mag die Bilder und den Typ, auch wenn ich von seiner Musik kein großer Fan bin.“
Dass es bei Sommer um Dynamik, die Eroberung neuer Märkte und um gute Geschäfte geht, zeigt auch der Lebensabschnitt, an dessen Ende er seinen Betrieb an die Elanders-Gruppe veräußerte. „Die Schweden kamen auf mich zu mit dem Angebot, mich kaufen zu wollen. Warum also nicht verkaufen, wenn der Preis stimmt.“ Der Kaufpreis für Sommer Corporate Media betrug 27,3 Millionen Euro. Im Nachgang betrachtet hält Sommer diese Entscheidung immer noch für richtig, zumal in der Branche solche Synergien notwendig sind, um sich mit ausreichend Kraft und Mitteln ideal am Markt aufzustellen. An Sommers aktiver Rolle und seinem Tätigkeitsfeld im Unternehmen hat sich seit dem Verkauf nichts verändert. Eine komfortable Situation. „Eigentlich sollte mir jemand an die Seite gestellt werden. Mir war von vornherein klar: Wenn der mir nicht gefällt, dann gehe ich und orientiere mich neu. Aber es kam keiner – also kann ich hier machen, was ich will.“ Lediglich die monatlichen Berichte an den Vorstand gehören zur Novellierung seines Arbeitsalltags. „An meiner Identität hat sich auch als angestellter Geschäftsführer nichts verändert. Wenn man einmal ein Mittelständler war, dann bleibt man das auch für immer. Reine Konzernmenschen denken anders – denn die geben das Geld anderer aus. Ich hingegen nehme meine Verantwortung ernst – das kann auch lästig sein, aber ich kann eben nicht anders.“
Nicht entweder-oder sondern sowohl-als-auch!
So bin ich als Mensch:
chaotisch, witzig, faul
Und das zeichnet mich als Unternehmer aus:
entscheidungsfreudig, kreativ, veränderungswillig
Dieses Denkmuster zeichnet mich aus:
Ich bin ein Qualitätsfreak – ich leite ein Unternehmen, das perfekte Produkte machen will.
Diesen Fehler würde ich wieder machen:
Ich habe viele Fehler gemacht und daraus gelernt – nur so lassen sich Geschäftsideen realisieren.
Das treibt mich an:
In Phasen, in denen nichts passiert und alles so vor sich hin plätschert, mache ich nichts. Erst wenn sich Anspannung aufbaut, kommen mir die besten Ideen.
Mein Erfolgsrezept:
Die Bereitschaft, Risiken eingehen zu wollen
Ein Wort zu meiner Work-Life-Balance:
Es quält mich nicht, auch am Wochenende zu arbeiten oder Mails abends zu beantworten – ich mache keinen Feierabend.
So halte ich Körper und Geist fit:
Ich bin ein sportlicher Raucher, der auf seine Ernährung achtet – aber das tue ich eher für meine Figur. Ich trinke alle Arten von Weißwein und rauche Zigaretten – Zigarren waren mir immer zu nass.
Mein Vorbild:
Ein guter Freund ist der ehemalige Vorstand vom Klett-Verlag. Er ist viel in Südafrika engagiert, das bewundere ich. Ich neige oft dazu, impulsiv zu reagieren oder eine Entscheidung aus der Hüfte zu schießen – er schafft es, mich dann wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen.
Mit dieser Persönlichkeit würde ich gerne einmal einen Abend verbringen:
Benny Landa, den „Steve Jobs der Druckindustrie”. Er ist der Erfinde der Indigo Digitaldrucktechnologie und lebt in Israel. Er hat eines der revolutionärsten Druckverfahren entwickelt.
Das gebe ich Jungunternehmern mit auf den Weg:
Hierzulande herrscht eine Unternehmenskultur, in der der Makel des Versagens das Schlimmste ist. Die Angst, etwas in den Sand zu setzen, blockiert so manches. Das sollte einen Unternehmer nicht kümmern – sondern eher die Frage, welche Bereiche zukunftsorientiert sind und Potenzial haben.
Mein Tipp für alle anderen Unternehmer:
Man muss das Wollen wollen.
Meine Vision:
Druck ist teuer. Damit solche Produkte eine Zukunft haben, müssen sie entweder intelligent sein – oder geil.
Was planen Sie für die Zukunft?
Ich denke zumindest noch nicht an den Ruhestand – denn ich bin talentfrei beim Golfen.
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