Nicole Kobjoll: „Ich will niemanden irgendwohin führen!“
Fucking Leadership
Ablehnung. Ablehnung war der Grund, warum unser Hidden Champion Nicole Kobjoll ein Buch geschrieben hat. In „Fucking Leadership“ rechnet sie mit kruden Führungsseminaren und hierarchischen Strukturen ab. In ihrem eignen Hotel Schindlerhof will die Unternehmerin niemand irgendwohin führen. Stattdessen konzentriert sie sich lieber auf die Bildung starker Teams. Diese bestehen aus ihren Human Stars. Als Human Resources möchte sie ihre Mitarbeiter nämlich nicht bezeichnen. Denn Ressourcen vernutzt und verbraucht man. Außerdem sind Ressourcen unterschiedlich viel Wert. So möchte Nicole ihre Leute aber nicht sehen. Zwar siebt sie sehr genau aus, wer ins Unternehmen passen könnte und wer nicht, doch schätzt sie auch Bewerber, die für sie nicht in Frage kommen. Doch wie kam sie eigentlich auf die Ideen, die sie in ihrem Buch niedergelegt hat?
Das meiste fällt ihr in ihrer Hütte mitten im Wald ein. Dorthin zieht sie sich zurück, wenn sie sich entspannen will. Innovation braucht Reflexion und die kommt am besten in der Stille und Abgeschiedenheit ihrer fränkischen Heimat. Auch viele gute Ideen für ihr Hotel sind dort entstanden. Wenn es um den Schindlerhof geht, steht für sie fest, dass das Herzblut niemals verloren gehen darf. Wenn die Gewinnmaximierung wichtiger wird, regiert nicht mehr das Herz, sondern der Verstand und dann hat man am Ende nur noch einen Platz zum Schlafen und kein Hotel mehr. Wie sie diese Kultur im Alltag lebt und was das Ganze mit einem Gänseblümchenteppich im Konferenzraum zu tun hat, hat sie uns im Interview verraten.
Was bedeutet eigentlich Mitarbeiterführung?
Mitarbeiterführung ist ein heiß diskutiertes Thema unter Führungskräften. Klar, letztlich hängt der Erfolg eines Unternehmens vom gesamten Team ab und wer auf einen höheren Posten aufsteigen möchte, muss sich in der Führungsposition, in der er zurzeit ist, erst einmal bewähren. Kein Wunder also, dass Seminare zu Themen wie „Wie führt man richtig?“ oder „Was zeichnet eine gute Führungskraft aus?“ boomen. Wir haben mit einer Expertin zum Thema gesprochen.
„Ich will niemanden irgendwo hinführen!“
Wie funktioniert gute Mitarbeiterführung? Wenn man Nicole Kobjoll fragt, gar nicht. Die Unternehmerin besitzt und leitet das Hotel Schindlerhof bei Nürnberg und sagt ganz klar: „Ich will niemanden irgendwo hinführen!“ Stattdessen setzt sie auf die intrinsische Motivation ihrer Mitarbeiter. Diese sollen aus eigenem Antrieb am Erfolg des Unternehmens mitarbeiten. Aus diesem Grund hat Nicole einen mehrstufigen Prozess etabliert, um Bewerber mit der falschen Motivation auszusieben. Das bedeutet nicht, dass sie solche Menschen nicht schätzt, doch als Mitarbeiter taugen sie ihr für ihre Arbeit eben nicht.
Warum sind Seminare zur Mitarbeiterführung problematisch?
Über ihre Ansichten zum Thema Mitarbeiterführung hat sie in ihrem eigenen Buch „Fucking Leadership“ reflektiert. Anlass für dieses Buch bildeten zahlreiche Seminare zur Mitarbeiterführung, die sie besucht hat und deren Inhalte über Kommunikation, Verantwortung, Produktivität und den Umgang mit Mitarbeitern sie nicht gerade mit Respekt erfüllt haben. Und tatsächlich: Wer schon einmal ein solches Seminar besucht hat, der weiß, dass bei einigen Werte wie Loyalität und Vertrauen zwischen Chef und Untergebenem, aber auch selbstständiges Arbeiten und Motivation zur Eigenmotivation, oft zu kurz kommen. Aber wie soll ein Unternehmen funktionieren, dass dauernd den Chef als Antreiber braucht?
Menschen führen, keine Ressourcen
Doch wie sehen nun Nicoles Führungsprinzipien aus? Eigentlich ganz einfach: Der Mensch steht immer im Mittelpunkt. Aus diesem Grund lehnt sie auch den Begriff Human Resources ab. Menschen sind keine Ressource, die man nach Belieben nutzen oder verbrauchen kann. Nicole spricht im Kontext ihrer Mitarbeiter lieber von Human Stars, denn als Sterne füllen Ihre Mitarbeiter den Himmel des Hotels aus und bringen ihn zum Leuchten. Natürlich hat auch dieses schöne Bild Grenzen, wie sie selbst schon erfahren musste. Als Führungskraft ist sie auch schon von Mitarbeitern enttäuscht worden.
Wie Nicole Kobjoll ihr Unternehmen führt
Dennoch zweifelt Nicole nicht an ihrer Philosophie in der Mitarbeiterführung. Die Aufgabe einer guten Führungskraft sieht sie vor allem darin, ein Team zu formen. Dabei ist ihr eines wichtig: Jedes Team ist nur so stark wie die Verbindungen untereinander, nicht wie das schwächste Glied. Dazu ist es vor allem wichtig, dass wirklich kommuniziert wird (und nicht nur informiert oder gar monologisiert). Doch wie agieren die Teams in ihrem Hotel? Nach welchen Prinzipien arbeiten die Angestellten dort, wenn niemand da ist, der sie führt? Oder gibt es da doch jemanden? Das alles hat uns Nicole im Interview verraten.
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