Jürgen Holz: So gelingt die Unternehmensnachfolge
Mach es exzellent!
Jürgen Holz ist einer der vielen Hidden Champions, die mitverantwortlich sind für den exzellenten Ruf der deutschen Industrie. Problemlöser zu sein, sieht er als deren ureigenste Aufgabe. Er selbst konstruiert und baut mit seinem Unternehmen HOLZ automation komplexe Sondermaschinen. Diese Aufgabe bereitet ihm auch nach Jahrzehnten noch großen Spaß und ohne den geht es nicht, da ist er sich sicher. Darum ist ihm auch wichtig, dass seine Mitarbeiter mit Freude bei der Sache sind. Dennoch ist er überzeugt, dass es ohne Führung nicht geht. Die Führung des Unternehmens ist dabei für die Zukunft gesichert, will doch seine Tochter in Jürgens Fußstapfen treten. Doch wie funktioniert so eine Unternehmensnachfolge eigentlich?
Jürgen Holz selbst hat das Unternehmen von seinem Vater gekauft. Gekauft? Ja, Jürgen hat für den Betrieb bezahlt wie ein Fremder. Das war aus Gründen der Gerechtigkeit gegenüber seinen Brüdern unerlässlich. Mit viel Mut hat er seitdem vieles umgekrempelt und die HOLZ automation GmbH für die Zukunft aufgestellt. Was Jürgen für die Zukunft vorhat und wie sein Glauben seine Rolle als Unternehmer prägt, hat er uns im Interview verraten.
Wie geht Unternehmensnachfolge?
Drei Generationen, die ein Familienunternehmen führen? Das klingt nach einer ziemlich normalen Unternehmensnachfolge. Doch das war es nicht. Jürgen Holz, Chef von HOLZ automation in Backnang, hat das Unternehmen seines Vaters nicht geerbt oder übernommen, sondern schlicht gekauft. Haben sich Vater und Sohn da etwa so schlecht verstanden, dass sie wie zwei Fremde miteinander umgehen?
Unternehmensnachfolger dringend gesucht
Viele Familienunternehmen in Deutschland stehen vor demselben Problem. Der Inhaber wird älter, möchte sich ins Privatleben zurückziehen, doch ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Das liegt zu einem guten Teil daran, dass die Kinder heute nicht mehr wie selbstverständlich für die Nachfolge zur Verfügung stehen. Oft haben sie andere Interessen und wollen sich selbst verwirklichen. Um dennoch eine geregelte Unternehmensnachfolge sicherstellen zu können, sollten sich Unternehmer schon früh mit dem Thema beschäftigen.
Das Unternehmen verkaufen
So haben es auch Jürgen Holz uns sein Vater getan. Die beiden haben nämlich überhaupt kein schlechtes Verhältnis, aber Jürgen hat vier Geschwister. Wie soll da die Gerechtigkeit gewahrt bleiben, wenn er die Firma bekommt? Da kamen Vater und Sohn auf die pragmatischste Lösung: Verkauf des Unternehmens statt Übergabe. Jürgen hat die Firma rechtlich gesehen ganz normal gekauft. Doch wo findet man eine Firma, wenn der Verkäufer nicht gerade in der eigenen Familie sitzt?
Börsen für die Unternehmensnachfolge – ein Erfolgsrezept?
Auch der Markt für die Unternehmensnachfolge ist durch das Internet revolutioniert worden. Mittlerweile gibt es zahlreiche Nachfolge-Börsen, auf denen Firmeninhaber und potenzielle Käufer des Unternehmens miteinander in Kontakt treten können. Der Bedarf nach Nachfolgern ist so groß, dass mittlerweile sogar das Bundeswirtschaftsministerium eine eigene Plattform an den Start gebracht hat. Auch die Industrie- und Handwerkskammern beteiligen sich an dieser Plattform, die Unternehmen und Nachfolger über regionale Partner miteinander in Kontakt bringt.
Alles bleibt in der Familie
Wie es jetzt aussieht, wird Jürgen Holz aber ohne eine solche Plattform auskommen. Unter seinen fünf Kinder fand sich eines, dass die Unternehmensnachfolge antreten will. Zwar wollte keiner seiner Söhne Konstrukteur werden, dafür tritt die einzige Tochter in die Fußstapfen des Vaters. Auch wenn sie sich nicht für einen Ingenieursstudiengang, sondern für ein wirtschaftswissenschaftliches Studium entschieden hat. Darüber ist ihr Vater aber ganz froh, wie er zugibt, da er sich über den Kompetenzzuwachs in diesem Bereich freut.
Unternehmensnachfolge frühzeitig regeln
Was rät Jürgen Holz anderen Inhabern eines Unternehmens, die ebenfalls die Nachfolge organisieren müssen? Auf jeden Fall frühzeitig mit der Vorbereitung der Übernahme beginnen! In Jürgens Fall denkt der Chef immer ungefähr an die nächsten fünf Jahre. Doch auch Experten empfehlen, sich rechtzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen, denn es kann im Zweifel eine ganze Weile dauern, bis ein geeigneter Käufer für das Unternehmen gefunden ist. Dieser muss selbstverständlich erst noch mit dem Betrieb vertraut werden, bevor er die Unternehmensnachfolge übernehmen kann.
Unternehmensnachfolge: Gelassen in die Zukunft?
Doch warum dauert es oft so lange, bis ein Unternehmensnachfolger gefunden ist? Eine Erklärung ist ein Wandel in der Gesellschaft. In Umfragen geben zuweilen bis zu 50 Prozent der Schulabgänger an, eine berufliche Karriere als Beamter anzustreben. Der Wunsch nach Sicherheit überwiegt bei vielen den Wunsch nach Selbstverwirklichung. Unternehmer werden wohl in Zukunft vor noch größeren Herausforderungen bei der Nachfolgersuche stehen. Da hilft vor allem eines: gelassen bleiben.
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