Hidden Champions

David Reger

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Lesezeit ca. 20 Minuten

David Reger: Wie Roboter uns Menschen wieder menschlicher machen

Roboter für jeden Haushalt

Nie wieder Ärger, weil Du Dein Müll nicht rausgebracht oder Deine Kinder das Zimmer nicht aufgeräumt haben. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Unser heutiger Hidden Champion arbeitet genau daran. David Reger entwickelt mit NEURA Robotics kognitive Roboter, also solche Helfer, die selbstständig ihre Umwelt erkennen und Aufgaben ausführen können. Derzeit kommen diese Roboter nur in der Industrie zum Einsatz, doch künftig sollen sie auch für Haushaltstätigkeiten verfügbar sein und dabei mit den Menschen interagieren. Das wirft natürlich viele Fragen auf: Sollten wir eine emotionale Beziehung zu unseren Helfern aufbauen? Welche Rolle darf ein Roboter im Familienleben spielen.

Für David Reger ist die Sache klar. Zwar hat er als Unternehmer eine besondere Beziehung zu „seinen“ Robotern, doch sieht er sie vor allem als Helfer, die uns mehr Zeit verschaffen und Konfliktpotenzial reduzieren. Die freigewordene Zeit sollten wir seiner Meinung nach vor allem in die Interaktion mit unseren Mitmenschen stecken. Mehr Robotik bedeutet für David mehr zwischenmenschliche Interaktion. Als gläubigem Christen ist ihm der verantwortungsvolle Umgang mit dieser technischen Innovation besonders wichtig. Wie er mit seinen Robotern dazu beitragen will und warum er glaubt das „Zimmer aufräumen“ in Zukunft ein Schulfach sein kann, hat er uns im Interview verraten.

Interview mit David Reger

Johannes Wosilat
Willkommen zurück, bei The Hidden Champion, mit mir, Johannes Wosilat. Ich interviewe Unternehmer und das persönlich nah. NEURA Robotics ist ein deutsches Hightech Unternehmen, das 2019 von David Reger in Metzingen bei Stuttgart mit dem Ziel gegründet wurde, die Welt der Robotik zu revolutionieren. Mit seinen 150 Teammitgliedern aus über 25 Ländern läutet NEURA Robotics eine neuere Ära der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine ein. Robotische Assistenten, die ganz natürlich mit uns Menschen zusammenarbeiten. Was sie dabei auszeichnet: Wir geben Robotern das, was ihnen derzeit fehlt – Sinn und einen Verstand. „We serve humanity“. Ich freue mich auf das Interview mit Dir David.

David Reger
Danke schön, ich freue mich auch sehr.

Eure Fragen an David Reger

Johannes Wosilat
Top! Wir haben in unserer Community gefragt, welche Fragen sie Dir stellen möchten. Oli fragt: In welchen Branchen kann man Eure Roboter einsetzen?

David Reger
Heute hauptsächlich in industriellen Branchen, also in allen, die man so kennt. Dort, wo Roboter heute schon zu Hause sind. Das war von Anfang an der Plan, um tatsächlich auch heute schon einen Return of Invest zu haben. Das heißt, wir haben natürlich eine sehr große Vision, den Roboter überall mit reinzubringen, selbst in den Haushalt, als einen Helfer oder Assistenten in allen Bereichen unseres Lebens. Doch der Weg dorthin ist lang. Wir sind kein Milliarden-Konzern, der es sich leisten kann. Deswegen lernen wir auch sehr stark aus der Industrie und gehen auf diesem Weg irgendwann mal zu jedem ins Haus, in den Haushalt.

Infobox: Wo werden Roboter eingesetzt?

Derzeit kommen Roboter vor allem in der Fertigung zum Einsatz, wo sie insbesondere Aufgaben übernehmen, die für Menschen zu anstrengend oder zu gefährlich sind. Bei Operationen unterstützen sie die Chirurgen bei minimalinvasiven Eingriffen. Künftig werden Roboter aber auch in der Landwirtschaft, der Pflege und im Servicebereich zum Einsatz kommen. Dazu ist freilich noch viel technische Innovation nötig, die die Interaktion zwischen Mensch und Roboter vereinfacht.

Johannes Wosilat
Der Roboter, der hier vor mir steht, wäre wahrscheinlich die Version, die dann ins Haus geht?

David Reger
Genau. Das ist jetzt die MAiRA-Plattform, die wird in erster Linie auch erst wieder in den Servicebereich gehen, aber eines Tages auch in jeden Haushalt der Welt.

Johannes Wosilat
Hast Du so einen schon bei Dir zu Hause?

David Reger
Ja, es gibt auch schon ein paar Videos und Bilder und ich glaube, wir werden nach und nach welche veröffentlichen. Die Aufnahmen sind tatsächlich aus meinem Haus, also auch, wenn man diese Küchen-Videos und -Bilder sieht, wie die Roboter die Spülmaschine ausräumen, das ist bei mir zu Hause oder genauso das Bad, das gereinigt wird.

Johannes Wosilat
Das heißt, dem können wir das dann beibringen oder weiß der dann schon von vornherein: „Okay, hier ist ein Lappen. Ich kann damit den Tisch putzen“?

David Reger
Genau. Beibringen muss man dem dann nichts mehr, denn wenn wir uns einen Assistenten im Haushalt wünschen und dafür auch ein bisschen Geld bezahlen müssen, dann wünschen wir schon, dass der Assistent ankommt und alles funktioniert und das ist genau das. Daran arbeiten wir hauptsächlich. Es gibt Apps wie beim Smartphone auch und die eine App, die wird die Spülmaschine einräumen, die andere App wird alle Tische oder Regale abwischen usw. Das sind alles Grundfunktionalitäten, alles eine Plattform.

Johannes Wosilat
Die nächste Frage von Frank: Wie bringt Ihr dem Roboter diese menschlichen Komponenten bei?

David Reger
Es geht um Maschinen, maschinelles Lernen. Dann gibt es verschiedene Arten davon. Es geht darum, dem Roboter, Wege zu geben, Dinge zu verstehen. So wie unser Gehirn auch funktioniert, um auf Veränderungen reagieren zu können. So sieht nun mal unsere Welt aus. Die sieht keinen Tag gleich aus, meistens sogar in der nächsten Sekunde schon wieder anders. Wir Menschen reagieren ja selbstständig darauf. Dasselbe muss auch ein Roboter können und so wird auch jede Funktion eines Roboters ausgelegt. Wir nehmen die Umgebung über Sensoren wahr, das heißt, wir hören, wir sehen, wir fühlen. Das ist auch das, was wir in die Roboter gebracht haben. Aber dann haben wir auch dahinter ein Gehirn, welches diese Impulse wahrnimmt und darauf eine Reaktion ausführt.

Technische Innovation oder: Haben Roboter Gefühle?

Johannes Wosilat
Wenn der Roboter fühlt, sind das dann auch Sensoren oder ist es dann eine KI?

David Reger
Es gibt ja zwei Arten des Fühlens. Das eine ist taktiles Fühlen, also irgendwas berühren und fühlen und das andere ist Emotionen zu fühlen. Wir sprechen in diesem Fall immer vom taktilen Fühlen. Es geht zum Beispiel darum, wenn ich ein Glas aufhebe, dann das Glas nicht zu zerbrechen. Genauso wie einen Menschen an die Hand zu nehmen und ihm die Hand nicht zu brechen. Das sind Dinge, die wir fühlen nennen. Da kommen wir auch zu einem interessanten Punkt, denn meiner Meinung nach sollten Roboter nicht fühlen, die sollen da sein und genau die Dinge tun, die wir ihnen auftragen. Das heißt im schlimmsten Fall vor uns niederzuknien, sodass wir unseren Schuh draufstellen und ihn besser binden können oder wie auch immer. Bei diesen Prozessen ist es wichtig, das ohne diesen Gefühlsaspekt zu haben, denn das ist genau der Nachteil. Wir Menschen sollen untereinander fühlen, aber nicht die Systeme, die uns unterstützen.

Johannes Wosilat
Ich glaube, das ist ein gutes Bild, denn ich glaube, das wird von der Forschung oft auch falsch kommuniziert, dass man den Wunsch hat, einen Roboter zu haben, der einen versteht. Aber ich glaube, das ist ein falscher Ansatz, weil das eine weitere Entfremdung zwischen den Menschen bewirkt, mit denen man eigentlich kommunizieren sollte.

David Reger
Ich glaube, das ist so ein wenig die Gefahr bei uns Menschen, dass wir immer versuchen, sofort so einen besten Freund zu erschaffen. Das sehe ich auch bei mir selbst. Wenn wir Roboter entwickeln, wird das ein System, an dem man hart arbeitet und plötzlich fängt der Roboter an, Dinge zu verstehen und sie auch wirklich gut zu machen. Man fängt automatisch an, kleine Gefühle zu entwickeln, sodass man jetzt Probleme hätte, wenn jemand mal auf den Roboter schlägt. Aber ich sage, das ist genau der falsche Weg. Meiner Meinung nach sollten wir den Roboter so einsetzen, dass wir Menschen, das Zwischenmenschliche, wieder in den Mittelpunkt gerückt werden und der Roboter eigentlich nur das Drumherum erledigt.

Ich sage auch immer, ein Roboter wird viele Ehen retten und da fragen alle: „Wie soll das gehen?“ Ich sage, indem wir die Erwartung an uns Menschen, das heißt die Rolle im Haushalt usw. verändern. Wer bringt den Müll raus? Jetzt kommt man schon wieder vollkommen müde nach Hause und Deine Aufgabe ist es, den Müll rausbringen. Jetzt hast Du das vergessen und wir haben schon wieder Potenzial für Streit und Unzufriedenheit. „Mein Mann vergisst jedes Mal den Müll rausbringen.“ Was für ein schlechter Mann – oder Frau!

Genau in diesem Bereich, sage ich, wird ein Roboter in der Zukunft eingesetzt werden. Man hat mehr Zeit heimzukommen, miteinander zu essen und vielleicht, wenn man möchte, zu kochen. Der Rest wird vom Roboter gemacht. Das ist, meiner Meinung nach, die Zukunft. Alles drum herum wird von Robotern übernommen, sodass wir immer mehr Zeit haben für das Wesentliche. Daran arbeiten wir.

Technische Innovation hat viele Mentoren

Johannes Wosilat
Nicole fragt: Hast Du einen Mentor?

David Reger
Ich hatte einige Mentoren und interessanterweise sind es mehrere Mentoren für verschiedene Bereiche, das heißt, ich habe einen Mentor für das, wie ich als Mensch sein möchte. Das ist mein Opa gewesen, den gibt es heute nicht mehr, aber er hat es sehr tief in mir verwurzelt, weil ich einfach gesehen habe: Wenn ich mal sterben muss, in hohem Alter und trotzdem mal tausende Menschen zu meiner Beerdigung kommen, dann habe ich was richtig gemacht. Der Meinung bin ich. Das ist so ein bisschen mein Ziel im Leben, dass ich alles richtig mache und vor allem Mehrwert bringe. Das ist für mich persönlich etwas, das ganz wichtig ist. Dort habe ich viel bei ihm abschauen dürfen, wie er es gemacht hat.

In der Industrie habe ich natürlich Innovationen und natürlich die Menschen um mich herum, immer angenommen, also das, was sie gesagt haben und ich kann jetzt nicht gezielt sagen, ich hatte einen Mentor. Ich hatte sehr, sehr viele Mentoren und ich habe sie alle als Mentoren gesehen. Ich glaube, das ist der wichtigste Aspekt, dass man die Leute um sich herum nicht als Konkurrenz, nicht als irgendwelche Menschen sieht, die einem vielleicht nur Schlechtes wollen oder versucht, gegen sie anzukämpfen, sondern sie als Mensch und Mentor sieht, sie annimmt, um daraus zu lernen und zu wachsen.

Johannes Wosilat
Tol!. Ihr habt hier auf der grünen Wiese gestartet, aber um das machen zu können, braucht man ja auch schon ein bisschen an Erfahrung. Was hast Du denn davor gemacht, bevor Du 2019 dann das Unternehmen mitgegründet hast?

David Reger
Ich bin ja gelernter Modellbauer. Das heißt, ich komme aus dem Gießerei-Bereich, habe damals dort als Konstrukteur gearbeitet, habe immer hart daran gearbeitet, dass ich einfach alles, was ich mache, sehr gut mache und habe irgendwann mal die Möglichkeit bekommen, in die USA zu gehen. Dort habe ich als Sozialarbeiter gearbeitet und dann irgendwann die Möglichkeit bekommen, wieder zurückzugehen und in der Schweiz etwas Neues zu starten. Aber natürlich ohne die ganzen Risiken selbst tragen zu müssen. Es war so ein perfektes Setup, muss ich sagen. Man hat eine Schweizer Familie gehabt, die im Maschinenbau wirklich stark sind. Die haben dort im Blechbearbeitungsbereich was aufgebaut und haben dann noch mal nach Leuten gesucht, die etwas Neues aufbauen wollen, entweder in der Robotik oder im 3D-Printing. Das war die Möglichkeit, die ich für mich auch gesehen habe.

Dazu kam natürlich die Chance, die mir gegeben wurde, dort etwas Neues zu starten. Das hieß damals auch Robotik, 3D-Printing und Automation an sich und das waren damals dann auch drei Unternehmen, die ich gleichzeitig aufbauen durfte. Das war die Möglichkeit, viel zu lernen, gleichzeitig zu wachsen, auch in der Persönlichkeit. Das heißt, ich habe es ja trotzdem immer auf mich projiziert, das war ja wie meins, das heißt, ich hab das aufgebaut, das war so mein Baby.

Ich habe hart daran gearbeitet und habe auch gemerkt, dass irgendwann mal der Zeitpunkt kam zu sagen: „Okay, gut, jetzt war’s das. Ich habe viele Ideen, die ich dort nicht umsetzen kann.“ Ich war an einem Ort, wo ich sage, es ist gut angelaufen, jetzt musste man Produkte produzieren. Ich habe aber noch so viele Gaps gesehen, wo ich sagte: „Nein, ich will noch mal was starten und ich will es noch mal anders machen, damit es wirklich einen Unterschied zu allen anderen Produkten auf der Welt gibt.“

Der Wunsch nach mehr technischer Innovation

Johannes Wosilat
Das heißt, Du hast dann nicht gewechselt, weil Du nicht glücklich warst? Dir hat es Spaß gemacht, aber Du hast nicht so viel Potenzial für Innovation gesehen? Wenn Du selbst etwas startest, dann könntest Du das so vollenden, wie Du es Dir vorstellst.

David Reger
Genau. Ich war definitiv nicht unglücklich. Also ich war sehr, sehr glücklich in meiner damaligen Situation, deswegen war das auch der schwierigste Schritt in meinem Leben, denn wenn man etwas aus dem Nichts aufgebaut und wirklich da Herzblut reingesteckt hat, die Menschen um einen herum hat, mit denen man gemeinsam gewachsen ist, ist es schwer, aus dieser Situation einfach herauszugehen und zu sagen: „Ich mache etwas Neues!“ Das ist schon eine Herausforderung. Mich haben Onkels angerufen, die mich vorher noch nie angerufen haben, die haben mir gesagt, ich sei dumm, aber letztlich, sehe ich heute, es war richtig. Ich hatte ein hervorragendes Gefühl. Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, deswegen sage ich auch immer, es war sehr geführt, gesegnet, und so fühle ich mich auch heute.

Das heißt, es war richtig, denn ich bin im richtigen Moment, mit den richtigen Leuten hier gestartet. Ich habe damals mit zwölf Personen gleichzeitig angefangen, genau in diesem Raum, wo wir im Moment sitzen. Deswegen habe ich auch die Bilder an der Wand. Die hängt immer noch vom ersten Tag. Da habe ich meinem Team zeigen wollen: Leute, wir sind nicht allein und es hat keinen Sinn ohne Innovation. Ich habe auch nicht ein Robotik-Unternehmen verlassen, um den gleichen Roboter noch mal zu bauen, sondern wir wollen etwas verändern, wir wollen eine technische Innovation schaffen und das war auch unser Treiber, dieser Glaube daran. Ich habe es gewusst, dass wir jetzt anfangen müssen, denn später wäre es zu spät gewesen. In dem Unternehmen, in dem ich war, war es nicht möglich, denn man ist schon im Strudel, das heißt, man muss liefern, man hat eine ganz andere Situation, wo man, nicht einfach so sagen kann: „Ab heute fange ich eine neue technische Innovation an!“ Deswegen auch der Schritt.

Johannes Wosilat
Was war der beste Rat, den Du umgesetzt hast? Wo Du gesagt hast: „Hey, das ist eine geile Idee. Werde ich so machen!“

David Reger
Ich habe sehr, sehr viel von Max Biland gelernt. Er war damals auch die Familie in der Schweiz, die mir genau das Vertrauen geschenkt und mich unterstützt hat und mich vor allem machen ließ. Er hat mir sehr, sehr viel erzählt. Er hat sehr viele Situationen aufgebracht usw. Ich muss schon sagen, ich habe am meisten von ihm gelernt, von seiner Herangehensweise und Organisation. Ich zitiere auch heute noch oft Sprüche von ihm. Er hat immer gesagt: „Kein Sägemehl sägen!“ Das war so ein typischer Spruch. Aber auch meine Mutter, die auch immer solch eine positive Ausstrahlung hat, auch in Situationen wo man denkt: „Wie kannst Du da so positiv bleiben?“

Das sind Dinge, die mich definitiv beeindrucken und wo ich sage, daraus habe ich gelernt, Situationen anders aufzunehmen und in allem noch diese Chance zu sehen, auch wenn die Situation in diesem Moment aus dieser Perspektive so aussieht, als wäre sie gegen mich, aber langfristig gesehen, blicke ich zurück und erfasse: „Hey, wenn es so nicht gewesen wäre, wäre alles anders.“ Ich glaube, die Situation kennt jeder. Das kennen viele Menschen, aber oft lassen sie das nicht zu und deswegen ist für mich mein Glaube so wichtig. Ich vertraue auf etwas, das größer ist als ich, wenn ich hinfalle. Ich weiß, es gibt ja diese ganzen Sprüche „Belive in yourself!“ usw. Ich bin ein extremer Gegner davon, weil ich sage: „Wie willst Du an Dich selbst glauben, wenn Du hinfällst? Wer hilft Dir auf?“ Da ist jemand, der das Ganze sieht und ich sehe nur diesen kleinen Schritt und ich vertraue, dass der, der das Ganze sieht, mir schon den richtigen Weg weist, auch wenn es in diesem Moment anders ausschaut.

Das ist wie beim Navi, sage ich immer. Wenn Du nun das Navi anschaltest und eine Adresse eingibst und bei der ersten Bitte „Links abbiegen!“, Du direkt sagst: „Verdammt, wieso links?!“, ohne Weg zu kennen. So funktionieren wir Menschen. Anstatt dass man einfach mal links fährt und darauf vertraut, dass das eine Bedeutung hat. Dann sieht man, am Ende kommt man am Ziel an und um das geht es eigentlich. Mein Ziel ist ein gutes Leben gelebt zu haben und auf dem Weg schon Spuren hinterlassen zu haben, aber positive. Das sind genau die Dinge, die ich von den Personen um mich herum gelernt habe.

Technische Innovation in einen anderen Zweig der Wirtschaft gebracht

Johannes Wosilat
Ich habe noch eine Frage: Wie hast Du es geschafft, als Modellbauer zu dem Schweizer Unternehmen, zu Max, zu gehen, sodass sie sagen: „Ja, mach das mal, bau das auf!“, denn das sind ja andere Expertisen. Was haben die bei Dir gesehen?

David Reger
Genau. Das wundert ich mich bis heute. Deswegen sage ich einfach „Segen“ dazu. Es gibt da keine andere Erklärung. Ich habe mich tatsächlich damals, als ich mich beworben habe … Eigentlich hat sich meine Frau für mich beworben. Die hat sich für mich beworben, weil ich sonst einfach hier in Deutschland geblieben wäre, in dieser Modellbau-Bude, in der ich ja glücklich war. Also ist jetzt auch nicht so, dass es mir schlecht ging, sondern diese Familie hat mir auch viel beigebracht, vor allem wie man rational denkt und funktional arbeitet; ein typischer Schwaben-Unternehmer. Die haben mir sehr viel beigebracht und ohne die wäre ich auch nicht dort, wo ich heute bin.

Aber dann bin ich mit meiner heutigen Frau, damaligen Freundin, durch die Schweiz gefahren, durch Küssnacht am Rigi. Das ist ein wunderschöner Ort, wo wir einfach nur durch mussten. Wir sind Richtung Italien gefahren und da habe ich einfach gesagt: „Hier möchte ich mal leben!“ Da hat sie gemeint: „Ja dann komm, dann schauen wir doch einfach, was es hier gibt und dann ziehen wir einfach weg.“ Es war einfach nur Smalltalk. Wir sind zurückgekommen, doch dann hat sie ein paar Jobs rausgesucht, die alle passten. Einer davon war natürlich mein Traumjob. Das war bei Sauber Motor, als Konstrukteur in der Aerodynamik. Das war mein Traum. Ich liebe Autos. Dann haben wir uns beworben und die haben mir zugesagt und auf dem Weg dorthin haben wir noch kurz anhalten wollen. Da habe ich auch noch ein Bewerbungsgespräch gehabt und wollte kurz reinschauen, war aber voll überzeugt von Sauber Motor; für ein Formel-1-Team zu arbeiten, das wäre mein Traum gewesen. Ich war da noch viel zu schüchtern und ich bin da rein und das Gespräch hat neun Stunden gedauert, das heißt, ich habe meinen nächsten Termin verpasst. Wir sind durch die Hallen gelaufen und der hat Ideen gehabt usw., gerade dieser Max Biland und irgendwie hat er was in mir gesehen. Ich konnte ein paar so kleine Probleme auch schon direkt lösen, indem er mir Dinge gezeigt hat und ich kannte mich damit aus, das waren Gussteile und ähnliches. Das ist zu kalt gegossen worden, da ist das und das passiert und er hielt es für interessant und hat seine Ingenieure zusammengerufen. Die haben mich befragt und dann hat er gesagt: „Wir machen es!“, und er hat mir diesen Job gegeben. So habe ich angefangen. Ich habe vorher noch nie einen Roboter gesehen in meinem Leben. Ich habe noch nie einen angefasst und plötzlich musste ich Roboter entwickeln. Das Neun-Stunden-Gespräch wurde beendet durch die Frau Marlies Biland, die dann hereinkam und Max geschimpft hat, weil er mir weder Wasser angeboten hat noch irgendwas zu essen gegeben hat.

So wurde das Gespräch beendet, er hat sich entschuldigt und ich bin rausgegangen und hatte noch keinen Job. Also, das hat mich richtig fertig gemacht, weil ich meinen anderen Job sausen ließ. Dann bin ich heimgefahren. Ich war super enttäuscht. Also ich bin wirklich heimgefahren und dachte: „Oh mein Gott, was habe ich da jetzt getan?“ Am nächsten Tag hat er mich angerufen. Er hat mir mehr Gehalt geboten und er hat gemeint, dass er geschimpft wurde, dass er einen Riesenfehler gemacht habe, mich nicht unterschreiben zu lassen, als ich noch da war. Es war am nächsten Tag und deswegen stand ich gerade an der Tankstelle in Schramberg und dann habe ich diesen einen Job bekommen und dann war ich wieder happy, aber solche Situationen bilden einen auch aus. Das heißt auch, Geduld zu haben, manchmal auch Dinge auf eine Karte zu setzen und nicht versuchen, alles irgendwie gleichzeitig zu schaffen.

Johannes Wosilat
Was glaubst Du, welche Eigenschaft von Dir als Mensch hat Dich dahin gebracht, wo Du heute bist?

David Reger
Für mich ist immer ganz klar mein Glauben. Also ich bin wirklich ein sehr gläubiger Mensch, ich bin Christ und für mich ist es sehr wichtig gewesen, dass ich jemand habe, auf den ich vertrauen kann. Ich sehe diesen ganzen Stress und die Notwendigkeit, ganze Zeit ohne Unterbrechung zu arbeiten, immer weiter. Dann wundern sich die Menschen: „Wie kannst Du dann am nächsten Tag einfach wieder fit und fröhlich sein?“ Ich sage, ich habe meine Last abends wieder abgegeben und ich fange am neuen Tag neu an und das sind so Dinge, die mich dann wirklich prägen, die mich auch nach wie vor demütig halten, weil ich letztlich weiß, ich habe noch nichts davon erreicht, wofür ich auch auf die Erde gekommen bin. Ich muss einen großen und positiven Impact bringen und an dem arbeite ich und ich glaube, bis dahin ist noch ein bisschen weg. Hoffentlich darf ich noch länger bleiben.

Mit Motivation zur Innovation

Johannes Wosilat
Was motiviert Dich am meisten? Du hast ja konstant Bock. Wie holst Du Dir Deine Motivation?

David Reger
Meine Motivation kommt daher, dass ich aufstehe und die Möglichkeit sehe, noch einen positiven Impact zu bringen. Also ich weiß, dass das alles, was wir jetzt gerade tun, die Zukunft beeinflusst. Wir haben den ersten kognitiven Roboter der Welt geschaffen, das heißt der ganzen Welt. Es sind 8 Milliarden Menschen und keiner die Idee gehabt, außer wir. Wir haben die technische Innovation dorthin gebracht, wo es die anderen einfach hinbringen konnten. Das versuche ich auch meinem Team jeden Tag klarzumachen: „Leute, das ist nicht einfach nur eine Arbeit, was wir tun!“ Es ist nicht nur einfach bloß etwas, wo wir hingehen und wieder heimgehen. Wir schaffen etwas, das eine grundlegende Veränderung für die ganze Welt der Zukunft hat. Wir können jetzt nicht aufhören und wir können nicht jetzt schon schlapp machen, deswegen müssen wir weitergehen. Natürlich gibt es viele Schwierigkeiten in der Hinsicht, da Menschen es nicht immer direkt verstehen, wenn es ihnen nicht direkt heute schon einen positiven Impact bringt. Das ist, glaube ich, die Komplexität. Aber ich muss immer ein Vorbild sein, ich muss immer innovativ vorwärtsgehen, ich muss immer diese gute Laune haben, natürlich auch an die Sache glauben. Es gibt Nächte, da kann ich nicht schlafen. Da liege ich da und bin immer wie ein ganz kleiner Junge, der einfach nur Angst hat und nichts weiß. Aber dann im nächsten Moment – und deswegen sage ich auch, da spielt der Glaube so eine große Rolle – gebe ich es einfach wieder in andere Hände und fange einfach an, mein Bestes zu geben und sehe auch, dass es einen riesigen Impact bringt. Das macht mich glücklich und die Menschen um mich herum auch und das motiviert mich.

Infobox: Die technische Innovation der Roboter begann 1954

Der erste Industrieroboter kam 1956 auf den Markt. „Unimate“, so sein Name, bearbeitete und schweißte Druckgussteile im Ford-Werk in Detroit. Sein Erfinder war George Devol. Da dieser das Verfahren zur Steuerung des Roboters bereits 1954 zum Patent angemeldet hatte, gilt dieses Jahr als Geburtsstunde der Robotik.

Johannes Wosilat
Du hattest eben gerade gesagt „der erste kognitive Roboter“. Was heißt kognitiver Roboter? Was kann der? Welche technologischen Innovationen bringt er?

David Reger
Also man muss es so verstehen: Kognitive Fähigkeiten sind, die Umgebung wahrzunehmen und auf die Umgebung reagieren zu können, autonom. Bis heute gibt es kein einziges autonomes System weltweit. Die wird den Impact bringen, endlich keine Programmierung mehr benötigen zu müssen, sondern mit dieser Umgebung, in der wir leben, klarzukommen und autonom auf die Situation reagieren zu können. Das sind kognitive Roboter. Wir kommen nach Hause, es ist alles erledigt, ohne dass wir programmieren mussten, denn 98 % der Menschheit sind keine Programmierer. Wie sollen wir dann ein System einbringen, das programmiert werden muss? Das ist die Robotik heute. Was wir gebracht haben, ist genau das: Wir müssen nicht mehr programmieren. Wir haben einen extrem hohen Bedarf an Skilled Workers, also Facharbeitern, in allen Bereichen. Altenpflege, Schweißen, … nur Facharbeiter und das ist das Ding. Aber wie können uns Roboter von heute dabei helfen, wenn sie weder hören, sehen, fühlen noch denken können?

Also werden sie programmiert. Das heißt, heute schreit sofort jeder Roboter-Hersteller auf: „Du brauchst mehr Roboter!“ Ich sage, das ist totaler Bullshit. Wir brauchen nicht mehr Roboter, die programmiert werden müssen. Wir brauchen mehr Roboter, die etwas verstehen und die die Situation erkennen und selbstständig etwas ausführen können. Das ist der Unterschied, den wir gebracht haben. Unsere Roboter können das, um zum Beispiel den MAiRA zu nehmen. Ich kann der MAiRA jetzt einfach eine Kiste hinstellen und sagen „Hey, Mira, empty the box!“ oder „Mach die Kiste leer!“ und MAiRA versteht es sofort und fängt selbstständig an. Sie erkennt, was eine Kiste ist, sie erkennt die Bauteile darin, holt sie selbstständig raus, legt sie irgendwo hin. Sie fragt dann wohin. Das sind so Situationen, die nur über kognitive Fähigkeiten möglich sind. Vorher hätte ich dann einfach programmieren müssen. Das hätte nicht funktioniert und genauso beim Schweißen. Ich muss nicht den Roboter nehmen und programmieren, wo ich schweiße, sondern ich zeige nur noch: „Hier! Aktuelles Bauteil. Hier muss geschweißt werden!“ Das nennen wir auch maschinelles Lernen. Das bringen wir dem Roboter einmal bei. Der Vorteil eines Roboters gegenüber einem Menschen ist ja der, dass ich sein Wissen mit einem Klick auf alle anderen Roboter transferieren kann, was ein Mensch halt wieder nicht kann. Da braucht man wieder die Ausbildung und deswegen ist die technische Innovation in der Robotik auch viel rasanter und viel, viel gigantischer, um diesen ganzen Bedarf der Facharbeit abdecken zu können.

Es geht ja dann von dort auch in die anderen Bereiche. Wenn ich jetzt schweißen kann, kann ich genauso eine Spülmaschine ausräumen, einen Tisch abwischen, zwei oder drei Mal hinter. Oder meine Tochter zum Beispiel: Wenn ich mit ihr Lego spiele. Ich liebe Lego spielen, aber von vornherein gehe ich mit dem Gedanken rein: „Oh mein Gott, ich muss später aufräumen.“ Aber diesen Gedanken, den brauchen wir eigentlich nicht, der stört nur. Deswegen sage ich, das Zwischenmenschliche wird viel intensiver, sobald die Robotik in den Haushalt kommt. Wir müssen nicht darüber nachdenken, wer es danach aufräumt. Wir haben einfach nur diesen Gedanken: „Wir spielen miteinander.“

Technische Innovationen machen das Zwischenmenschliche besser

Wir verlassen das Zimmer und das Zimmer ist danach wieder sauber. Das sind Roboter. Gleichzeitig werden jetzt viele Menschen zweifeln. Ich war schon ein paar Mal auf Bühnen und musste über solche Dinge reden und da kommen viele Menschen und dann werde ich angegriffen. Viele Menschen sagen: „Das gehört zu unserer Entwicklung!“, zum Beispiel, dass unsere Kinder selbstständig Dinge aufräumen lernen müssen. Letztes Mal wurde es mir auch so ein bisschen vorgeworfen, und da habe ich darüber nachgedacht und gesagt: „Okay, vielleicht hast Du gar nicht so unrecht. Vielleicht müssen unsere Kinder auch lernen, wie man selbstständig ein Zimmer aufräumt“, aber gleichzeitig habe ich gesagt: „Damals hieß es, wenn ich Milch trinken will, muss ich erst mal die Kuh melken gehen und dann habe ich Milch. Du musst lernen, wie man eine Kuh melkt, sonst wirst Du nie es schaffen in Deinem Leben.“ Das war mal ein Gedanke. Heute weiß keiner, wie man eine Kuh melkt, aber wir haben jeden Tag Milch. Das ist der Gedanke, den ich genauso mit dem Aufräumen habe.

Heute müssen wir aufräumen. Wenn wir aber Systeme haben, die es für uns tun und die Systeme auch nicht verschwinden, wird es so sein, dass wir nicht mehr aufräumen müssen, sondern uns nur auf diesen zwischenmenschlichen Aspekt konzentrieren können. Da brauchen wir nicht ein Leben lang aufzuräumen, sondern man lernt es einmal. Dann wird es halt irgendwo in der Schule ein Fach „Zimmer aufräumen“ geben, falls mal ein System ausfällt.

Johannes Wosilat
Da bin ich mal sehr gespannt, wie das in den nächsten Jahren mit Euch weitergehen wird. Also ich glaube, einen Roboter, den ich ziemlich geil finden würde, wäre einer, der richtig gut massieren kann.

David Reger
Haben wir auch schon, aber nicht in Deutschland. Das ist wieder ein typisches deutsches Ding. Hier wäre es natürlich ein Riesenprozess, den im medizinischen Bereich einsetzen zu können. In China hatten wir einen Riesendurchbruch mit Massage-Robotern. Das gigantische an einem Roboter ist, dass wir nicht nur die menschliche Funktion nutzen können, sondern auch die übermenschliche. Das heißt, wir können eigentlich bei einer Massage schon in den Körper hineinschauen, wenn wir möchten und wir sind viel sensitiver. Wir können viele Dinge anders tun, als ein Mensch es auch kann. Deswegen haben wir auch da schon Massage-Roboter. Wir haben eines meiner Lieblingsprojekte, das Breast Cancer Screening Project, das heißt eine Brustkrebserkennung über ein Screening. Da haben wir einen Roboterarm mit Ultraschall-Sensoren verbaut, der arbeitet und kann über die Abtastung – sehr sensitiv, volle Privatsphäre – Brüste abtasten und dort ein Bild zusammenstellen und gleich direkt über künstliche Intelligenz auswerten, um frühzeitig Brustkrebs erkennen zu können und dann vielleicht vorzeitig auch einzuschreiten.
Da hat auch zum Beispiel China einen extremen Vorteil uns gegenüber. Die haben da einen FDA-Prozess, der braucht halt statt sieben Jahren einfach mal ein Jahr oder viel weniger, wenn es direkt helfen kann. Die bauen dann mittlerweile so Trucks usw., wo dann unsere Roboterarme drinstehen, sodass jede Frau das Recht bekommt, vorzeitig Brustkrebs zu erkennen. Das ist auch wieder ein solches Projekt. Sie wollen über 420 Millionen Frauen pro Jahr screenen, um genau dem entgegenzuwirken, sodass keine Frau unbewusst Brustkrebs hat und der dann nicht mehr heilbar ist. Da gibt es viele solcher Projekte, wo wir sagen, es wird einen Durchbruch geben, aber wir müssen auch da diesen Durchbruch zulassen. Es ist nicht immer so, dass alles gewollt ist. Das sind genau diese Dinge, an denen arbeiten wir, aber hauptsächlich soll der Mensch der Mittelpunkt bleiben und der Roboter soll eine Nebensache sein.

Wissenschaft und Kreativität wie im Film?

Johannes Wosilat
Ich glaube, da kommt Dir Dein Glauben auch zugute, weil Du darauf auch Wert legst.

David Reger
Ja, ich lege da extrem viel Wert darauf, dass der Roboter nicht missbraucht wird. Ich will nicht eines Tages im Sterbebett liegen und sagen: „Oh mein Gott, ich habe die Menschheit zerstört, denn plötzlich entwickeln wir uns nicht mehr weiter, weil wir plötzlich Roboter heiraten“ oder was auch immer.

Johannes Wosilat
Wie in dem Film „I, Robot“?

David Reger
Ja, das ist auch nicht so weit von dem wirklichen menschlichen Gedanken entfernt, weil der Mensch so tickt – komischerweise. Also deswegen sage ich auch immer, wir als NEURA, solange ich noch da bin, werden extrem darauf achten, die Robotik eher dorthin zu lenken, dass man sagt, es ist nur ein Device, das Dir hilft. Also es ist nur ein Assistent und ein Helfer, ohne das schlechte Gewissen. Ich sage auch, ich habe ein schlechtes Gewissen meiner Assistentin gegenüber, ihr dumme Aufgaben zu geben. Das ist genau das, was ich sage. Das sollten wir ohne Probleme dem Roboter übergeben können. Ohne Emotionen. Wir haben keine. „Hey, putz mir meine Schuhe!“ oder was auch immer. Ich bin einfach ein Mensch, der darauf achtet und ich sage auch, Menschen sollten wieder menschlicher werden.

Es sollte nichts zwischen den Menschen stehen, sondern der Roboter soll das erledigen. Es gibt eine Rolle im Haus und wir müssen nicht darüber diskutieren, wer jetzt dafür zuständig ist. Ist es jetzt die Frau? Ist der Mann? Das Kind? Wer ist dafür verantwortlich, dass mein Haus sauber ist und dass es mir gut geht? Dass Essen auf dem Tisch steht? Ich sage, es ist der Roboter und wenn meine Frau gern kochen möchte, dann soll sie es tun. Wenn ich gern kochen möchte, soll ich das tun!

Johannes Wosilat
Aber wenn man dabei einfach die Zwiebel nicht gerne schneidet, dann soll das der Roboter tun?

David Reger
Ja, genau! Kochen macht ja Spaß, aber diese ganzen Aufgaben drumherum machen keinen Spaß. Aber genau dort soll es hingehen, wir sollen über diese Dinge entscheiden können und das ist unser Ziel. Wir werden sehen, was die technologische Innovation bringt. Wir sehen ja heute, man geht gezielt mal zwei Wochen auf einen Bauernhof, um dort Zeit zu verbringen. Vor 100 Jahren haben die Leute nur gesagt, wie geil es wäre, wenn sie nicht mehr auf den Bauernhof gehen müssten. Heute gehen wir wieder zurück, weil wir Menschen es irgendwie doch brauchen und genau das Gleiche wird es mal mit der Robotik sein. Es werden so viele Dinge wegfallen, bei denen wir uns heute freuen, dass sie weg sind. Eines Tages denken wir: „Boah! Da gibt’s Kurse!“ Kurse, einfach mal zum Putzen. Dann gibt es wahrscheinlich einfach mal ein Geschäftsmodell „Dirty Homes“ oder so. Man macht ein Haus dreckig, damit jemand zum Putzen kommen kann.

Johannes Wosilat
Das ist jetzt was, wo man lachen kann, aber es kann echt passieren.

Der Mensch ist ein Mensch – trotz aller Innovation

David Reger
Ich bin mir sicher, es wird passieren. Man merkt ja selbst, der Mensch ist eben einfach ein Mensch. Das kann man nicht erklären. Heute lassen sich Leute freiwillig schlagen oder sie lassen sich wie ein Sklave behandeln oder was auch immer. Das sind so Dinge, wo ich dann einfach sage: „Super skurril, wie kommt so was?“, aber letztlich gibt es Menschen, die einfach so ticken, weil es ihnen zu gut geht. Mit der Robotik wird es immer mehr dazu kommen, dass die Menschen die Entscheidung gezielt treffen und sie es nicht tun müssten. Genauso mit dieser Abhängigkeit vom Partner oder einer Abhängigkeit von gewissen Dingen, die tut manchmal gut, weil man einen Klebstoff hat. Doch dann merkt man plötzlich, dass man den nicht mehr hat und plötzlich gehen die Leute crazy. Es gibt viele Dinge, wo ich mir schon auch Sorgen mache und sage: „Gut, wie wird es dann sein, wenn das die Menschen selbst entscheiden können?“ Der Mensch ist nicht bekannt dafür, dass er immer gute Entscheidungen trifft.

Johannes Wosilat
Bestimmt. Vielen Dank.

David Reger
Ich danke.

Johannes Wosilat
Ich habe keine weiteren Fragen.

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