Über gesundes Wachstum und den Schlüssel zum Erfolg
Was ist schwerer: Ein eignes Unternehmen zu gründen oder das der Eltern zu übernehmen? The Hidden Champion ist zu diesem Thema bei einem spannenden Gesprächspartner zu Gast. Diesmal ist Johannes bei der GEWO Feinmechanik GmbH in Wörth und unterhält sich mit Geschäftsführer Andreas Woitzik über Mitarbeit im elterlichen Betrieb, Unternehmensnachfolge, sein Vater als Vorbild, Führungsstile und die Herausforderungen beim Skitourengehen.
Andreas Woitzik leitet zusammen mit seinem Bruder Stefan die GEWO Feinmechanik GmbH im bairischen Wörth. Die beiden Brüder haben das Unternehmen erst vor wenigen Jahren von ihren Eltern übernommen. Vor allem der Vater ist für die beiden ein Vorbild in der Unternehmensführung. Die Überzeugung, dass man als Optimist am besten durchs Leben kommt, hat Andreas von ihm übernommen. Doch der Jungunternehmer setzt auch eigene Akzente im traditionsreichen Familienbetrieb. Beim Bier-nach-Vier können alle 540 Mitarbeiter bei einer zwanglosen Brotzeit mit ihm ins Gespräch kommen. Doch auch im Alltag schätzt er den direkten Austausch mit seinem Team, denn für Andreas ist eines klar: Erfolg hat man nur gemeinsam und mit dem richtigen Teamgeist.
Wenn das Team größer werden soll, vertrauen die Woitzik-Brüder am liebsten auf ihr eigenes Haus. Ein Drittel aller GEWO-Mitarbeiter wurden im eigenen Unternehmen ausgebildet. Auch in Zukunft, wird das wohl so bleiben, denn fast 15 % der Belegschaft sind Azubis. Worauf Andreas beim Recruiting achtet und ob seine Söhne einmal den Betrieb übernehmen sollen oder ob sie darauf genauso wenig Lust haben, wie aufs Skitourengehen mit dem Papa, erfährst Du in unserem Interview.
Interview mit Andreas Woitzik
Johannes: Hallo, mein Name ist Johannes von Hidden Champions und heute bin ich bei Andreas Woitzik von der Firma GEWO. Andreas ist Geschäftsführer der Firma und leitet das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Stefan. Das Unternehmen hat aktuell 540 Mitarbeiter. Ich freue mich sehr, dass ich heute hier sein kann, und ich habe einige Fragen mitgebracht. Andreas, lass uns direkt starten: Was war der beste Rat, den Du je bekommen hast?
Andreas: Der beste Rat, den ich je bekommen habe, war – würde ich fast sagen –, dass ich letztendlich mit dem Feinmechaniker begonnen habe und hier meine ersten Erfahrungen gemacht habe. Das war eigentlich der beste Rat, wenn man es aufs Berufliche bezieht.
Johannes: Und was war Deine wichtigste Entscheidung?
Andreas: Ich denke, die wichtigste Entscheidung war, dass ich im elterlichen Unternehmen nach meiner externen Ausbildung eingestiegen bin und dass ich hier gemeinsam mit meinem Bruder das Unternehmen in der Geschäftsführung voranbringen will.
Johannes: Also war es von vornherein klar, dass Du einmal in den elterlichen Betrieb einsteigst …
Andreas: So klar war das nicht schon immer. Aber natürlich sind wir in den Spänen aufgewachsen, die Eltern haben das Unternehmen gegründet und dann hat man natürlich schon die ein oder andere Feinmechanikluft geschnuppert und deshalb war uns letztendlich ein Stück weit alles in die Wiege gelegt. Aber es war während meiner Jugendzeit nicht immer komplett klar, dass ich später einmal genau hier sein werde.
Johannes: Was war Dein größter Fehler?
Andreas: Mein größter Fehler? Einen riesigen Fehler habe ich jetzt nicht aus dem Stehgreif parat. Es gibt vielleicht ein paar kleinere Themen, dass man mal etwas falsch in Verhandlungen reinging oder so. Aber einen Riesenfehler in meiner Geschichte, den wüsste ich jetzt nicht.
Johannes: Man hat ja dann, wenn eine Entscheidung mal nur halb gut war, wahrscheinlich daraus gelernt …
Andreas: Genau. Das ist das Wichtigste. Mein Vater kommentiert immer recht gerne: „Erfahrung ist die Summe aller Fehler, die man gemacht hat.“ Und letztendlich ist es ja so. Ich sage: „Fehler kann man machen, man muss dazu stehen und man lernt auch daraus, aber man darf nicht zweimal denselben machen.
Johannes: Das klingt gut. Was würdest Du heute anders als vor fünf Jahren machen, wenn Du die Zeit um fünf Jahre zurückschrauben könntest?
Andreas: Das wäre perfekt. Dann hätten wir uns viel, viel besser auf diese Ramp vorbereiten können. Wo wir jetzt mittendrin stecken.
Johannes: Auf was? Auf den …
Andreas: … auf den Ramp. Wir haben ja Umsatzwachstum hinter uns, jetzt im Coronajahr, haben wir 10 Prozent, letztes Geschäftsjahr hatten wir 30 Prozent und die Kunden hätten jetzt gerne 50 Prozent von uns. Und es ist nur äußerst schwierig stemmbar bzw. nicht erfüllbar. Und jetzt haben wir zu kämpfen, wie wir den Kunden die Aufträge zurückgeben, sehr sanft, weil wir sehr wenige, sehr langjährige Kunden haben. Und wenn ich das vor 5 Jahren gewusst hätte, dann hätten wir natürlich viel mehr schon in Richtung Erweiterungen arbeiten können.
Johannes: Also auf noch größeres Wachstum hin?
Andreas: Genau. Wir haben ja das Wachstum teilweise aus dem Stehgreif raus gemacht und wurden nicht lange von unseren Kunden darauf vorbereitet. Wir sind eigentlich einen Schritt hinterher anstatt voraus und ich habe es immer lieber, dass ich voraus bin anstatt hinterher.
Johannes: Was für ein durchschnittliches Wachstum habt Ihr pro Jahr?
Andreas: Durchschnittliches Wachstum der letzten 40 Jahre waren 8,5 Prozent.
Johannes: auf die letzten 40 Jahre und die letzten Jahre waren wahrscheinlich noch …
Andreas: … noch höher, ja, genau.
Johannes: Na gut, man spricht ja ganz oft von einem gesunden Wachstum. Aber was ist gesund, wenn die Nachfrage da ist?
Andreas: (lacht) Genau. Aber gerade mit dem gesunden Wachstum kämpfen wir eben massiv, weil eine Struktur oder eine Mitarbeiter-Prozesslandschaft eben nur ein gewisses Maß verträgt. Wenn man zu schnell wächst, hat man natürlich die Gefahr, dass man irgendwie den Anschluss verliert und zum Zweiten die Qualität – und bei GEWO steht die Top-Qualität an erster Stelle. Und damit die gewahrt bleibt, muss man natürlich auch ganz stark aufpassen.
Johannes: Was macht Euch als einen Hidden Champion aus?
Andreas: Ich glaube, dass GEWO ein Hidden Champions ist, liegt ganz besonderes in der Leidenschaft, mit der wir an die Produkte unserer Kunden herangehen und uns da extrem vom Markt abheben. In unserer Branche noch mal das zu tun, wo andere aufhören, würde ich fast sagen. Sprich, wir suchen das letzte Mü in der Zerspanung und das ist sehr ausgefallen und da haben wir richtig Spaß daran. Da gehen wir sehr tief rein. Und natürlich ganz, ganz stark ist unsere reinraumtaugliche Reinigung in Kombination mit Montage. Ich glaube, da heben wir uns extrem ab und sind natürlich gemeinsam mit unseren Kunden sehr erfolgreich in der Halbleiter-Branche. Und ich glaube, da versteckt sich der Hidden Champion.
Johannes: Okay, das waren die fünf Shorts. Jetzt kommt das eigentliche Interview. Wie kommt man durchs Leben?
Andreas: Ja, wie kommt man durchs Leben? Durchs Leben kommt man nur so gut, wie man es sich selber macht, würde ich mal sagen. Und es ist wichtig, dass man mit positiver Energie den Tag startet und am besten auch so aufhört. Ich komm gut durchs Leben, wenn ich alles positiv sehe. Das Glas ist halb voll und nicht halb leer und es ist immer wichtig, auch in der Belegschaft, im Team, immer wieder daran zu erinnern. Das Glas ist halb voll und das ist meines Erachtens absolut wichtig, hier eine positive Herangehensweise zu haben und immer Lösungen zu suchen und nicht die Fehler hochzuheben.
Johannes: Okay, da hat wahrscheinlich auch Dein Vater seinen Beitrag zu Deiner Sichtweise geleistet.
Andreas: Genau, der hat auch immer gesagt: Geht nicht, gibt’s nicht, denn wer sucht, findet immer Lösungen. Es gibt natürlich spezielle, schwierige Themen, in welche Richtung auch immer. Aber man findet zu allem eine Lösung und da muss man halt konstruktiv daran arbeiten. Und wenn man ein gutes Team hat, dann klappt es.
Johannes: Du hast vorhin gesagt, Ihr habt, aktueller Stand, 540 Mitarbeiter. Wie gewinnt Ihr die? Ich meine, wir sind hier bei Euch in einer Gegend in der Nähe von München, aber Ihr habt hier sicherlich auch Eure Schwierigkeiten Mitarbeiter zu finden, vor allem bei Eurem Wachstum.
Andreas: Genau richtig! Das ist die größte Schwierigkeit von uns – Personal zu gewinnen. Und wir machen auch kein Marketing, überhaupt keine Werbung. Vor einem Jahr hatten wir noch gar niemand fürs Marketing angestellt. Jetzt haben wir zwei Halbtagskräfte und der Fokus liegt nur auf HR-Marketing, sprich, wir suchen nur oder wir machen das Branding von GEWO attraktiv für Mitarbeiter. Kundenaufträge haben wir eh viel zu viel. Da dürfen wir gar keine Werbung machen. Unsere Hauptaufgabe ist rein die Personalgewinnung und ich glaube der Haupt-Key ist unsere eigene Ausbildung. Wir haben aktuell in dieser Nummer von 540 Mitarbeitern 90 Auszubildende in vielen verschiedenen Berufen und das ist der Schlüssel für morgen.
Johannes: Wahnsinn, das sind ja 25 Prozent der Belegschaft. Okay, das heißt, das Unternehmen ist extrem jung …
Andreas: Ja, wir sind extrem jung und jeden dritten Mitarbeiter, den man bei uns hier treffen kann, der ist aus eigener Ausbildung.
Johannes: Okay, dann ist das eigentlich der Schlüssel?
Andreas: Das behaupten wir, das ist unser Schlüssel zum Erfolg, eigens die Mitarbeiter zu rekrutieren, gleich schon von der Schule weg. Wir spenden hier relativ viel Aufwand. Wir haben circa dreizehn Berufsschulmessen, wie man das auch immer nennen will, gehen da aktiv hin, machen gute Werbung und zudem haben wir über 100 Schnupper-Lehrlinge, Praktikanten, übers Jahr bei uns für je mindestens eine Woche vor Ort. Und das ist auch zugleich die Eintrittskarte. Entscheidend dafür, ob jemand die bekommt oder nicht ist letztendlich die Praktikums-Woche und nicht das Zeugnis.
Johannes: Du bist jetzt seit knapp sieben Jahren Geschäftsführer. Gibt es Sachen, die Du heute anders machst als Dein Vater?
Andreas: Ja, natürlich gibt es Sachen, die man sich halt anders aneignet, aber grundsätzlich nimmt man natürlich gern erfolgreiche Methoden an oder übernimmt sie. Aber das ein oder andere digitale Thema haben mein Bruder und ich noch mehr zu betonen versucht. Allerdings muss ich sagen, der Vater war immer ein absolut innovativer Unternehmer und er wollte immer das neueste und modernste an Technologie im Haus haben. Teilweise mussten wir ihn sogar ein bisschen bremsen, wenn man nur Beta-Maschinen im Haus hat, die neuesten zwar, aber die funktionieren nicht, dann bringt das auch nichts. Ein Mix aus beiden ist gut und das ist halt wieder die Erfahrung, die ich vorher erwähnt habe. Wenn man viele Beta-Maschinen hatte und viel Erfahrung damit, dann weiß genau, ob man bei dem nächsten Invest-Spektrum wieder so einen „Piloten“ haben will oder ob man ein bisschen stabiler fahren will.
Johannes: Okay, aber wenn man viele Betas hat, dann weiß man, wie ein Alpha aussehen könnte. Ja genau.
Andreas: (lacht) Ja genau, aber die Tendenz geht momentan eher ein bisschen mehr in Richtung Alpha, weil die Erfahrung gezeigt hat, dass Betas Energie und Zeit ohne Ende fressen. Es ist zwar toll, dass man absolut vorne ist, aber manchmal darf auch gerne der Wettbewerber die Beta-Maschinen zu Alpha entwickeln und dann kauft man sich so eine.
Johannes: Bist Du denn stolz darauf, was Du bisher erreicht hast?
Andreas: Ja, ich bin schon stolz darauf, was wir hier gemeinsam erreicht haben. Nicht auf das, was ich alles allein erreicht habe, weil allein kann man das gar nicht erreichen, was die Firma GEWO erreicht hat. Dazu gehört immer das Team, die ganze Mannschaft, die tollen Mitarbeiter – nur so kommt man nach vorne. Gut, man muss dann zwar schon das Boot lenken, irgendwie, dass man ein Ziel vorausgibt, aber man bindet ja sein Team mit ein und machte nicht jede Entscheidung komplett allein. Zumindest lebt meine Geschäftsführung so, dass ich meine Mitarbeiter mit einbeziehe und dann ein stückweit gemeinsam die Entscheidung getroffen wird.
Johannes: Sprecht Ihr Euch viel ab, Du und Dein Bruder?
Andreas: Ja, das ist ganz wichtig, dass man gut abgestimmt ist. Wir pflegen das so, dass wir dreimal in der Woche eine halbe Stunde zum Tagesstart haben und dann jede zweite Woche machen wir einen halben Freitag Unternehmensentwicklung. Wo wollen wir zum Beispiel 2031 sein? Da wird GEWO 50 Jahre alt. Wo werden wir in der Zukunft sein? Unternehmensentwicklung ist der Termin.
Johannes: Das machen andere immer zum Neustart oder über die Weihnachtsfeiertage. Spannend, dass Ihr das alle zwei Wochen macht …
Andreas: Ja, die Grundausrichtung, da stimme ich zu, dass man das nur einmal macht, aber man kann ja nicht einmal kurz alles entscheiden und setzen und nicht mehr nachjustieren. Und wir arbeiten halt frequent am Nachjustieren, auch für langfristige strategische Themen.
Johannes: Wer ist dann da alles dabei?
Andreas: Also in dem Termin sind wir komplett allein und wenn wir das Gefühl haben, dass wir hier wen dazu holen sollen, dann macht man es. Ist aber eher selten. Aber manchmal holen wir uns externe Hilfe dazu von einer Unternehmensberatung, die uns dann in eine Richtung coacht, die gerade auf der Agenda steht.
Johannes: Wenn Du morgen mit einer neuen Eigenschaft aufwachen würdest, welche wäre das?
Andreas: Welche Eigenschaft ich morgen gern hätte? Nun da gibt es mehrere, nicht nur eine, aber ich bin jetzt nicht so der Frühaufsteher. Vielleicht wird es für mich ein bisschen einfacher, wenn ich etwas leichter aufstehen würde.
Johannes: Da musst Du einfach ein Kind kriegen.
Andreas: (lacht) Ich habe schon zwei Kinder, da habe ich schon Erfahrung. Allerdings haben die relativ gut geschlafen. Immer.
Johannes: Wo wir gerade davon sprechen: Du hast zwei Kinder, zwei Söhne, und die haben auch ihre erste Erfahrung hier gemacht. Du bist ja selbst gerade erst als Geschäftsführer angetreten, aber wie wirst Du Deine Kinder an das Thema Unternehmertum oder Nachfolge heranführen?
Andreas: Ich glaube, ich habe schon tolle Erfahrungen machen dürfen. Zum Ersten hat der Vater uns früh genug immer rein freiwillig auf die Reise mitgenommen. Naja, ganz freiwillig nicht. Also zum Jugendalter war schon Arbeitspflicht angesagt, samstags oder unter der Woche nach der Schule. Also da waren ein paar Jahre dabei, wo man nach der Schule mithelfen musste im elterlichen Unternehmen. Allerdings dann zur Ausbildung hin war alles komplett freiwillig und es hat keiner gesagt, ich soll den Beruf erlernen. Ich werde da meine Kinder auch nicht so stark in die Richtung zwingen, dass sie arbeiten müssen. Allerdings freut’s mich natürlich, wenn sie wie jetzt aktuell in den Ferien gerne bei uns mitarbeiten, damit die sehen, für was wir in der Firma arbeiten. Und die sind auch jetzt schon selber dabei, dass sie Bauteile einspannen, ausspannen, nachkontrollieren und da haben die Riesenfreude dran. Und so will ich sie jetzt schon mal heranführen, dass sie hier vielleicht daran Gefallen finden. Der Große hat sich zu Weihnachten zum Beispiel einen 3D-Drucker gewünscht. Der konstruiert jetzt schon Bauteile, druckt die dann, hat dann schon irgendwo die Technik dahinter mit dem Post-Processing und so weiter. Also einfach, dass man die Kinder da schon heranführt und das Ganze einfach schmackhaft gestaltet. Wann die Unternehmensübergabe losgeht … Also bei den Eltern war es relativ früh, sprich ich glaub da wurden schon nach ein paar Jahren die ersten Anteile überschrieben, damit natürlich die Erbschaftsteuer nicht so stark zuschlägt. Deshalb kann man da nie früh genug an das Thema denken.
Johannes: Wie führst Du das Unternehmen?
Andreas: Ich glaub, ich bin ein sehr ruhiger Geschäftsführer. Ich denke, ich habe immer ein offenes Ohr für jeden. Ich glaube, ich bin wenig cholerisch unterwegs und höre mir immer alles an und somit führe ich das Unternehmen gerne in Einbezug der ganzen Mitarbeiter. Natürlich haben wir hier verschiedene Abteilungsleitungen und so weiter dabei und da ist natürlich der Austausch sehr hoch. Aber das heißt nicht, dass man nicht mit jedem Mitarbeiter spricht. Wir haben zum Beispiel ganz frisch Bier-nach-Vier eingeführt, sprich einen Donnerstag im Monat gibt es eine Veranstaltung, 15 Minuten Präsentation „Was ist so los?“ und dann gibt es ein Bier und eine Brotzeit und einen lockeren Austausch. Das ist freiwillig, wer kommt, der kommt und der kann sich auch mit der Geschäftsführung unterhalten.
Johannes: Cool, das führen wir auch ein. Was hältst Du von Hierarchien?
Andreas: Also ich bin da eher in dem Bereich, das schon wichtig ist, dass Strukturen vorhanden sind, dass einer, der nicht genau weiß, wo es langgeht, ganz klar weiß, wo er hingehen muss, damit hier eine Entscheidung getroffen wird. Ich persönlich bin in dem Bereich vielleicht etwas konservativ noch unterwegs, allerdings bin ich offen für New Work oder ähnliches. Aber das heißt nicht, dass ich morgen das New Work einführen will und die komplette Organigramm-Struktur auf eine Ebene stellen. Aber ich bin offen dafür, dass ich weiß, dass sich was auf dem Arbeitsmarkt bewegt. Das ist ganz wichtig, dass man am Zahn der Zeit ist und mitbekommt, was ist auf dem Markt so los. Wir haben da immer was mitnehmen können und man hat immer was Gutes gelernt. Auch wenn man nur 10 Prozent von dem, was man sieht und hört, im eigenen Unternehmen verwirklicht.
Johannes: Wie wichtig ist Perfektionismus?
Andreas: Der ist sehr wichtig bei unserem Beruf. Perfektion steht bei uns absolut an erster Stelle. Wenn auf der Zeichnung eine Ebenheit von zwei My gefordert ist, dann muss die mindestens zwei My haben, besser ist immer gut. Das ist schon sehr wichtig. Da bin ich, glaube ich schon sehr fordernd, dass die Sachen perfekt sind.
Johannes: Ich habe noch ein paar persönliche Fragen an Dich: Hast Du einen Mentor?
Andreas: Mentor würde ich nicht sagen. Ich habe schon beim Design oder Training bei anderen Führungskräften mitgemacht; das hat mir einiges gebracht. Da hat man dann einige Beratungsthemen gehabt, wo man hier in diese Richtung unterstützt wurde. Aber dass ich sage, ich habe einen fixen Partner, der mich hier unterstützt und trainiert, war noch nie der Fall.
Johannes: Wofür in Deinem Leben bist Du am dankbarsten?
Andreas: Am dankbarsten bin ich, dass ich meine Familie habe mit meiner Frau und meinen zwei Kindern, dass es gut läuft, dass wir uns gut verstehen und dass gesundheitlich soweit alles gut in Schuss ist. Ich glaube, dass ist für mich das aller Allerwichtigste.
Johannes: Welche Eigenschaft schätzt Du bei Deiner Frau am meisten?
Andreas: Wir ergänzen uns super, auch im privaten, im sportlichen Bereich, sodass wir hier gemeinsame Interessen haben, sei es jetzt in Richtung Sport, Urlaub oder auch Familie. Sie hält mir den Rücken komplett frei mit den Kindern und mit der ganzen Organisation im Privaten. Da ist meine Frau top stark unterwegs und stützt mich total, damit ich die ganze Energie fürs Unternehmen – während der beruflichen Zeit! – leben kann. Aber Urlaub ist ganz klar Urlaub ich habe 30 Tage Urlaub im Jahr, die mache ich auch und da ist Urlaub. Da arbeite ich nicht und ich schaue keine Mails an und wenn mich wer braucht, muss er mich aktiv telefonisch kontaktieren, sonst gibt es keine Meldung.
Johannes: Was ist Deine schönste Erinnerung?
Andreas: Es gibt da einige tolle Beispiele. Wenn wir jetzt in diesem Bereich sind, sind meine schönsten Erinnerungen die größten Dreitausender, die wir in Österreich via Skitour gemacht haben. Man klebt beim Skitourengehen unter den Schienen so Felle dran und dann geht man hoch. Das ist anstrengend, aber man kommt dahin, wo man ständig allein ist, man kommt an unberührte Natur, unberührte Flächen, Hänge, Abfahrten kann man da als erster in den frischen Schnee machen. Das ist Balsam für die Seele.
Johannes: Wie viel Stunden braucht man, um ein Dreitausender zu besteigen?
Andreas: Das hängt davon ab, wie steil es ist, wie die Tour hochgeht und wo man los geht. Aber ich sage jetzt mal, so typische Touren, die jetzt in meiner Gewichtsklasse funktionieren, sind so zwischen 1000 und 2000 Höhenmeter hoch und das variiert. Wenn man auf der Piste 1000 Höhenmeter macht, kann man das in einer dreiviertel Stunde schaffen. Wenn man das im freien Gelände geht, dann können das bis zu acht, neun, zehn Stunden werden. Das ist komplett verschieden.
Johannes: Na schön, das ist ein tolles Hobby.
Andreas: Das ist Hobby Nummer eins unserer Familie. Alles, was mit Ski zu tun hat, das ist unser Hobby schlechthin. Deshalb freut es mich so, dass die richtige Jahreszeit gerade kommt.
Johannes: Ja, das stimmt, das dauert nicht mehr lange. Was bedeutet für Dich Erfolg?
Andreas: Erfolg bedeutet für mich, wenn man seine Ziele verwirklichen kann, am besten gemeinsam mit dem Team. Und, natürlich ganz, ganz wichtig, wenn man auch noch damit Geld verdient. Das was übrig bleibt, das ist für mich, monetär gemessen, Erfolg. Wenn man sich jetzt auf andere Kennzahlen bezieht, dann kann man im Privaten genauso sagen: Erfolg ist, wenn man sich in der Familie gut versteht. Wenn man mit den Kindern gemeinsam ein super Verhältnis hat und gemeinsam einen tollen familiären Umgang miteinander hat. Das ist genauso Erfolg. Aber grundsätzlich: Erfolg, gemessen am Unternehmen, ist für mich ganz wichtig, dass unterm Schlussstrich vom Geschäftsjahr Gewinn stehen muss.
Johannes: Damit der Spaß weitergehen kann …
Andreas: Genau. Damit Budget da ist, um zu investieren, damit wir ständig an der Zukunft, am Zahn der Zeit bleiben und mit dem besten Equipment ausgestattet sind.
Johannes: Man lernt in der Schule ja nicht das Thema Finanzen oder nur sehr wenig dazu. Wie geht man mit Geld um? Bringst Du Deinen Kindern das bei?
Andreas: Ja, also ich versuche natürlich schon, den Kindern beizubringen, dass es auf der ganzen Welt erstens mal nicht gleich ist, wie man Geld verdient. Zum Zweiten ist es mir auch wichtig: Wie geht man mit Geld um? Und da versuche ich sehr wohl, dass ich den Kindern beibringe, was es heißt, Geld zu verdienen und wie. Wie wichtig ist dieser Wunsch, den er sich gerade käuflich erfüllen will, braucht man den jetzt wirklich oder ist der vielleicht auch in einer Woche weg oder obsolet? Ich finde ganz wichtig, dass die Kinder selber was erarbeiten müssen und man auch schaut, dass sie ein Feeling dafür bekommen, wie viel man arbeiten muss, damit man Geld hat und man sich auch was kaufen kann.
Johannes: Eine letzte Frage: Was bedeutet für Dich Risiko?
Andreas: Risiko ist für mich ein sehr klarer Begriff. Ich verstehe darunter, dass man einen Weg einschlägt oder Entscheidungen trifft, die einen schlechten Nachgang mit sich bringen können. Sprich, wenn das Feedback oder die Antwort irgendwann später eine Verschlechterung einer Situation hervorruft. Wenn man zum Beispiel jetzt sagt: Wir investieren den oder den Invest, sind uns aber noch gar nicht sicher, ob das was werden wird. Das heißt aber auch, dass eine riskante Sache nicht immer negativ ausgehen muss. Wenn man Risiko wagt, hat man auch Chancen. Da muss man halt auch immer mit der richtigen Dosierung Risiko rangehen, aber auch mit der richtigen Sicherheit dazu. Aber man darf natürlich nicht immer nur mit der höchstmöglichen Sicherheit unterwegs sein im Leben, weil wenn man was mehr wagt oder mehr Risiko eingeht, hat man auch mehr Chancen.
Johannes: Andreas, ich danke Dir vielmals für das sehr spannende Interview.
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